Tausende Migranten stauen sich in Griechenland – Chaos droht

Die Regierung in Athen versucht, das drohende Chaos abzuwenden. Im Hau-Ruck-Verfahren wurde am Morgen ein neues Aufnahmelager nahe Thessaloniki in Betrieb genommen.
Titelbild
In der griechischen Hafenstadt Piräus sind wieder tausende Flüchtlinge angekommen.Foto: Yannis Kolesidis/dpa
Epoch Times24. Februar 2016
In Griechenland sitzen immer mehr Flüchtlinge fest, die nicht mehr nach Westeuropa weiterreisen können. Aus der Türkei setzen weiter täglich rund 2000 Migranten mit Booten in das EU-Land über, aber im Norden lässt Mazedonien nur wenige Syrer und Iraker die Grenze passieren.

Es bildet sich ein Rückstau auf der sogenannten Balkanroute, abgewiesene Migranten irren in den Städten, auf den Fernstraßen und an der Grenze herum. Die Regierung Athen scheint überfordert, und Hilfsorganisationen warnen: Das Land könne die Last kaum stemmen.

Der Chef des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR), Filippo Grandi, sagte, die Griechen bräuchten Hilfe und die Vereinten Nationen würden sie liefern. Grandi inspizierte am Mittwoch die Lage in dem Land. Auf der Insel Lesbos habe er die Angst in den Augen der Flüchtlinge gesehen, sagte er. Er zeigte sich zufrieden mit der Hilfe, die die Küstenwache auf der griechischen Seite der Grenze leistet. Die Aufnahme und die Registrierzentren liefen gut, auch wenn vieles noch verbessert werden könne.

Seit Montag sind an Bord von Fähren 9000 Flüchtlinge in Piräus angekommen. Am späten Mittwochabend wurden weitere 2000 erwartet. Und allein auf der Insel Lesbos warteten knapp 3000 Migranten auf die nächste Fähre, die sie zum Festland bringen soll, wie der örtliche Sender ERT-Ägäis berichtet.

Auch an der Grenze zu Mazedonien harrten am Mittwoch mindestens 4000 Menschen aus. Die mazedonischen Grenzpolizisten erlauben nur kleineren Gruppen von Flüchtlingen die Einreise, wie Mitarbeiter humanitärer Organisationen berichteten. Um die Mittagszeit wurde die Grenze vorübergehend für mehr als drei Stunden komplett geschlossen.

„Griechenland wird in ein riesiges Migrantenlager verwandelt“, schrieb das Nachrichtenportal „To Proto Thema“. Das Land werde mit dem Zustrom der Migranten nicht fertig, warnte die konservative Zeitung „Kathimerini“.

Migrationsminister Ioannis Mouzalas hat die Griechen in den vergangenen Tagen darauf vorbereitet. „Bis zu 70 000 Menschen könnten hier steckenbleiben“, sagte er wiederholt.

Die Regierung in Athen versucht, das drohende Chaos abzuwenden. Im Hau-Ruck-Verfahren wurde am Morgen ein neues Aufnahmelager nahe Thessaloniki in Betrieb genommen. Migranten sollen in verlassenen Kasernen untergebracht werden, Bürgermeister öffneten Sporthallen.

Am zentralen Viktoria-Platz von Athen verbrachten Hunderte Migranten die Nacht im Freien. Einwohner ließen die Flüchtlinge in den Treppenhäusern Schutz suchen, als es am Vormittag anfing zu regnen. Viele Bürger verteilten Essen und warme Getränke.

Kaum ein Migrant will in Griechenland bleiben: Die meisten wollen nach Norden, insbesondere nach Deutschland. Einige Afghanen sagten, sie überlegen, über Albanien weiterzureisen.

Der Leiter der griechischen Sektion der Internationalen Migrations-Organisation (IOM), Daniel Esdras, sagte: „Diese Menschen werden den alten Weg über die Häfen von Patras und Igoumenitsa nehmen“, sagte er dem Nachrichtensender Skai. Von diesen westgriechischen Häfen aus seien früher Flüchtlinge Richtung Italien aufgebrochen.

Auch entlang der Fernstraße zwischen Athen und Thessaloniki harren Migranten aus. Griechische Bauern blockieren aus Protest gegen neue Steuern und höhere Rentenbeiträge die wichtige Autostraße E-75 und lassen niemanden durch. Hunderte Migranten mussten die Nacht in Bussen verbringen. „Wir wollen los“, skandierten verzweifelte Migranten – darunter auch viele sichtlich erschöpfte und kranke Kinder – wie das griechische Fernsehen zeigte.

(dpa)


Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion