Unesco-Länder beraten in Abu Dhabi über Schutz von Kulturgütern bei Konflikten

"Der Schutz von Kulturerbe ist untrennbar vom Schutz menschlichen Lebens", sagte die Unesco-Generaldirektorin Irina Bokova. Zerstörungen und Plünderungen im Namen von Religion seien "Kriegsverbrechen" und "kulturelle Säuberung".
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Die Fahnen der Mitgliedsländer vor dem Unesco-Hauptquartier in Paris.Foto:  Lucas Dolega/dpa
Epoch Times3. Dezember 2016

Mit einem Hilfsfonds und Asyl für gefährdete Kulturgüter in Konfliktgebieten wollen die Unesco-Mitgliedstaaten der Zerstörung und Plünderung von Kulturstätten entgegen wirken.

Vertreter aus rund 40 Ländern, darunter mehr als ein Dutzend Staats- und Regierungschefs, Experten und Vertreter von Nichtregierungsorganisationen berieten am Freitag bei einer Konferenz in Abu Dhabi unter anderem über einen Hilfsfonds von 100 Millionen Dollar (94 Millionen Euro) und ein internationales Netzwerk von Stätten zur Zwischenlagerung bedrohter Kulturschätze.

„Der Schutz von Kulturerbe ist untrennbar vom Schutz menschlichen Lebens“, sagte die Unesco-Generaldirektorin Irina Bokova. Zerstörungen und Plünderungen im Namen von Religion seien „Kriegsverbrechen“ und „kulturelle Säuberung“. Die Konferenz endet am Samstag im Beisein von Frankreichs Staatspräsident François Hollande. Paris sagte bereits 30 Millionen Dollar für den Schutzfonds zu. Geplant ist einem Entwurfspapier zufolge die Einrichtung einer „Stiftung nach Schweizer Recht“. Eine solche Stiftung könnte ab kommendem Jahr in Genf angesiedelt werden.

Außerdem soll bei der Konferenz über ein „internationales Netz von Zufluchtszonen“ für Kulturgüter diskutiert werden. Staaten, deren kulturelles Erbe bedroht ist, sollen künftig die Möglichkeit haben, die Kulturgüter andernorts in Sicherheit zu bringen – in erster Linie sollen derartige Asyle in den betroffenen Staaten selbst eingerichtet werden, wie die Befürworter des Projektes anstreben. In einer Abschlusserklärung will die Konferenz den UN-Sicherheitsrat auffordern, die gesetzten Ziele zu unterstützen.

Für Deutschland nimmt die Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Maria Böhmer (CDU), teil. Böhmer erklärte zum Auftakt der Konferenz, der „Schutz des Kulturerbes ist eine globale Herausforderung“. Zerstörungen, Raubgrabungen und illegaler Handel bedrohten das „kulturelle Erbe der Menschheit“.

Die Behörden im Schweizer Kanton Genf ließen unterdessen archäologische Fundstücke aus der syrischen Antikenstadt Palmyra, aus dem Jemen und aus Libyen beschlagnahmen. Die Objekte waren im Zollfreilager von Genf gelagert. In dem im Volksmund auch „Ali Babas Höhle“ genannten Lager, das zu einem großen Teil den Status eines Freihafens genießt, können Objekte jeglicher Art zoll- und steuerfrei gehortet werden.

Die nun beschlagnahmten Kunstobjekte wurden dort zwischen 2009 und 2010 eingelagert. Dem Zoll kam einer Mitteilung der Justiz zufolge erstmals 2013 der Verdacht, dass deren Herkunft „illegal“ sein könnte. Eine Untersuchung 2015 bestätigte den Verdacht.

Die antiken Stätten von Palmyra waren teilweise der Kampagne der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) zur Vernichtung von Welterbestätten zum Opfer gefallen. Weitere schwere Schäden richteten die Islamisten in den irakischen Antikenstätten Nimrud, Ninive am Stadtrand von Mossul und in der Wüstenstadt Hatra an. (afp)



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