Zahl der Toten bei Protesten in Nicaragua auf 100 gestiegen

Bei Auseinandersetzungen in Nicaragua zwischen Regierungsanhängern und -gegnern wurden den vergangenen beiden Tagen mindestens 16 Menschen getötet. Staatschef Ortega lehnt einen Rücktritt und vorgezogene Präsidentenwahlen weiterhin ab.
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Proteste gegen die Regierung in Nicaragua, 30. Mai 2018.Foto: DIANA ULLOA/AFP/Getty Images
Epoch Times1. Juni 2018

Die Zahl der Todesopfer bei den Massenprotesten in Nicaragua ist auf 100 gestiegen. Bei Auseinandersetzungen zwischen Regierungsanhängern und -gegnern am Mittwoch und in der Nacht zu Donnerstag wurden mindestens 16 Menschen getötet, wie das nicaraguanische Menschenrechtszentrum (Cenidh) mitteilte. Seit Beginn der Demonstrationen Mitte April wurden nach Angaben von Polizei und Menschenrechtsaktivisten außerdem mehr als 900 Menschen verletzt.

Dem Menschenrechtszentrum zufolge ereigneten sich die Zusammenstößen am Mittwoch in der Hauptstadt Managua sowie in Estelí, Masaya und León. Die Gewalt sei von der „repressiven Polizei“ und bewaffneten regierungsnahen Gruppen ausgegangen.

Nicaraguas Präsident Daniel Ortega wies am Donnerstag Vorwürfe zurück, wonach paramilitärische Einheiten im Auftrag der Regierung gegen die Demonstranten vorgehen. Er beklagte eine „Verschwörung“ der Opposition. Vize-Polizeichef Francisco Diaz warf „kriminellen Gruppen“ vor, Regierungsanhänger in Managua mit Waffen und Granaten angegriffen und sieben Menschen getötet zu haben.

Die Wut der Demonstranten hatte sich zunächst gegen Pläne für Rentenkürzungen gerichtet. Ortega zog sie angesichts des Widerstands dagegen schon bald wieder zurück. Der ehemalige Guerillakämpfer regiert Nicaragua seit elf Jahren. Sein jetziges Mandat endet im Januar 2022. Ortega lehnt einen Rücktritt und vorgezogene Präsidentenwahlen weiterhin ab. „Nicaragua gehört uns allen und wir bleiben alle hier“, sagte er am Mittwochabend vor mehreren tausend Anhängern in der Hauptstadt.

Vergangene Woche war ein Vermittlungsversuch der katholischen Kirche zur Überwindung der innenpolitischen Krise gescheitert. Regierung und Opposition verständigten sich am Montag darauf, die Gespräche fortzusetzen.

Die Bischofskonferenz erklärte am Donnerstag aber, sie lehne neue Verhandlungen ab, solange die Bevölkerung von regierungsnahen Gruppen „unterdrückt und getötet wird“. Auch die USA und die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) verurteilten das Vorgehen der Sicherheitskräfte gegen die Demonstranten. (afp)



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