Türkische Offensive auf Syriens kurdische Miliz: Bisher 181 militärische Ziele getroffen

Die Türkei startete am 9. Oktober einen Angriff auf verschiedene militärische Ziele im Nordosten Syriens. Türkischen Medienberichten zufolge marschierte die Türkei nun an verschiedenen Stellen mit Bodentruppen in "kurdisches" Gebiet ein. Es gibt erste Todesmeldungen.
Titelbild
Dieses vom türkischen Verteidigungsministerium zur Verfügung gestellte Foto zeigt eine militärische Operation an der türkisch-syrischen Grenze. Die Türkei hat nach Luftangriffen gegen kurdische Milizen in Nordsyrien nun auch eine Offensive mit Bodentruppen begonnen.Foto: -/Turkish Defense Ministry/XinHua/dpa/dpa
Epoch Times10. Oktober 2019

Türkische Truppen und ihre syrischen Rebellenverbündeten griffen am Mittwoch (9. Oktober) die kurdische Miliz im Nordosten Syriens mit Luftangriffen und Artillerie an, bevor sie eine grenzüberschreitende Bodenoperation starteten.

Türkische Medien berichteten, dass Truppen an vier Stellen in Syrien einmarschierten, zwei davon in der Nähe der syrischen Stadt Tel Abyad und zwei in der Nähe von Ras al Ain weiter östlich.

Tausende von Menschen flohen aus Ras al Ain in die Provinz Hasaka, die von den kurdisch geführten Demokratischen Kräften Syriens (DKS) gehalten wurde. Laut DKS haben türkische Luftangriffe mindestens fünf Zivilisten und drei Kämpfer der DKS getötet und Dutzende von Zivilisten verletzt.

Der Angriff begann nur zwei Tage, nachdem Präsident Donald Trump amerikanische Truppen aus Nordsyrien abgezogen und die Verantwortung für gefangene IS-Mitglieder an die Türkei übergeben hatte. Vor dem Rückzug hatten US-Truppen neben kurdisch geführten Streitkräften gegen den IS gekämpft.

„Die türkischen Streitkräfte und die syrische Nationalarmee haben die Bodenoffensive im Osten des Euphrats als Teil der ‚Operation Friedensquelle‘ gestartet“, twittterte das türkische Verteidigungsministerium nach Einbruch der Dunkelheit, nachdem es einen Tag lang das Gebiet aus der Luft beschossen hatte.

Syrische arabische und kurdische Zivilisten fliehen mit ihrem Hab und Gut inmitten türkischer Bombardierungen auf Syriens nordöstliche Stadt Ras al-Ain in der Hasakeh-Provinz entlang der türkischen Grenze am 9. Oktober 2019. Foto: DELIL SOULEIMAN/AFP via Getty Images

„Operation Friedensquelle“

Die Operation Peace Spring (Operation Friedensquelle) richtet sich gegen kurdisch geführte Kräfte – die Kurdische Arbeiterpartei (PKK) und die Volksschutzeinheit (YPG) sowie gegen IS-Terroristen.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan kündigte die Operation am Mittwoch auf Twitter an. Er sagte, das Ziel sei es, einen so genannten „Terrorkorridor“ an der Südgrenze der Türkei zu beseitigen und „Frieden in der Region zu schaffen“.

Die türkische Armee hat seit Beginn der Operation insgesamt 181 militärische Ziele via Luftangriffe und  Haubitzen getroffen, sagte das Verteidigungsministerium am Mittwoch (9. Oktober).

Nach der türkischen Bombardierung von Syriens nordöstlicher Stadt Ras al-Ain in der Provinz Hasakeh entlang der türkischen Grenze am 9. Oktober 2019. Foto: DELIL SOULEIMAN/AFP via Getty Images

Trump sagte in einer Erklärung am Mittwoch: „Heute Morgen ist die Türkei, ein NATO-Mitglied, in Syrien eingefallen. Die Vereinigten Staaten unterstützen diesen Angriff nicht und haben der Türkei gegenüber deutlich gemacht, dass diese Operation eine schlechte Idee war.

„Es gibt keine amerikanischen Soldaten in der Gegend. Vom ersten Tag an, als ich die politische Arena betrat, machte ich deutlich, dass ich diese endlosen, sinnlosen Kriege nicht weiterführen wollte – besonders solche, die den Vereinigten Staaten nicht nützen.“

Trump sagte, er erwarte, dass die Türkei Zivilisten und religiöse Minderheiten schützt und eine humanitäre Krise verhindert.

„Die Türkei hat sich verpflichtet, Zivilisten zu schützen, religiöse Minderheiten, einschließlich Christen, zu schützen und sicherzustellen, dass keine humanitäre Krise stattfindet – und wir werden sie an diese Verpflichtung erinnern“, sagte Trump. „Darüber hinaus ist die Türkei nun dafür verantwortlich, dass alle gefangen gehaltenen IS-Kämpfer im Gefängnis bleiben und dass der IS in keiner Weise wiederhergestellt wird. Wir erwarten, dass die Türkei alle ihre Verpflichtungen einhält, und wir beobachten die Situation weiterhin aufmerksam.“

Explosionen, Bodenangriffe

Eine türkische Sicherheitsfachkraft sagte Reuters, dass die „Operation Friedensquelle“ mit Luftangriffen initiiert wurde. Türkische Haubitzen trafen danach Basen und Munitionsdepots der kurdischen YPG-Miliz. Die Türkei sagt, dass das YPG, der Hauptbestandteil des von den USA unterstützten DKS, eine Terrorgruppe ist, die mit kurdischen Aufständischen in Verbindung steht, die seit Jahren in der Türkei kämpfen.

Menschen winken, während sich weitere türkische Soldaten darauf vorbereiten, am 09. Oktober 2019 in Akcakale, Türkei, die Grenze nach Syrien zu überschreiten. Foto: Burak Kara/Getty Images

Die Artillerieeinschläge, die auch auf YPG-Geschütz- und Scharfschützenpositionen abzielten, waren auf Standorte gerichtet, die weit von Wohngebieten entfernt waren, so die türkische Quelle.

Journalisten von Reuters beobachteten aus Akcakale, der türkischen Seite der Grenze, wie Explosionen Tel Abyad trafen. Nach Einbruch der Dunkelheit war zu sehen, wie Raketen über die Grenze nach Tel Abyad abgefeuert wurden und in der Nähe der Stadt in Flammen aufgingen. Explosionen aus Tel Abyad waren auch acht Stunden nach der Bombardierung zu hören. Ein telefonisch erreichter Zeuge erzählte, dass Zivilisten massenhaft geflohen seien.

DKS-Kämpfer haben einen Bodenangriff türkischer Truppen in Tel Abyad abgewehrt, sagte DKS-Sprecher Mustafa Bali auf Twitter.

Explosionen erschütterten auch die syrische Grenzstadt Ras al Ain, so ein Reporter von CNN Turk. Das Geräusch von Kampfflugzeugen war zu hören und Rauch stieg von den Gebäuden in der Stadt auf, sagte der CNN-Reporter.

Laut Türkischen Medien, sind mehrere Mörsergranaten auf der türkischen Seite der Grenze gelandet, jedoch gab es keine Opfer.

Russland, Assads stärkster ausländischer Verbündeter, hat den Dialog zwischen Damaskus und den syrischen Kurden dringend gefordert. Unterdessen haben europäische und arabische Länder die Türkei dazu aufgefordert, die Offensive zu stoppen.

Die Türkei teilte dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in einem Schreiben mit, dass ihre militärische Operation „verhältnismäßig, angemessen und verantwortungsbewusst“ sein werde. Das 15-köpfige Gremium wird am Donnerstag zusammenkommen, um Syrien auf Antrag der fünf europäischen Mitglieder Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Belgien und Polen zu erörtern.



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