USA, Frankreich und Großbritannien flogen Luftangriffe in Syrien – Kein Einsatz der russischen Luftabwehr

Als Reaktion auf den mutmaßlichen Giftgaseinsatz flogen die USA, Frankreich und Großbritannien Luftangriffe in Syrien. "Die russischen Luftabwehrsysteme, die sich auf syrischem Territorium befinden, wurden nicht eingesetzt, um die Raketen-Angriffe abzuwehren", erklärte das russische Verteidiungsministerium.
Epoch Times14. April 2018

Die USA, Frankreich und Großbritannien haben zusammen Luftangriffe gegen Syrien geflogen. Dies sei eine Reaktion auf den mutmaßlichen Giftgaseinsatz durch syrische Regierungstruppen gewesen.

US-Präsident Donald Trump sagte in einer kurzen Fernsehansprache am Freitagabend (Ortszeit) im Weißen Haus, er habe „Präzisionsschläge“ gegen Ziele angeordnet, die mit den mutmaßliche Chemiewaffen von Staatschef Baschar al-Assad in Zusammenhang stünden.

Die mit Assad verbündete russische Regierung reagierte wütend und drohte dem Westen mit „Konsequenzen“.

Mehrere schwere Explosionen in Damaskus

Nach Angaben des Pentagon wurden drei Anlagen des mutmaßlichen syrischen Chemiewaffenprogramms angegriffen. Getroffen worden seien ein Forschungszentrum für Chemiewaffen in der Hauptstadt Damaskus sowie ein Lager und ein Kommandoposten für diese Art von Waffen nahe Homs, sagte US-Generalstabschef Joseph Dunford.

Die syrische Luftabwehr habe den Angriff zu erwidern versucht. Doch gebe es keine Informationen über Verluste unter den westlichen Truppen.

AFP-Reporter vor Ort berichteten von mehreren schweren Explosionen in Damaskus. Es seien Geräusche von Flugzeugen zu hören gewesen, und am nördlichen und östlichen Rand der Hauptstadt sei Rauch aufgestiegen.

Moskau: Mehr als hundert Raketen auf Syrien abgefeuert

Bei ihren Angriffen haben die USA, Großbritannien und Frankreich nach russischen Angaben mehr als hundert Raketen abgefeuert.

Mehr als hundert Marschflugkörper und Luft-Boden-Raketen seien „vom Meer und aus der Luft auf syrische militärische und zivile Ziele“ geschossen worden, zitierte die russische Nachrichtenagentur RIA Nowosti am Samstag eine Erklärung des Verteidigungsministeriums in Moskau.

Eine „bedeutende Zahl“ dieser Raketen sei von der syrischen Luftabwehr abgefangen worden. „Die russischen Luftabwehrsysteme, die sich auf syrischem Territorium befinden, wurden nicht eingesetzt, um die Raketen-Angriffe abzuwehren“, erklärte das Ministerium weiter.

Kurz zuvor hatte das russische Verteidigungsministerium erklärt, es seien keine Raketen der USA und ihrer Verbündeten in den „Verantwortungsbereich“ der russischen Luftabwehr an den Stützpunkten Tartus und Hmeimim eingedrungen. Die russischen Streitkräfte unterhalten in Tartus einen Marinestützpunkt und in Hmeimim einen Stützpunkt für die Luftwaffe.

Syriens Armee: Rund 110 Raketen bei Angriff abgefeuert

Nach Angaben der syrischen Armee seien rund 110 Raketen abgefeuert worden. Die meisten von ihnen seien abgefangen worden, teilte ein Sprecher der Armeeführung in Damaskus mit.

Der Angriff begann demnach um 3.55 Uhr Ortszeit und richtete sich gegen Ziele in der Hauptstadt Damaskus und anderenorts. Beschädigt worden sei unter anderem eines der Gebäude eines Forschungszentrums in Barsah nördlich von Damaskus, hieß es weiter.

Bei der Explosion in der Nähe der Stadt Homs seien drei Zivilisten verletzt worden.

Mattis: „Derzeit“ keine weiteren Angriffe geplant

Nach Angaben des Pentagon wurden die Luftangriff nach kurzer Zeit vorerst beendet. „Die Welle der Luftangriffe ist vorbei“, sagte Dunford. US-Verteidigungsminister Jim Mattis sagte, „derzeit“ seien keine weiteren Angriffe geplant.

Trump hatte indessen in seiner Rede gesagt, die USA und ihre Verbündeten wollten „diese Antwort aufrechterhalten“, bis die syrische Regierung den Einsatz von Chemiewaffen beende.

Es war unklar, ob der US-Präsident damit eine Fortsetzung der am Freitag geführten Militäroperation meinte – was im Widerspruch zu den späteren Aussagen von Mattis stehen könnte.

Trump: Operation zielt nicht auf Sturz Assads ab

Trump bezeichnete es als Ziel der Operation, für eine „starke Abschreckung“ hinsichtlich der Produktion, Verbreitung sowie des Einsatzes von Chemiewaffen zu sorgen.

Er geißelte das Vorgehen Assads in dem Syrien-Konflikt als „Verbrechen eines Monsters“. Trump machte aber deutlich, dass die Operation nicht auf den Sturz des syrischen Präsidenten abziele. Dessen Schicksal liege in der Hand der Syrer, sagte er.

Auch die britische Premierministerin Theresa May erklärte, es gehe bei dem Angriff darum, die Assad-Regierung vom weiteren Einsatz chemischer Waffen abzuschrecken.

Der französische Staatschef Emmanuel Macron betonte: ‚Wir können die Normalisierung des Einsatzes chemischer Waffen nicht hinnehmen.“

Mit der Operation reagierten die drei westlichen Staaten auf den mutmaßlichen Giftgaseinsatz in Duma in der Region Ost-Ghuta. Dabei sollen am Samstag dutzende Menschen getötet und hunderte weitere verletzt worden sein. Beweise, ob der Angriff tatsächlich stattgefunden hat, gibt es nicht. Der Westen macht die Assad-Truppen für den Angriff verantwortlich.

Kurz vor Beginn der Militäroperation hatte das US-Außenministerium mitgeteilt, Washington wisse „mit Sicherheit“, dass die Assad-Truppen in Ost-Ghuta Giftgas eingesetzt hätten.

Trump: Russland und der Iran sollten Unterstützung für Assad aufgeben

Trump appellierte an Russland und den Iran, ihre militärische Unterstützung für Assad aufzugeben.

Welche Art von Nation will mit dem Massenmord an unschuldigen Männern, Frauen und Kindern in Verbindung gebracht werden?“ fragte er.

Russland droht mit „Konsequenzen“

Der russische Botschafter in Washington, Anatoli Antonow, drohte Washington, Paris und London mit „Konsequenzen“, konkretisierte aber nicht, was er damit meinte.

Zudem nannte er es im Kurzbotschaftendienst Twitter „inakzeptabel und unzulässig“, den russischen Präsidenten zu beleidigen – damit bezog er sich auf Trumps Vorwurf, Putin unterstütze den „Massenmord“ in Syrien.

Das Außenministerium in Moskau erklärte, die westlichen Angriffe kämen zu einem Zeitpunkt, an dem Syrien gerade eine „Chance auf eine friedliche Zukunft“ gehabt habe. Russland hatte 2015 auf Seiten Assads in den Syrien-Konflikt eingegriffen.

Trump hatte bereits vor einem Jahr mit einem Raketenangriff auf eine Luftwaffenbasis der Assad-Truppen auf einen mutmaßlichen Giftgaseinsatz geantwortet.

UN-Generalsekretär mahnt alle Seiten im Syrien-Konflikt zu Zurückhaltung

Nach den gezielten westlichen Angriffen auf Ziele in Syrien hat UN-Generalsekretär Antonio Guterres alle Konfliktparteien zur Zurückhaltung gemahnt. In einer in New York veröffentlichten Erklärung hieß es am Samstag, alle Staaten müssten „unter diesen gefährlichen Umständen Zurückhaltung üben und jedwede Handlung unterlassen, die zu einer Eskalation der Lage und zu einer weiteren Verschlimmerung des Leids der syrischen Bevölkerung führen könnten“.

Guterres sagte eine geplante Reise nach Saudi-Arabien ab, um sich am Wochenende mit den Folgen der Angriffe der USA, Großbritanniens und Frankreichs zu befassen. Der UN-Generalsekretär mahnte, es müsse in Übereinstimmung mit internationalem Recht gehandelt werden. Der Einsatz von Chemiewaffen sei „abscheulich“, erklärte Guterres.

Staatsfernsehen: Syrische Sicherheitskräfte marschieren in Duma ein

Syrische Sicherheitskräfte sind am Samstag nach Angaben des Staatsfernsehens in die Stadt Duma vorgerückt, der zuvor eroberten letzten Rebellen-Bastion in der Region Ost-Ghuta nahe Damaskus.

„Einheiten der Kräfte für die innere Sicherheit rücken in Duma ein“, berichtete das syrische Staatsfernsehen am Samstag. In wenigen Stunden werde die Stadt vollständig „von der terroristischen Präsenz“ befreit sein, hieß es weiter in Bezug auf die Rebellen.

Die Meldung des Staatsfernsehens erfolgte wenige Stunden nach den westlichen Angriffen auf mehrere Ziele in Syrien, die sich nach Angaben des Pentagon gegen die syrischen Kapazitäten zur Herstellung von Chemiewaffen richteten. Am Donnerstag hatten die syrischen Regierungstruppen nach russischen Angaben Duma bereits vollständig unter ihre Kontrolle gebracht.

Mitte Februar hatte die syrische Armee unterstützt von Russland ihre Militäroffensive zur Rückeroberung von Duma gestartet; bei den Gefechten wurden nach Angaben von Aktivisten seither mindestens 1600 Zivilisten getötet. Am 7. April wurden bei einem mutmaßlichen Chemiewaffenangriff auf Duma nach Angaben von örtlichen Helfern und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mehr als 40 Menschen getötet.

(afp/dpa/as)



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