UNO: IS verschleppte bei Flucht aus Hamam al-Alil im Irak tausende Zivilisten

Die Kämpfer der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) haben auf ihrer Flucht aus der irakischen Stadt Hamam al-Alil nach UN-Angaben tausende Zivilisten zum Flughafen von Mossul verschleppt.
Titelbild
Irakische Offiziere und Forensiker inspizieren den Ort nahe Mossul, an dem beim Vormarsch der Armee gegen die Terrormiliz IS ein Massengrab mit rund 100 Enthaupteten entdeckt worden war.Foto: Stringer/dpa
Epoch Times8. November 2016

Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) bereitet zur Verteidigung ihrer irakischen Hochburg Mossul offenbar den Missbrauch von Zivilisten als menschliche Schutzschilde vor. Bei ihrer Flucht aus der Stadt Hamam al-Alil hätten IS-Kämpfer tausende Zivilisten verschleppt und zum Flughafen von Mossul gebracht, teilte die UNO am Dienstag in Genf mit. Auf ihrem Vormarsch Richtung Mossul brachten kurdische Kämpfer unterdessen die Stadt Baschika weitgehend unter ihre Kontrolle.

Während der Offensive der irakischen Sicherheitskräfte auf Hamam al-Alil hätten die IS-Kämpfer 1500 Familien gezwungen, mit ihnen zum Flughafen von Mossul zu ziehen, sagte die Sprecherin des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte, Ravina Shamdasani, in Genf. Dies sei bereits am Freitag geschehen.

Viele ungeklärte Schicksale

Im Zuge der Großoffensive zur Rückeroberung der IS-Hochburg Mossul hatten irakische Einheiten am Montag Hamam al-Alil unter ihre Kontrolle gebracht. Bewohner, die vor den Kämpfen geflohen waren, kehrten in die Stadt zurück. Wie Shamdasani weiter mitteilte, liegen der UNO Berichte über die Entführung von mindestens 295 ehemaligen Mitgliedern der irakischen Sicherheitskräfte westlich von Mossul vor. Deren Schicksal sei unklar.

Berichte über ein Massengrab bei Hamam al-Alil konnte die UNO zunächst nicht bestätigen. Das Oberkommando der irakischen Streitkräfte hatte am Montag erklärt, es seien „100 Leichen von Zivilisten mit abgetrennten Köpfen“ gefunden worden.

Irakische Ermittler begannen am Dienstag mit Untersuchungen am Fundort, einer Landwirtschaftsschule. Ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP sah Leichenteile zwischen zurückgelassenem Müll. Polizisten zogen an Seilen zwei Leichen hervor, von denen einer der Kopf fehlte. Viele der Ermittler verbargen wegen des Gestanks ihre Gesichter hinter Tüchern.

Es handle sich um eine erste Untersuchung, sagte der Leiter des Einsatzzentrums, Mohammed Taher al-Tamimi. Er sprach von einem „Massaker“. Die Opfer hätten verbundene Augen gehabt, einigen Leichen fehle der Kopf, andere seien zerstückelt.

Im Zuge ihrer am 17. Oktober gestarteten Offensive gegen den IS in Mossul nahmen irakische Einheiten und kurdische Peschmerga-Kämpfer bereits mehrere Orte in der Umgebung der Großstadt ein. Am Dienstag teilte die kurdische Regionalverwaltung mit, die Peschmerga hätten die Stadt Baschika am Dienstag vollständig unter ihre Kontrolle gebracht. Nun würden die Minen in der Stadt geräumt.

Kämpfe dauern an

Wie ein AFP-Korrespondent am Stadtrand von Baschika berichtete, dauerten die Kämpfe an. Die Stadt wurde von drei Luftangriffen getroffen, zudem waren Schüsse und Explosionen zu hören. Die Peschmerga teilten mit, es befänden sich noch Selbstmordattentäter und Scharfschützen in der Stadt, etwa fünf Prozent von Baschika seien noch unter Kontrolle der Dschihadisten.

Die kurdischen Peschmerga sind an der am 17. Oktober gestarteten Militäroffensive der irakischen Regierungstruppen zur Rückeroberung der IS-Hochburg Mossul beteiligt. Unterstützt werden die Bodentruppen von Luftangriffen der US-geführten Militärkoalition. Es wird ein schwieriger und langer Häuserkampf bis zur völligen Rückeroberung der Großstadt erwartet. Mossul ist eine der letzten Bastionen des IS. Die Dschihadisten hatten die strategisch bedeutsame Stadt im Juni 2014 eingenommen.

Auch die am Sonntag begonnene Offensive zur Rückeroberung von Raka, der IS-Bastion in Syrien, wurde fortgesetzt. Die von der US-geführten Koalition unterstützten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) nahmen nach eigenen Angaben am Dienstag zwei weitere Dörfer ein und rückten weiter Richtung Raka vor. Viele Zivilisten flohen aus den vom IS kontrollierten Gebieten.  (afp)



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