Was die Russen den Griechen bieten können und umgekehrt

Moskau (dpa) - Nur politisches Theater - oder ein Aufbruch in den russisch-griechischen Beziehungen? Es kann viel passieren, wenn Kremlchef Wladimir Putin den griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras in Moskau trifft. Die Russen stehen…
Epoch Times7. April 2015
Nur politisches Theater – oder ein Aufbruch in den russisch-griechischen Beziehungen? Es kann viel passieren, wenn Kremlchef Wladimir Putin den griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras in Moskau trifft.

Die Russen stehen mit der EU auf Kriegsfuß – und eine engere Zusammenarbeit mit den geldhungrigen Griechen käme ihnen da mehr als gelegen. Einige Fragen und Antworten zu dem ungewöhnlichen Spitzentreffen:

Worüber will Kremlchef Wladimir Putin mit dem griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras sprechen?

Es geht um ein breites Spektrum an Fragen der Zusammenarbeit, wie Kremlsprecher Dmitri Peskow sagt. Dabei dürften besonders die schweren Finanzprobleme der chronisch klammen Griechen zur Sprache kommen. Allerdings gibt es bisher keinen offiziellen Antrag Athens für einen Kredit, wie Moskaus Finanzminister Anton Siluanow sagt. Bei möglichen Finanzhilfen soll es ohnehin nicht bleiben. Russen und Griechen haben zuletzt immer wieder betont, dass sie ihre wirtschaftlichen Beziehungen ausbauen wollen. Und Kremlchef Wladimir Putin ist bekannt für Überraschungen.

Russland steckt selbst in einer Wirtschaftskrise – Wie kann es Griechenland helfen?

Das Finanzpolster der Russen ist trotz des niedrigen Ölpreises und der Kapitalflucht noch immer solide mit mehr als 300 Milliarden Euro allein an Währungsreserven. Russland ist also in der Lage, trotz eigener Haushaltseinsparungen einen Kredit zu gewähren – vor allem, wenn dies politisch von Vorteil ist. Griechenland hofft darauf, dass Russland seinen Lebensmittelboykott beendet. Putin hatte die Einfuhr verboten, nachdem die EU im Ukraine-Konflikt Sanktionen gegen Russland verhängt hatte. Die Griechen könnten bald wieder Pfirsiche, Apfelsinen und Erdbeeren, aber auch Meeres- und Milchprodukte sowie Fleisch liefern.

Was erwarten die Russen von den Griechen?

Dass der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras bei der EU Stimmung macht gegen die Sanktionen, gefällt den Russen. Sie hoffen, dass die Griechen die bisher feste Front der Europäer gegen ihr Land aufbrechen. Dafür sind sie bereit, etwas zu tun. Es könnte zum Beispiel Rabatte für russische Gaslieferungen geben, wie aus Regierungskreisen verlautet. Russland braucht Griechenland für sein neues Pipelineprojekt Turkish Stream durch das Schwarze Meer in die Türkei. Die Leitung soll an der griechischen Grenze enden. Von dort aus will Russland Gas in die EU verkaufen.

Also geht es nur um Projekte und nicht um direkte Finanzhilfe?

Russland ist zu direkten Finanzhilfen bereit, dürfte diese aber nur gegen konkrete Sicherheiten gewähren. Es gibt außerdem einiges, was die Russen interessiert in Griechenland: Die russische Staatsbahn RZD etwa hat ein Auge auf griechische Häfen und die staatliche Bahngesellschaft TrainOSE geworfen.

Mit welchen Ergebnissen ist nach dem Treffen in Moskau zu rechnen?

Es wird seit Tagen gerätselt, ob das Treffen von Kremlchef Putin und dem griechischen Ministerpräsidenten Tsipras möglicherweise nur politisches Theater ist. Auch die EU schaut mit Spannung auf die Gespräche und mögliche Abmachungen der beiden. Immerhin präsentiert Putin selbst Ergebnisse statt nur Absichtserklärungen. Die Russen haben ein Interesse, sich wieder einfacher mit Lebensmitteln aus der EU zu versorgen. Die Griechen erhielten neben Öl und Gas in der Vergangenheit auch Metall und chemische Produkte aus Russland.

Auf Ministerebene gibt es Medien zufolge schon seit Wochen Vorbereitungen für intensivere Handelsbeziehungen. Insgesamt sind die Sympathien der Russen für die Griechen groß. Mehr als eine Million Russen machen jedes Jahr in Griechenland Urlaub. Tsipras will in Moskau auch Patriarch Kirill treffen, das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, die sich mit der griechischen Orthodoxie eng verbunden sieht.

(dpa)

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