Unicef-Bericht: Wenige Fortschritte für benachteiligte Kinder

In 19 von 41 Ländern haben die Haushalte der ärmsten Kinder weniger als die Hälfte des Einkommens von denen in der Mitte der Einkommensverteilung. „Das ist nach der Finanzkrise in vielen Staaten schlechter geworden“, so Kühner. Dies trifft vor allem in südeuropäischen Krisenstaaten wie Griechenland zu.
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Schulessen in einem Potsdamer Gymnasium.Foto: Ralf Hirschberger/Illustration/dpa
Epoch Times14. April 2016
Benachteiligte Kinder bleiben in den reichen Industriestaaten oft deutlich hinter ihren Altersgenossen zurück.

Es gebe nur wenige Fortschritte beim Schließen der Kluft zwischen den untersten zehn Prozent der Kinder und denen aus der Mitte der Gesellschaft, heißt es in einem heute veröffentlichten Unicef-Bericht. So habe sich die Lücke beim verfügbaren Haushaltseinkommen von 2008 bis 2013 in mehr als der Hälfte der Industriestaaten noch weiter vergrößert. Auch bei Bildung, Gesundheit und Lebenszufriedenheit sind die Unterschiede weiterhin deutlich.

„Ungleichheiten überlappen und verstärken sich gegenseitig“, warnt das UN-Kinderhilfswerk. Und: „Soziale und wirtschaftliche Nachteile zu Beginn des Lebens erhöhen das Risiko niedrigen Einkommens, niedrigerer Gesundheitsstandards und geringerer Fähigkeiten im Erwachsenenleben.“

Die Studie dreht die Diskussion um Ungleichheit gewissermaßen um. Anstatt zu fragen, wie weit die obersten zehn Prozent dem Rest voraus sind, schaut sie für jedes Kriterium, wie weit die Kinder mit den jeweils schlechtesten Werten hinter der gesellschaftlichen Mitte zurückliegen.

„Einige Länder haben es geschafft, in einigen Bereichen große Fortschritte zu erzielen“, sagte der Sozialwissenschaftler Stefan Kühner von der Universität York, einer der Autoren des Berichts, der Deutschen Presse-Agentur. „Im Allgemeinen sind die Veränderungen aber ein bisschen enttäuschend.“

In 19 von 41 Ländern haben die Haushalte der ärmsten Kinder weniger als die Hälfte des Einkommens von denen in der Mitte der Einkommensverteilung. „Das ist nach der Finanzkrise in vielen Staaten schlechter geworden“, so Kühner. Dies trifft vor allem in südeuropäischen Krisenstaaten wie Griechenland zu.

Deutschland landet insgesamt im oberen Mittelfeld. Vor allem bei der Gesundheit sind die Unterschiede deutlich weniger ausgeprägt als in fast allen anderen Industriestaaten. Auch die Einkommensschere klafft weniger breit als in zwei Drittel der anderen Staaten und ist in den vergangenen Jahren recht stabil geblieben. Schlecht schneidet das Land in der Bildung und bei der subjektiven Lebenszufriedenheit ab: Hier sind die jeweils am stärksten benachteiligten Kinder weiter abgehängt als in vielen Vergleichsländern. Allerdings habe das Land bei der Lesekompetenz große Fortschritte gemacht.

Der Bericht fordert Regierungen auf, mehr für das Wohlbefinden aller Kinder zu tun, und dazu unter anderem das Einkommen der ärmsten Kinder mit Sozialtransfers zu sichern. Außerdem sollten Bildungschancen für benachteiligte Kinder verbessert werden – dies müsse nicht zwangsläufig zu einem allgemein sinkenden Bildungsniveau führen, heißt es unter Verweis Erfahrungen in Dänemark, Estland und Polen. Dort sei es gelungen, die Kluft zu verringern und gleichzeitig das allgemeine Leistungsniveau anzuheben.

(dpa)


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