Vatikan: Büroleiter der Glaubenskongregation tritt nach Missbrauchsvorwürfen zurück

Die deutsche Philosophin und Theologin Doris Wagner hatte im Vatikan Vorwürfe wegen Übergriffen und Missbrauch während ihrer acht Jahre als Nonne vorgebracht.
Titelbild
Blick über Vatikanstadt mit Petersdom.Foto: iStock
Epoch Times29. Januar 2019

Weil er eine deutsche Nonne während der Beichte massiv bedrängt haben soll, hat ein hochrangiger Vertreter des Vatikan sein Amt niedergelegt. Der österreichische Pater Hermann Geissler habe beim Präfekten der Kongregation für die Glaubenslehre der katholischen Kirche seinen Rücktritt eingereicht, teilte der Vatikan am Dienstag mit.

Geissler war einer von drei Büroleitern der Glaubenskongregation, die sowohl für Fragen der katholischen Glaubenslehre, als auch für die Untersuchung von sexuellem Missbrauch durch Geistliche zuständig ist. „Pater Geissler hat diese Entscheidung getroffen, um den der Glaubenskongregation und seiner Gemeinde bereits zugefügten Schaden zu begrenzen“, hieß es in der Mitteilung. Der Geistliche weise die gegen ihn vorgebrachten Vorwürfe zurück und behalte sich zivilrechtliche Schritte vor.

Die deutsche Philosophin und Theologin Doris Wagner hatte im Vatikan Vorwürfe wegen Übergriffen und Missbrauch während ihrer acht Jahre als Nonne vorgebracht. Ihre Vorwürfe machte sie mit einem Video in sozialen Online-Netzwerken öffentlich. Demnach war die heute 34-Jährige im Jahr 2008 von einem Priester vergewaltigt worden und hatte dies ihrem Gemeindevorsteher in Rom gemeldet.

Weiter schilderte Wagner, in der Folge habe sie ein Geistlicher bedrängt, der auf seinen Wunsch hin ihr Beichtvater geworden sei. „Er behielt mich stundenlang da, vor ihm kniend“, sagte Wagner. Der Geistliche, bei dem es sich offenbar um Geissler handelte, habe ihr gesagt, „dass er mich liebt und dass er wisse, dass ich ihn liebe, und dass auch wenn wir nicht heiraten dürften, es andere Wege gebe“.

Wagner warf dem Priester überdies vor, ein Mal habe er versucht, sie in die Arme zu nehmen und zu küssen. „Ich bin in Panik geraten und weg gerannt“, berichtete die Deutsche. Als sie um einen anderen Beichtvater gebeten habe, habe ihre Vorgesetzte gesagt, sie wisse, dass der Geistliche eine „Schwäche“ für junge Frauen habe.

Wagner wandte sich 2012 mit ihren Vorwürfen gegen die beiden Geistlichen an die Glaubenskongregation, nachdem sie ihr Leben als Nonne aufgegeben hatte. Laut ihrer Aussage  wurde der Geistliche, der sie vergewaltigt habe und im Sekretariat des Vatikan arbeitete, versetzt. Er arbeite aber weiterhin als Priester in einer Gemeinde, der viele junge Nonnen angehörten. Geissler sei 2014 im Rahmen eines Disziplinarverfahrens verwarnt worden.

Missbrauchsskandale in Europa, den USA, Chile und Australien haben die Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche in den vergangenen Jahren schwer beschädigt und diese in eine der größten Krisen ihrer Geschichte gestürzt. Ende Februar soll eine Vatikan-Konferenz zum Thema Kindesmissbrauch stattfinden, bei der die Teilnehmer Opfer sexueller Gewalt persönlich treffen. (afp)



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