Ukraine: Radio und TV erfüllen Sprachquote – „Noch keine Station musste geschlossen werden“

Im Jahr drei nach Einführung der entsprechenden Regelung müssen 35 Prozent aller Musiktitel, die Radiostationen in der Ukraine spielen, in der Landessprache sein. Eine positive Bilanz zieht der stellvertretende ukrainische Premierminister Wjatscheslaw Kyrylenko über das vor zwei Jahren in Kraft getretene Rundfunkgesetz des Landes. Dies berichtet die Nachrichtenagentur UNIAN.
Titelbild
Das Opernhaus von Odessa (Ukraine).Foto: iStock
Von 9. November 2018

Das Gesetz hatte unter anderem allen Radiostationen vorgeschrieben, bestimmte Quoten hinsichtlich diverser Inhalte in ukrainischer Sprache in ihren Programmen zu erfüllen. Am 8. November 2016 trat die Norm in Geltung, die den Betreibern von Radiosendern vorschreibt, in ihren Musikprogrammen pro Tag einen bestimmten Prozentsatz an Titeln in der Landessprache zu senden.

So sollten im Jahr des Inkrafttretens in den Zeiträumen von 7 bis 14 und von 15 bis 22 Uhr jeweils 25 Prozent aller Musiktitel in ukrainischer Sprache gehalten sein, im Jahr darauf waren es 30 und seit dem gestrigen Donnerstag liegt die Quote 35 Prozent. Was sonstige Programme anbelangt, lag die anfängliche Quote bei 50 Prozent, auch sie stieg im Jahresrhythmus bis auf aktuell 60 Prozent an.

„Viele wunderbare Songs aus allen Genres“

Sender, die sich nicht an die Vorgaben halten, können mit Geldbußen belegt oder sogar geschlossen werden. Zu einer solchen Maßnahme mussten die ukrainischen Rundfunkbehörden jedoch noch nie greifen. Die Radiostationen, so Kyrylenko, hätten dem Gesetz entsprochen. Die Folge davon sei, dass es „noch mehr neue wundervolle Songs in ukrainischer Sprache gibt – aus allen Genres“.

Mittlerweile gibt es auch Bestrebungen, die Quotenregelungen auf Printprodukte auszudehnen. Die Vorsitzende des parlamentarischen Komitees für Redefreiheit und Informationspolitik, Viktoria Siumar, erklärte, man erwäge einen solchen Schritt, der ebenfalls eine graduelle Erhöhung der Anteile über die Jahre beinhalten solle.

„Als wir in Fernsehen und Radio die Sprachquoten eingeführt hatten, verfolgte das einen einfachen Zweck – Jobs zu schaffen“, zitiert UNIAN die Politikerin.

„Ukrainische Songs im Radio bedeuten Arbeit für Musiker und Tonstudios gleichermaßen. Im TV ist die Zahl der Fernsehprogramme, die von Ukrainern oder in der Ukraine produziert worden waren, seit Einführung der Quote stetig gestiegen. Heute haben wir Comicshows, Lernprogramme, TV-Sendungen, Filme – und Schauspieler, Regisseure und Drehbuchautoren haben Arbeit bekommen.“

Auch für Printmedien ist eine Quote geplant

Während ähnliche Vorstöße in westeuropäischen Ländern in der Vergangenheit vor allem gegen englischsprachige Programme und eine dominante Stellung von Hollywood-Produktionen gerichtet waren, richtet sich die ukrainische Regelung vor allem gegen den russischen Einfluss im Land. Auch Siumar erklärt, es wäre ein Problem, dass die Ukrainer von Beginn an gelehrt worden wären, russischsprachige Publikationen zu lesen.

Die westukrainische Region Lemberg hat sogar die Neuproduktion von Printtiteln in russischer Sprache untersagt – „bis die russische Okkupation beendet“ wäre. In der Ukraine werden damit die Abspaltung der Halbinsel Krim unter dem Eindruck der Wirren des „Euromaidan“ 2014 und der Bürgerkrieg mit prorussischen Separatisten in den Regionen Donezk und Luhansk bezeichnet.

Ein erheblicher Teil der Bewohner in den traditionell stark mit Russland verbundenen Provinzen lehnte den Regierungswechsel wegen des damit verbundenen Einflusses ukrainischer Nationalisten auch in ihrer Region ab. Auch mit Ungarn gibt es diplomatische Verstimmungen, weil die Regierung in Budapest der Regierung in Kiew vorwirft, ihre die ukrainische Identität betonende Kulturpolitik gehe auch auf Kosten der ungarischen Minderheit im Land.

Für Titel in Sprachen der Europäischen Union solle die geplante Regelung jedoch nicht gelten. Siumar erklärt: „Wir sollten daran interessiert sein, dass unsere Kinder, dass Wissenschaftler, dass jeder von uns die Möglichkeit hat, periodische Druckwerke auf Englisch, Deutsch oder Französisch zu lesen.“

 



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