Türkische Grenzstadt in Angst vor Raketen aus Afrin

Seit Beginn der türkischen Offensive gegen die syrischen Kurden in Afrin lebt die türkische Grenzstadt Reyhanli in Angst. "Wer es sich leisten kann, geht", sagt ein Anwohner. Viele hätten aber keine andere Wahl als zu bleiben. "Ich rufe die Regierung auf, sich um Reyhanli zu kümmern."
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Raketeneinschlag in Reyhanli an der türkisch-syrischen Grenze.Foto: OZAN KOSE/AFP/Getty Images
Epoch Times2. Februar 2018

Seit Beginn der türkischen Offensive gegen die syrischen Kurden in Afrin lebt die türkische Grenzstadt Reyhanli in Angst vor Raketen aus Syrien.

Gerade erst haben Straßenfeger die Trümmer des letzten Einschlags beseitigt, da ist schon eine neue Explosion zu hören. Keine 300 Meter vom ersten Einschlag entfernt sind zwei weitere Raketen detoniert. Sirenen sind zu hören, ein Verletzter wird fortgebracht, zurück bleibt ein Krater im Asphalt.

„Zwei heute morgen und nun zwei weitere“, grummelt ein Wachmann, während er die Einschlagstelle absperrt. „Was steht ihr hier“, schreit er eine Gruppe Passanten an. „Wollt ihr sterben oder was?“ Erst am Mittwoch starb die 17-jährige Fatma Avlar, als eine Rakete das Haus ihrer Familie traf. Allein an diesem Tag gingen fünf Geschosse in der Stadt nieder, dutzende waren es seit Beginn der Offensive.

„Heute ist sie hier eingeschlagen, doch hätte es auch mein Haus treffen können“, sagt der 23-jährige Ahmet Olgun, während er auf das klaffende Loch im Dach des Hauses starrt, in dem Avlar starb. Die Fassade des zweistöckigen Wohnhauses ist nur noch eine Masse aus geborstenem Beton und Metall. „Wir brauchen eine Lösung“, sagt der Beamte Hüseyin Filiz. „Unser Viertel wurde zwei Mal in zwei Tagen getroffen.“

Die Behörden wollten, dass die Leute nicht auf die Straße gehen, doch die Raketen träfen auch die Häuser, sagt Filiz. Einige Einwohner seien schon in Städte geflohen, wo sie in Sicherheit vor den Raketen der kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) sind. „Wer es sich leisten kann, geht“, sagt Filiz. Viele hätten aber keine andere Wahl als zu bleiben. „Ich rufe die Regierung auf, sich um Reyhanli zu kümmern.“

Besondere Sorge machen dem Beamten des Stadtteils Gültepe die Tankstellen. „Sie müssen geleert werden, denn wenn eine Rakete sie trifft, wird das Feuer ganz Reyhanli in Brand stecken“, sagt er. Wie die meisten Einwohner, die die Nachrichtenagentur AFP sprach, steht er trotz der Sorgen um die eigene Sicherheit hinter der Operation „Olivenzweig“, mit der Ankara die YPG-Kämpfer von der Grenze vertreiben will.

Die Türkei betrachtet die Präsenz der YPG an ihrer Grenze als Bedrohung, da die Gruppe eng mit der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) verbunden ist, die seit 1984 einen blutigen Kampf gegen die türkischen Staat führt. In der Türkei findet der Militäreinsatz in Politik, Medien und Bevölkerung breite Unterstützung, doch trotz allem nationalistischen Überschwang bleibt in Reyhanli die Angst.

In wenigen Tagen enden die Winterferien und viele Eltern fürchten um die Sicherheit ihrer Kinder. „Ich habe fünf Kinder, drei von ihnen werden in wenigen Tagen in die Schule zurückkehren“, sagt ein Mann in Lederjacke und grüner Kappe. „Sie haben Angst und können nachts nicht schlafen. Meine Familie ist psychologisch verunsichert. Wir wissen nicht, was auf uns fallen wird oder wann.“ (afp)



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