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Zusammenarbeit mit Israel und Ukraine

Drohnensichtungen München: Bundeswehr leistet Amtshilfe am Flughafen

Bei den Drohnensichtungen hilft die Bundeswehr am Flughafen München mit der „Fähigkeit der Drohnendetektion“. Der Flugbetrieb kommt langsam wieder in Gang – und die Politik diskutiert über Abwehrmaßnahmen. Innenminister Dobrindt will eine Drohnenabwehreinheit bei der Bundespolizei einrichten.

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Die Bundespolizei sprach von zwei Drohnensichtungen im Bereich der Nord- und der Südbahn.

Foto: Armin Weigel/dpa

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Lesedauer: 6 Min.

Bayerns Innenministerium habe sich mit einem Amtshilfeersuchen an die Bundeswehr gewandt, bestätigte eine Sprecherin des Operativen Führungskommandos der Bundeswehr am Samstag der Nachrichtenagentur AFP.
Am 2. Oktober musste der Airport den zweiten Abend in Folge den Flugbetrieb wegen Drohnensichtungen einstellen. Passagiere mussten auch am Samstag nach Wiederaufnahme des Betriebs noch mit Verspätungen oder Flugausfällen rechnen.
Aus „operativen Gründen“ könnten keine Details zu den abgefragten und eingesetzten Fähigkeiten durch die Bundeswehr herausgegeben werden, erklärte die Sprecherin weiter. Für die Gefahrenabwehr „außerhalb unserer Liegenschaften“ seien grundsätzlich Landessicherheitsbehörden zuständig, die Amtshilfe werde nur „subsidiär“ geleistet.

Dobrindt will Drohnenabwehreinheit bei der Bundespolizei aufstellen

Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) will eine Drohnenabwehreinheit bei der Bundespolizei einrichten.
„Wir werden eine eigene Drohnenabwehreinheit bei der Bundespolizei aufstellen, die dann die Kompetenzen erhält, sich im Bereich dieses Wettlaufs, dieses Wettrüstens zwischen Drohnenbedrohung und Drohnenabwehr ständig immer wieder mit den neuesten Technologien auch auszustatten.“
Das kündigte Dobrindt am Samstag bei einer Pressekonferenz in München nach einem Migrationsgipfel mit mehreren europäischen Amtskollegen an.

Zusammenarbeit mit Israel und Ukraine

Der CSU-Politiker nannte zudem den Aufbau eines neuen Drohnenabwehrzentrums und erklärte, es werde auch eine „Entwicklungs- und Forschungseinheit“ aufgebaut, „die diesen Wettlauf technologisch auch nachvollziehen kann“.
„Auch dazu wird es dann eine Zusammenarbeit mit Israel und der Ukraine geben und nach unserer Vorstellung auch eine Zusammenarbeit eben mit unseren europäischen Freunden und der EU-Kommission“, fuhr er fort.
Dobrindt bekräftigte zudem, rasch die rechtlichen Grundlagen dafür zu schaffen, dass neben der Polizei die Bundeswehr im Rahmen der Amtshilfe bei der Drohnenabwehr tätig werden könne.

Knapp 10.000 Passagiere betroffen

Wegen Drohnensichtungen im Umfeld und über dem Flughafen München war der Betrieb an Deutschlands zweitgrößtem Airport zunächst am Abend des 1. Oktober gestoppt worden, knapp 3.000 Passagiere waren nach Flughafenangaben betroffen. Tags darauf wurden erneut Drohnen gesichtet, der Betrieb musste erneut unterbrochen werden. Diesmal waren 6.500 Passagiere betroffen. Unklar ist nach wie vor, wer die Drohnen gesteuert hat.
„Der Flugbetrieb wurde schrittweise hochgefahren und stabilisierte sich im Laufe des Nachmittags“, teilte der Münchner Flughafen am Samstag auf seiner Webseite mit. Passagiere würden weiterhin gebeten, sich vor der Anfahrt zum Flughafen auf der Homepage ihrer Airline zu informieren.
„Von den am Samstag geplanten über 1.000 Starts und Landungen haben die Airlines im Tagesverlauf aus operativen Gründen rund 170 Flüge annulliert“, teilte der Flughafen weiter mit.
Am Flughafen wurden Snacks und Getränke an die Gestrandeten verteilt.

Am Flughafen wurden Snacks und Getränke an die Gestrandeten verteilt.

Foto: Enrique Kaczor/onw-images/dpa

Feldbetten, Getränke, Snacks

Für die Passagiere seien Feldbetten aufgestellt und Decken, Getränke und Snacks verteilt worden. Eine Journalistin der Nachrichtenagentur AFP, die am Samstagnachmittag in München mit Verspätung ankam, sah Dutzende Menschen, die auf Feldbetten lagen, schliefen und warteten.
Die Vorfälle ereigneten sich just zur Zeit des Münchner Oktoberfestes, dem größten Volksfest der Welt, zu dem viele Besucher auch aus dem Ausland anreisen.
Eigentlich hätte der Flugbetrieb am Samstag ab 5:00 Uhr wieder beginnen sollen – jedoch verzögerte sich dies „aufgrund von Drohnensichtungen in den frühen Morgenstunden“, wie der Airport erklärte.
Die Bundespolizei teilte dazu auf Anfrage der AFP mit, sie sei „gegen 3:15 Uhr einem erneuten Hinweis zu einer Drohnensichtung nachgegangen, aber ohne weitere Feststellungen“.
„Auch

Auch die Feuerwehr ist am Flughafen im Einsatz.

Foto: Enrique Kaczor/onw-images/dpa

Dobrindt will mehr Geld für Drohnenabwehr

Nach dem Vorfall vom 1. Oktober forderte Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) mehr Geld für die Drohnenabwehr. „Wir brauchen jetzt mehr Finanzierung, Förderung und Forschung“, erklärte Dobrindt am Freitag.
Zuletzt hatten zahlreiche Überflüge von Drohnen unbekannter Herkunft über dänischen Flughäfen und Militäreinrichtungen für Aufsehen gesorgt. Auch über Schleswig-Holstein wurden vergangene Woche Drohnen gesichtet.
Dobrindt sprach vor einigen Tagen von einer gestiegenen Gefahr für die Sicherheit in Deutschland und kündigte den Aufbau eines neuen Drohnenabwehrzentrums an – diese Pläne bekräftigte Dobrindt am Samstag in München noch einmal. Zur Bekämpfung der Drohnen soll nach seinen Plänen bald auch die Bundeswehr eingesetzt werden dürfen.

Bei Drohnen „nicht handlungsfähig“

Die Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI) mahnte nun schnelles Handeln an. Die Vorfälle machten „einmal mehr deutlich, dass wir aktuell bei der Detektion und Abwehr von Drohnen über kritischer Infrastruktur nicht handlungsfähig sind“, erklärte Marie-Christine von Hahn.
Am Freitagabend mussten etliche Flugzeuge am Boden bleiben.

Am Freitagabend mussten etliche Flugzeuge am Boden bleiben.

Foto: Enrique Kaczor/onw-images/dpa

Sie fuhr fort: „Wir müssen jetzt zügig ins Handeln kommen, Politik, Industrie und Sicherheitsbehörden gemeinsam.“ Es brauche zunächst eine „schnelle Klärung der Zuständigkeiten und einen sicheren Rechtsrahmen“.
Im Januar hatte die Vorgängerregierung im Kabinett bereits eine Änderung des Luftsicherheitsgesetzes beschlossen, damit die Bundeswehr Drohnen künftig auch abschießen kann. Die Vorlage wurde wegen des Regierungswechsels nicht mehr im Parlament verabschiedet. Bislang dürfen die Streitkräfte zur Unterstützung der Polizei Luftfahrzeuge abdrängen, zur Landung zwingen, den Einsatz von Waffengewalt androhen oder Warnschüsse abgeben. (afp/red)

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