Türkische Notenbank hebt Leitzins weiter an

Die türkische Notenbank stemmt sich mit weiteren Zinsanhebungen gegen die Schwäche der Landeswährung Lira. Wie die Zentralbank in Ankara mitteilte, steigt der Zins für einwöchiges Notenbankgeld um 1,25 Prozentpunkte auf 17,75 Prozent.
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Der Kurs der türkischen Lira war dramatisch abgesackt.Foto:  Can Merey/dpa
Epoch Times7. Juni 2018

Nur zwei Wochen nach der letzten Zinsanhebung hat die türkische Zentralbank erneut ihren Leitzins erhöht, um den Verfall der Lira aufzuhalten und die Inflation zu bekämpfen. Wie die Zentralbank am Donnerstag nach einer regulären Sitzung mitteilte, wurde der Einwochenzins um 1,25 Prozentpunkte auf 17,75 Prozent angehoben. Zuletzt hatte sie bei einer außerordentlichen Sitzung am 23. Mai den Leitzins um 3,0 Prozentpunkte erhöht.

Die Inflation lag im Mai bei 12,15 Prozent gegenüber 10,85 Prozent im April. Die Lira verlor zudem seit Jahresbeginn massiv an Wert gegenüber dem Dollar und dem Euro, legte jedoch nach der Intervention der Zentralbank am 23. Mai wieder zu. Nach der erneuten Anhebung des Leitzinses am Donnerstag gewann die Lira 1,7 Prozent und notierte bei 4,47 im Vergleich zum Dollar.

Die Zentralbank hatte Ende Mai ihre Zinspolitik reformiert. So wurde der Einwochenzins zum Schlüsselzinssatz erklärt – statt wie bisher der Spätausleihungssatz. Dieser ist fortan gleich dem Einwochenzins. Die Zentralbank hatte über Jahre ein unübersichtliches System aus mehreren Zinssätzen verwendet. Die Reform wurde von den Märkten positiv aufgenommen.

Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte sich lange gegen eine Anhebung der Leitzinsen gewehrt, um das Wachstum der Wirtschaft nicht zu gefährden. Während eines Besuchs in London Mitte Mai sprach er sich in einem Interview für eine stärkere Kontrolle der Geldpolitik durch die Regierung aus. An den Märkten sorgte dies für Unruhe und befeuerte die Talfahrt der türkischen Währung.

Nach der Intervention der Zentralbank im Mai versicherte Erdogan, dass sich die Regierung auch in Zukunft „an die globalen Prinzipien der Geldpolitik“ halten werde. Der für Wirtschaft zuständige Vizeregierungschef Mehmet Simsek sagte zudem in einem Interview mit dem „Handelsblatt“ vom Donnerstag: „Die Zentralbank wird unabhängig bleiben. Punkt.“

In der Türkei stehen am 24. Juni vorgezogene Parlaments- und Präsidentschaftswahlen an, bei denen Erdogan auf ein weiteres Mandat hofft. Die positive Entwicklung der Wirtschaft war in den vergangenen Jahren stets ein wichtiger Faktor für seinen Erfolg an den Urnen. Die Währungskrise könnte Erdogan aber ernsthaft in Bedrängnis bringen. (afp)



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