Vietnamesischer Widerstand lernt

Polnische Gewerkschaft „Solidarnosc“ berät vietnamesische Dissidenten.
Titelbild
Demonstrationen sind in Vietnam selten. Hier enteignete Bauern vor der Nationalversammlung in Hanoi. (Foto: Frank Zeller/AFP/Getty Images)
Von 13. September 2007

Es ist möglich, Sklaven zu beherrschen, aber es ist unmöglich, ein modernes Land mit Sklaven aufzubauen – wir müssen frei sein,“ sagte das Mitglied der polnischen Gewerkschaft „Solidarnosc“, Miroslaw Chojecki, Ende August in im australischen Brisbane.

Als Mitwirkender der demokratischen Oppositionsbewegung, die das Ende des Kommunismus in Polen kommen sah, beschrieb Chojecki, wie die unabhängige Gewerkschaftsbewegung „Solidarnosc“ Polens Weg in die Freiheit aushandelte. Erwar in Australien als Gast des Komitees zum Schutz vietnamesischer Arbeiter (CPVW – Committee to Protect Vietnamese Workers) – einer Gruppe, die es sich zum Ziel gemacht hat, die Ausbeutung und Unterdrückung von Arbeitern in Vietnam, zu verringern.

Trung Doan, Generalsekretär der CPVW, sagte, es gebe viele Ähnlichkeiten zwischen Polen unter dem Kommunismus und dem kommunistischen Vietnam von heute. Er sagte, „Solidarnosc“-Mitglieder wurden damals verhaftet, entführt und ermordet, und all dies würden nun auch Aktivisten in Vietnam erleben.

Das gleiche Spiel wie damals in Polen

„In Polen setzten sie auch Erpressung und Drohungen ein – in Vietnam ist es das Gleiche. Sie setzten eine Propagandamaschinerie ein – staatliches Fernsehen und staatliche Zeitungen“, sagte er. „Natürlich sind beide Länder verschieden, aber was die Lektionen angeht, die wir daraus lernen können, gibt es doch einige Parallelen.“ Die „Solidarnosc“ vereinte die vielen kleinen Arbeiterparteien, die das polnische Regime in den 70er und 80er Jahren unter großem Risiko und großer Gefahr herausforderten. Dadurch leitete die unabhängige Gewerkschaftsbewegung schließlich den Zusammenbruch des Kommunismus in ganz Osteuropa ein und gewann mit Lech Walesa die Parlamentswahlen 1989 sowie die Präsidentschaftswahlen im Jahr 1990.

„Der Kommunismus kommt zwar durch Gewaltanwendung an die Macht, aber Diktaturen brechen durch Gewaltanwendung nicht zusammen, sondern durch eine Art Einvernehmen mit der Gesellschaft“, sagte Chojecki gegenüber The Epoch Times.
„Wir dachten anfangs, nur eine starke Opposition und starke unabhängige Strukturen können den Kommunisten Paroli bieten, weil sie über Polizei und Militärorganisationen sowie Gerichtshöfe und Gefängnisse verfügen. Sie besitzen Wirtschaftskraft, aber wir haben politische Macht und damit das Recht auf unserer Seite, und das ist auch etwas.“
Chojecki, ein ausgebildeter Nuklearchemiker, wurde als Direktor der unabhängigen Zeitung Nowa bekannt, die schließlich zur Stimme der Solidarität wurde. Nach Jahren der Schikanen und Verhaftungen durch die Polizei floh Chojecki und ließ sich in Paris nieder, wo er an der Einschleusung von Geld, Druckmaschinen und anderem Material nach Polen mitwirkte.

Das Aufbringen von Mitteln für Familien von Arbeitern, die nach einem Streik für Grundrechte verhaftet wurden, trug wesentlich zum Erfolg der Solidaritätsbewegung bei, erklärte Chojecki. „Wir organisierten Hilfe in Form von Geld, Kleidung für Kinder und Medizin für die Familien der Streikenden.“ „Wenn ein Arbeiter dem Regime entgegengetreten ist und dafür verhaftet wurde, wusste er, dass seine Familie nicht allein dastehen und seinen Kindern geholfen werden würde“, sagte er. Es waren jedoch nicht nur Polen, die die Solidaritätsbewegung mit Geld unterstützten, sondern auch auffallend viele Leute einer ganzen Reihe europäischer Länder. „Es war nicht nur die wirtschaftliche Hilfe – es war sehr wichtig für diese Menschen zu wissen, dass sie nicht alleine dastehen, sondern dass andere in der ganzen Welt von ihrem Mut wissen.“

Doan sagte, dass Chojeckis Reise nach Australien dazu beitragen würde, dass den Menschen die Bedingungen in Vietnam, und zwar vor allem für vietnamesische Arbeiter, bewusst würden, und dass die Arbeiter dort nicht von unabhängigen Gewerkschaften vertreten werden. Zwei von vier Organisatoren, die eine unabhängige Gewerkschaft gründen wollten, waren kürzlich ohne Anklage verhaftet worden, erklärte Doan. Die anderen beiden waren unter verdächtigen Umständen verschwunden. „Sie erschießen die Leute nicht, weil das zu viel Aufsehen erregen würde; sie schießen nicht auf die Menschenmenge wie es auf dem Platz des Himmlischen Friedens der Fall war. Was sie tun, ist, den Organisator unauffällig verschwinden zu lassen“, sagte er.

Abschließend sagte Doan, er hoffe, dass er durch Chojeckis Besuch Mittel aufbringen könnte, um auch die Familien derjenigen zu unterstützen, die für Grundrechte in Vietnam kämpfen. Und Chojecki meinte: „Wir Polen hatten seinerzeit Unterstützung aus der demokratischen Welt. Wir müssen nun die Schulden zurückzahlen. Wir müssen für die Zukunft eines freien Vietnam arbeiten“.



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