Tote bei Angriff auf Kabuler Regierungsgebäude

Die afghanische Hauptstadt Kabul wird erneut von einem Anschlag erschüttert. Diesmal wollen die Angreifer offensichtlich in einem Komplex von Regierungsgebäuden viele Geiseln nehmen.
Titelbild
Aus einem Regierungsgebäude steigen nach einer Explosion Flammen auf.Foto: Rahmat Gul, AP/dpa
Epoch Times24. Dezember 2018

Bei einem Angriff auf ein Regierungsgebäude in der afghanischen Hauptstadt Kabul ist eine unbekannte Zahl an Beamten als Geiseln genommen worden.

Ein Polizist sowie drei Angreifer seien getötet worden, bestätigten die Sprecher des Innenministeriums, Nasrat Rahimi, und der Kabuler Polizei, Basir Mudschahid.

Vor dem Ministerium für öffentliches Bauwesen war am Nachmittag eine Autobombe detoniert. Danach stürmte laut Rahimi eine unbekannte Anzahl von Angreifern ein nahe gelegenes Gebäude des Ministeriums für Arbeit, Soziales, Märtyrer un d Behinderte. Von diesem aus würden die Angreifer auf weitere Regierungsgebäude in der Umgebung feuern.

Rund fünf Stunden nach Beginn des Angriffs am Nachmittag hätten die Sicherheitskräfte rund 260 Beamte in Sicherheit gebracht, sagte Mudschahid.

Das Gesundheitsministerium bestätigte bisher vier Verletzte. Das Gebiet im Osten Kabuls wurde weitläufig abgesperrt. Sicherheitskräfte seien dabei, die restlichen Geiseln zu befreien und das Gebiet zu sichern, so Mudschahid. Ob und wie viele Angreifer noch am Leben seien, sei weiter unklar.

Ein Regierungsbeamter, der in einem Amt in der Nähe des betroffenen Ministeriums arbeitet, berichtete der Deutschen Presse-Agentur von zwei Explosionen, die relativ kurz hintereinander zu hören gewesen seien und einer weiteren mehrere Minuten später. Er habe intensive Feuergefechte gehört. Der Beamte berichtete, dass sich in der Nähe des Anschlagortes auch ein Büro der Vereinten Nationen befinde.

Menschen, die offensichtlich in den Regierungsgebäuden festsaßen, posteten im sozialen Netzwerk Facebook: „Sie töten alle. Ich weiß nicht, was ich tun soll? Es gibt kein sicheres Versteck“, schrieb ein Nutzer. Man solle für ihn beten, bat der Mann. Eine unabhängige Überprüfung ist nicht möglich.

Bisher bekannte sich niemand zu dem Anschlag. Es handelt sich um den 22. große Anschlag in der afghanischen Hauptstadt in diesem Jahr. Dabei starben insgesamt mehr als 500 Menschen. Den Großteil der Anschläge reklamierte die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) für sich.

Erst am Sonntag wurden in Afghanistan der Verteidigungs- und Innenminister ausgetauscht. Die Sicherheitslage hatte sich in den vergangenen Monaten weiter verschlechtert. Die afghanische Regierung kontrolliert nur noch wenig mehr als die Hälfte der Bezirke des Landes. Weitere 30 Prozent sind umkämpft.

Asadullah Chalid und Amrullah Saleh, die das Verteidigungs- und Innenressort bis zu ihrer Bestätigung im Parlament geschäftsführend übernehmen, gelten als Anti-Taliban-Hardliner. Beide haben in der Vergangenheit bereits den Geheimdienst NDS geleitet.

Sie kritisierten in den vergangenen Monaten aber auch die Kriegsführung unter Präsident Aschraf Ghani stark. Die radikalislamischen Taliban setzen den Sicherheitskräften der Regierung stark zu, Militärkreisen zufolge fallen täglich 35 Soldaten und Polizisten in Gefechten und Anschlägen.

Am Donnerstag waren zudem Berichte in US-Medien erschienen, wonach die US-Regierung die Hälfte ihrer 14 000 Soldaten aus Afghanistan abziehen wolle. Die bisher unbestätigten Berichte hatten für Unruhe bei der afghanischen Regierung, Bevölkerung sowie bei den Nato-Bündnispartnern gesorgt, die ebenfalls Soldaten in Afghanistan stationiert haben, darunter auch Deutschland. Gleichzeitig laufen Bemühungen, den Krieg politisch zu beenden. Dazu gab es jüngst mehrere Direktgespräche zwischen den USA und Vertretern der Taliban. (dpa)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion