Wird Merkel dank „Meinungs-Robotern“ die Wahl gewinnen?

Ist unsere Demokratie tatsächlich bedroht? Im technisierten Zeitalter gibt es offenbar genügend subtile Methoden, um die Meinung der Menschen zu manipulieren. Aber was können "Fake-News" und "Social Bots" wirklich?
Titelbild
Soziale Bots - Die Meinungsfreiheit bleibt gewahrt und doch wird die öffentliche Meinung manipuliert.Foto: Carmen Jaspersen/dpa
Von 15. Dezember 2016

Bei der hitzigen Debatte um „Fake-News“ im anstehenden Wahlkampf kommt man auch nicht am Thema „Social Bots“ vorbei. Bei der Adenauer-Stiftung diskutieren jetzt Netzexperten, welche Gefahr von gefälschten Nachrichten und Social Bots ausgehen, schreibt „Welt“.

Wird es zu einer schmutzigen Schlacht mit technologischen Hilfsmitteln kommen? Werden Falschnachrichten und computergenerierte Stimmungsmacher dem politischen Gegner das Wasser abgraben?

Der Wissenschaftler und Professor Simon Hegelich, Verfasser der Studie „Invasion der Meinungsroboter“ glaubt, dass wir „eine disruptive Veränderung der demokratischen Öffentlichkeit erleben werden.“

Die programmierten Software-Roboter sollen gezielte Trends in den sozialen Netzwerken verbreiten und ähnlich wie bei den „Fake-News“ läge es am jeweiligen Nutzer, ob der die versuchte Manipulation erkenne. Bei der Entscheidung für den Brexit und bei der Wahl von Donald Trump sollen gefälschte Nachrichten wie auch Social Bots zum Einsatz gekommen sein, so „Welt“.

Aber was genau sind Social Bots und können sie die öffentliche Meinung tatsächlich manipulieren?

Social Bots sind automatisierte Programme, die Informationen und Daten sammeln und mit anderen Menschen selbstständig kommunizieren. Gezielt eingesetzt, entscheidet das Programm, was gesagt und wie reagiert wird.

Bots können sich als echte User in einem sozialen Netzwerk sammeln. Hat man die Freundschaftsanfrage angenommen, lesen und sammeln sie private Informationen des Nutzers. Sie sammeln aber nicht nur, sondern streuen auch. Es gibt zum Beispiel Bots, die bei Twitter oder Amazon Werbelinks posten. Diese haben weniger Fähigkeiten, da sie keine Konversationen führen müssen.

Regierungen haben Interesse an Sozialen Bots

Schwieriger wird es bei Bots, die sich glaubhaft als echter Mensch mit tatsächlichen Interessen präsentieren. Markus Strohmaier, Informatik-Professor der Uni Koblenz sagt, dass dies inzwischen immer besser gelingen würde. Bots sind mittlerweile sogar in der Lage, Konversationen zu führen – und dabei Menschen zu täuschen. Die Gefahr dieser angepassten Social Bots: Sie können weitgehend unbemerkt Propaganda verbreiten. „Natürlich haben auch Regierungen Interesse an sozialen Bots. Speziell seit die Bedeutung von sozialen Medien für politische Prozesse zugenommen hat“, sagt Strohmaier.

Social-Media-Experte Lutz Finger glaubt, dass Regierungen künftig auf Bots statt auf Zensur setzen werden. Das Netz müsse nicht lahm gelegt werden, sondern man müsse es einfach mit seiner Meinung überfluten. Im Syrienkonflikt will er so etwas schon mal wahr genommen haben: „Es gab es viele Situationen, bei denen ein User etwas gegen die Regierung gesagt hat. Plötzlich gab es viele Tweets, die pro-syrisch waren und über die Schönheit des Landes sprachen. So verschwindet, nach und nach, die Botschaft ganz unten im Stream.“

Auch Noah Bubenhofer, Linguistiker an der TU Dresden, ist sich sicher, dass Regierungen diese Bots nutzen – denn: Die Meinungsfreiheit bleibt gewahrt und doch wird die öffentliche Meinung manipuliert. Er und Kollegen hätten Bots an typischen Dialogen des Ukraine-Konflikts „trainiert“.  Der Bot kann Behauptungen erkennen und reagiert beispielsweise mit Zweifeln. Schreibt ein User „Putin ist ein Diktator!“, antwortet der Bot „Ich glaube nicht, dass…“. Ihm wurden vorher Formulierungsmuster an die Hand gegeben, die er abrufen kann.

Eine Parole reicht schon aus

Grammatikalisch sinnvolle Sätze brauche es nicht unbedingt, eine Art Parole reiche aus. Plötzlich würden darauf Menschen reagieren und so käme eine Diskussion in Gange.

Markus Strohmaier kann sich vorstellen, dass Regierungen auch versuchen könnten, Bots einzusetzen, um Bewegungen wie Demonstrationen oder öffentliche Versammlungen zu zerstreuen. Der Bot schlägt dann gezielt einen anderen Treffpunkt in den sozialen Medien vor. „Wir können davon ausgehen, dass Umstürze durch soziale Netzwerke in Zukunft sehr, sehr schwierig werden“, sagt Finger, „in Zukunft wird man versuchen, diese Netzwerke zu beeinflussen.“

Genauso wie es Bots gibt, gibt es natürlich auch Programme, die Bots erkennen wollen. Wirft man die erkannten Bots raus, werden die Programmierer sie aber nur noch effektiver gestalten. Netzwerke würden deswegen den Account nicht mehr löschen, sondern die Bots in eine virtuelle Welt weiterleiten, in der nur noch Bots sind. Der Hersteller der Fake-Accounts würde es erst dann merken, wenn er keine Freunde mehr bekommt.

Klare Gedanken versus Roboter

Das Internet ist ein Labyrinth an Informationen. Am Ende bleibt die Verantwortung bei jedem selbst. Klare Gedanken lassen einen Roboter schnell auffliegen.  Kritisch lesen und prüfen, dann wird man einer „Parole“ nicht so leicht auf den Leim gehen.



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