Züge bringen Hunderte Flüchtlinge aus Ungarn nach Bayern

Titelbild
Die Polizei schätzte, dass bis Mitternacht zwischen 500 und 600 Flüchtlinge in München angekommen sind.Foto: Sven Hoppe/dpa
Epoch Times1. September 2015
Hunderte Flüchtlinge sind am Montagabend und in der Nacht mit Zügen aus Ungarn und Österreich nach Bayern gekommen. Zuvor hatte die ungarische Polizei am größten Budapester Bahnhof überraschend aufgehört, Flüchtlinge am Besteigen der Züge Richtung Westen zu hindern.

Im ersten der Züge waren am Abend rund 400 Flüchtlinge. In Rosenheim stoppte die Bundespolizei ihn und brachte 190 der Flüchtlinge zur Registrierung in eine ehemalige Kaserne. Etwa 200 weitere konnten nach München weiterreisen. Sie wurden nach der Ankunft in einer Nebenhalle registriert. Am Abend erreichten noch weitere Züge mit Flüchtlingen den Münchner Hauptbahnhof.

Die Stimmung am Bahnhof sei „ruhig“ bis „euphorisch“ gewesen, sagte ein Sprecher. Viele Flüchtlinge hätten bei ihrer Ankunft „Thank you, Germany“ oder „We love you, Germany“ gerufen. Auch Bürger waren vor Ort und begrüßten die Flüchtlinge mit Wasser und Lebensmitteln.

Die Polizei schätzte, dass bis Mitternacht zwischen 500 und 600 Flüchtlinge in München angekommen sind. Einige seien direkt registriert worden, andere wurden mit Bussen in Erstaufnahmeeinrichtungen gebracht. Ob in der Nacht noch weitere Regionalzüge mit Flüchtlingen eintreffen, war zunächst unklar.

Nach Angaben der Hilfsorganisation Migration Aid saßen bisher auf Budapester Bahnhöfen rund 2000 Asylbewerber fest, weil ihnen das offenbar überforderte Einwanderungsamt keine Lager mehr zuwies. Nach der Dublin-Verordnung ist derjenige Mitgliedstaat für das Verfahren eines Asylbewerbers zuständig, in dem dieser erstmals europäischen Boden betreten hat. Die EU-Kommission ermahnte Ungarn, europäisches Recht einzuhalten und alle ankommenden Flüchtlinge mit Fingerabdrücken zu registrieren.

Ein Großteil der Flüchtlinge kommt aus den Kriegsgebieten Syriens, Nordiraks und aus Diktaturen wie Eritrea. Rund 40 Prozent stammen aber auch vom Balkan und haben wenig Chancen auf ein Bleiberecht.

Speziell für sie eröffnet Bayern das bundesweit erste Aufnahmezentrum für Balkan-Flüchtlinge. In einer ehemaligen Kaserne am Rande von Manching bei Ingolstadt sollen künftig 500 Flüchtlinge aus Südosteuropa untergebracht werden. Durch enge Zusammenarbeit der Behörden sollen die Verfahren deutlich schneller als bisher abgewickelt werden. Ziel ist es, abgelehnte Asylbewerber so schnell wie möglich wieder in ihre Heimat zurückzuschicken. Der Beschluss des Münchner CSU-Kabinetts hatte vom Juli hatte bundesweit Kritik hervorgerufen.

Nach der offiziellen Prognose der Bundesregierung werden in diesem Jahr in Deutschland 800 000 Asylbewerber erwartet. Auch die Regierung will Flüchtlinge ohne Anerkennungschance von vornherein von Deutschland fernhalten oder sie schnell abschieben, um Kapazitäten für eine schnelle Integration der Bleibeberechtigten zu schaffen.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) geißelte am Montag aber auch all jene, die Stimmung gegen Flüchtlinge machen. „Zu oft sind Vorurteile, zu oft ist Kälte, ja sogar Hass in deren Herzen. Halten Sie Abstand“, riet sie ihren Mitbürgern. Zurückhaltend äußerte sie sich zur Forderung der SPD nach einem Einwanderungsgesetz.

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer kritisierte diese Haltung. „Es ist meine Befürchtung, dass sich CDU und CSU nicht schnell über das Einwanderungsgesetz einigen können. Aber natürlich ist das ein vordringliches Thema“, sagte die Sozialdemokratin der Deutschen Presse-Agentur. Wenn Flüchtlinge ohne Perspektive schneller in ihre Heimat zurückkehrten und die Asylverfahren schneller bearbeitet würden, müsse es auch eine legale Möglichkeit für sie geben, als Arbeitsmigranten nach Deutschland zu kommen.

Auch FDP-Chef Christian Lindner nannte Merkels Haltung enttäuschend. „Humanität für Flüchtlinge ist etwas anderes als Human Ressources für Unternehmen. Mit einem Einwanderungsgesetz könnte es gelingen, die Zuwanderung nach Deutschland effektiver zu steuern und an den Bedarf des Arbeitsmarktes anzupassen“, erklärte er.

(dpa)


Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion