Unesco verurteilt Zerstörung weiterer antiker Bauwerke in Palmyra durch den IS

Palmyra zählt zum Weltkulturerbe der Unesco. Deren Generaldirektorin Irina Bokova erklärte, dieser "neuerliche Schlag gegen das Weltkulturerbe" zeige, "wie sehr die von den Extremisten betriebene kulturelle Säuberung gleichzeitig auf Menschenleben und die historischen Bauten zielt, um das syrische Volks seiner Vergangenheit und seiner Zukunft zu berauben".
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Palmyra im Jahr 2010: Die IS-Terroristen setzen ihre Zerstörung der unersetzlichen Altertümer fort.Foto:  Youssef Badawi/Archiv/dpa
Epoch Times20. Januar 2017

Nach der erneuten Eroberung der syrischen Wüstenstadt Palmyra durch die Dschihadistenmiliz IS haben deren Kämpfer zwei weitere Bauwerke aus der Antike zerstört. Die UN-Kulturorganisation Unesco verurteilte die Verwüstungen am Freitag als „Kriegsverbrechen und immensen Verlust für das syrische Volk und die Menschheit“. Dutzende Menschen starben bei Kämpfen nahe Palmyra und bei Luftangriffen auf das Lager einer weiteren Dschihadistenmiliz.

Informanten vor Ort hätten berichtet, dass Kämpfer der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) vor zehn Tagen das Tetrapylon zerstört hätten, sagte der Direktor der syrischen Antikensammlungen, Maamun Abdulkarim, der Nachrichtenagentur AFP. Das aus vier Türmen bestehende Monument mit insgesamt 16 Säulen markierte ein Ende der Kolonnade von Palmyra.

Am Donnerstag habe er Satellitenbilder von Kollegen an der Boston-Universität bekommen, die Schäden auch an der Fassade des Römischen Amphitheaters zeigten, fügte Abdulkarim hinzu. Das Amphitheater war während der ersten Besatzung durch den IS für öffentliche Hinrichtungen missbraucht worden.

Palmyra zählt zum Weltkulturerbe der Unesco. Deren Generaldirektorin Irina Bokova erklärte, dieser „neuerliche Schlag gegen das Weltkulturerbe“ zeige, „wie sehr die von den Extremisten betriebene kulturelle Säuberung gleichzeitig auf Menschenleben und die historischen Bauten zielt, um das syrische Volks seiner Vergangenheit und seiner Zukunft zu berauben“.

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sprach in Moskau von einer „wahren Tragödie“. Es sei bedauerlich, dass „die barbarischen Aktionen sich fortsetzen“. Seinen Informationen zufolge bemühten sich die syrischen Truppen weiterhin um eine Befreiung der Stadt.

Die IS-Miliz hatte Palmyra erstmals im Mai 2015 eingenommen. Während ihrer Herrschaft zerstörte sie dort zahlreiche einzigartige Kulturgüter, darunter den berühmten Baal-Tempel, den prachtvollen Triumphbogen und mehrere antike Grabtürme.

Nach ihrer Vertreibung im März 2016 eroberte die IS-Miliz die Stadt überraschend im Dezember ein zweites Mal, als die syrischen Regierungstruppen und ihre Verbündeten ihre Kräfte auf die vollständige Rückeroberung der Stadt Aleppo konzentrierten.

Bei heftigen Kämpfen in der Region um Palmyra wurden am Donnerstag zwölf Kämpfer regierungstreuer Truppen und 18 IS-Kämpfer getötet, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte. Zudem starben ihren Angaben zufolge bei Luftangriffen auf ein Lager der Dschihadistenmiliz Fateh al-Scham mehr als 40 Kämpfer. Unklar war zunächst, ob die Angriffe von der russischen Luftwaffe oder der US-geführten Koalition geflogen wurden.

Die Fateh al-Scham, die früher Al-Nusra-Front hieß und mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida verbündet war, ist von dem aktuellen Waffenstillstand für Syrien ausgenommen. Der Waffenstillstand war Ende Dezember unter Vermittlung Russlands und der Türkei zustande gekommen. Er soll den Weg für Friedensverhandlungen im kasachischen Astana ebnen, die kommenden Montag stattfinden sollen.

Das US-Verteidigungsministerium gab die Tötung eines ranghohen Al-Kaida-Führers und eines weiteren Kämpfers des Terrornetzwerks in Syrien bekannt. Mohammed Habib Bussadun al-Tunisi, ein „Verantwortlicher für Auslandseinsätze“ des Terrornetzwerks, sei am 17. Januar in der nordwestsyrischen Provinz Idlib bei einem Luftangriff getötet worden. Er sei an Anschlagsplanungen gegen „westliche Interessen“ beteiligt gewesen.

Das Magazin „Spiegel“ berichtete unterdessen, die Waffenruhe in der für die Trinkwasserversorgung wichtige Region Wadi Barada nahe Damaskus sei von deutschen Diplomaten vermittelt worden. „Wir haben bestehende Kontakte genutzt, um vernünftige Lösungen zu befördern“, zitierte das Magazin aus deutschen Diplomatenkreisen. (afp)



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