Tunesiens Geheimdienst schlägt Alarm wegen Rückkehr kampferprobter Dschihadisten

Wenn die tunesische Regierung die IS-Rückkehrer nicht mit "außergewöhnlichen Maßnahmen" bekämpfe, drohe Tunesien zu einem neuen "Somalia" zu werden, erklärte die nationale Gewerkschaft der inländischen Geheimdienste am Sonntag.
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Islamisten. (Symbolbild)Foto: MAHMOUD TAHA/AFP/Getty Images
Epoch Times26. Dezember 2016

Die Sicherheitsdienste in Tunesien warnen vor einer massenhaften Rückkehr tunesischer Dschihadisten in ihre Heimat. Wenn die Regierung diese nicht mit „außergewöhnlichen Maßnahmen“ bekämpfe, drohe Tunesien zu einem neuen „Somalia“ zu werden, erklärte die nationale Gewerkschaft der inländischen Geheimdienste am Sonntag.

Derweil wurden acht mutmaßliche Dschihadisten in Tunesien festgenommen. Unter ihnen waren nach Behördenangaben drei Mitglieder einer „Terrorzelle“ mit Verbindungen zum mutmaßlichen Berlin-Attentäter Anis Amri.

Bei Einsätzen im Irak, in Syrien oder in Libyen hätten die Dschihadisten eine militärische Ausbildung erhalten und könnten jegliche Arten von hochentwickelten Kriegswaffen bedienen, warnte die Gewerkschaft. Zurück in Tunesien könnten sich die Islamisten „Schläferzellen“ anschließen. „Ihre Rückkehr zu akzeptieren (…) wird dazu beitragen, dass sich der Kreis des Terrorismus vergrößert“, hieß es in der Erklärung.

Die Regierung müsse daher dringend „außerordentliche“ Maßnahmen ergreifen, etwa den Entzug der Staatsangehörigkeit. Nach Angaben des Innenministeriums in Tunis sind bereits 800 Dschihadisten in ihre Heimat zurückgekehrt. Nach Schätzungen einer UN-Arbeitsgruppe kämpfen mehr als 5000 Tunesier in extremistischen Gruppen vor allem im Irak und in Syrien.

Am Samstag hatten hunderte Menschen vor dem Parlament in Tunis gegen eine Rückkehr von Dschihadisten in ihr Land protestiert. Mehrere Nichtregierungsorganisationen hatten zu der Demonstration aufgerufen, an der nach Angaben der Veranstalter rund 1500 Menschen teilnahmen.

Anlass waren Äußerungen von Präsident Béji Caid Essebsi, wonach die Behörden die Rückkehr von Dschihadisten nicht verhindern könnten. Diese Aussage empörte viele Tunesier. Seit dem Arabischen Frühling 2011 wurden in dem nordafrikanischen Land mehr als hundert Soldaten und Polizisten bei Anschlägen getötet – ebenso wie rund 20 Zivilisten und 59 ausländische Touristen.

Ein Tunesier war auch der mutmaßliche Attentäter des Berliner Weihnachtsmarkts. Der 24-jährige Anis Amri war nach Erkenntnissen der Ermittler vor einer Woche mit einem Lastwagen über den Markt an der Gedächtniskirche gerast und hatte zwölf Menschen getötet sowie fast 50 weitere verletzt. Auf der Flucht wurde er am Freitag von der italienischen Polizei erschossen.

Amri, der 2011 nach Europa gelang, sollte bereits 2015 von Italien in seine Heimat abgeschoben werden, doch Tunesien wollte ihn nicht zurücknehmen. Auch aus Deutschland solle er ausgewiesen werden, doch Amri hatte keine gültigen Ausweispapiere und die Behörden seines Heimatlandes bestritten, dass er Tunesier war. Erst zwei Tage nach dem Anschlag in Berlin übermittelten die tunesischen Behörden schließlich den benötigen Ersatzpass.

Im Zusammenhang mit Amri nahmen die tunesischen Ermittler drei Verdächtige fest, unter ihnen seinen Neffen. Die zwischen 18 und 27 Jahre alten mutmaßlichen Dschihadisten seien Mitglieder einer „Terrorzelle“, die in Verbindung zu Amri gestanden habe, erklärte das Innenministerium. Ob die Festnahmen am Freitag in direkten Zusammenhang zu dem Anschlag in Berlin stehen, blieb zunächst unklar.

Amris Neffe sagte den Angaben zufolge aus, sein Onkel habe ihm unter falschem Absender Geld per Post geschickt, damit er ihm nach Deutschland folge. Er habe ferner erklärt, dass sein Onkel der Anführer einer Dschihadistengruppe in Deutschland gewesen sei.

Am Sonntag wurden nördlich der Hauptstadt Tunis fünf weitere mutmaßliche Extremisten festgenommen, die dschihadistische Kämpfer rekrutiert haben sollen, um sie in Konfliktgebiete zu schicken. (afp)



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