Lesbos, eine Insel für Naturfreunde, Individualisten und Entdecker

Titelbild
Der römische Äquadukt in der Nähe von Mytilini – eine besondere Sehenswürdigkeit. (Foto - Mirijam Dähler)
Von 15. April 2006

Es war beinahe Mitternacht, als ich mich im Hinterland von Skala Eresus hinsetzte, um den nächtlichen Sternenhimmel zu bestaunen und der Stille zu lauschen.

Tausende von Sterne funkelten am tief schwarzen Himmel zum greifen nah. Da und dort fiel eine Sternschnuppe hinunter, um im Nichts zu verschwinden. Aber es war nur dem Schein nach still, denn in der Ferne hörte man die Wogen des Meeres rauschen, es bellten ein par Hunde, es quakten die Frösche im nahen Sumpf, es zirpten die Zikaden in verschiedenen Frequenzen und Tonlagen, die Glocken der Schafherde, die in der Nähe weidete, klangen ebenfalls sanft durch die Nacht, und um das Geräusch-Bouquet zu vervollkommnen fingen noch zwei Nachtigallen zu singen an. Friedlicher hätte die Stimmung wirklich nicht sein können…

Aber natürlich hat Lesbos viel mehr zu bieten als nächtliche Geräusche.

Lesbos ist eine der Ost-Ägäischen Inseln und nach Kreta und Euböa die drittgrößte Insel Griechenlands. Ihre West-Ost-Achse beträgt ganze 92 km. Sie ist eine ausgesprochen grüne und gebirgige Insel und landschaftlich sehr vielfältig. Ein wahres Paradies für Wanderer und Mountainbiker. Außer im kargen Westen gibt es auf der ganzen Insel ausgedehnte Kiefern- und Eichenwälder, ebenso endlose Olivenhaine. Immerhin ist Lesbos Griechenlands zweitwichtigster Olivenöl-Produzent. Rund elf Millionen Olivenbäume wachsen hier und liefern jährlich an die zwanzig Tonnen Öl.

Diese Insel ist auch die Heimat und Sommerresidenz von zahlreichen Sing-, Sumpf- und Wasservögeln. Unzählige Schwalben brüten anfang Juni auf der ganzen Insel. Im Westen gibt es eine große Population der farbenprächtigen Bienenfresser. Am Meer sieht man diverse Strandläufer, Küstenseeschwalben und Möwenarten, um nur einige zu nennen.

Da und dort tritt man auf Sumpfgebiete, an denen man als Quell des Lebens unzählige Frösche, unter anderen auch Laubfrösche, Wasserschildkröten und Vögel beobachten kann. Auch unterwegs tritt man immer wieder auf zahlreiche Echsenarten und Schlangen.

Natürlich lebt die Insel auch vom Tourismus. Aber irgendwie ist die Zeit hier stehen geblieben und so wurde Lesbos zum Glück bis jetzt vom großen Bauboom, wie man ihn von anderen Inseln kennt, verschont.

Für Badefreudige gibt es vor allen auf der Südseite ein paar traumhafte Strände, die zum Teil sogar eine Auszeichnung für ihr sauberes und kristallklares Wasser erhielten. Für Familien mit Kindern bietet sich das Baden besonders in den Lagunen an, die tief in die Insel münden, da hier das Wasser besonders ruhig ist.

Der karge Westen mit seiner Vulkanlandschaft hat auch seinen ganz besonderen Reiz. Zwischen den bizarren Felsformen gibt es des Öfteren ein Tal mit Wasser, an dem üppiges Grün und Oleanderdickicht wachsen.

Einzigartig in Europa ist der „Steinwald“, den man ganz im Westen der Insel in einer gepflegten Anlage besuchen kann. Vor etwa vier bis sechs Millionen Jahren wurden hier bei einem Vulkanausbruch riesige Mammutbäume verschüttet. Der heiße Aschenregen verfestigte sich zu einer Tuffschicht. Die Stämme wurden mit mineralhaltigem Wasser getränkt und so drang Siliziumdioxid in die Zellen ein und formte allmählich die Holzstruktur nach, bis hin zu den Astansätzen und Jahresringen. Die versteinerten Bäume sind bis zu elf Meter hoch, haben einen Durchmesser von zum Teil mehr als zwei Metern und sind zum Teil sehr farbenprächtig.

Lesbos wäre wohl kaum Griechenland, wenn es kulturell nichts zu bieten hätte. Nebst verschiedenen Klöstern und Kirchen, die an ganz pittoresken Lagen gebaut wurden, ist der römische Äquadukt in der Nähe von Mytilini eine besondere Sehenswürdigkeit. Er wurde zwischen dem ersten und dritten Jahrhundert nach Christus erbaut und führte das Wasser in 26 Metern Höhe über ein 170 Meter breites Tal mit Ölbäumen. Obwohl die Anlage nicht mehr komplett ist, ist sie sehr beeindruckend. An verschiedenen Orten der Insel sprudeln heiße, schwach radioaktive Thermalquellen aus dem Boden, die schon in der Antike genutzt wurden und bei Rheuma-, Leber und Nierenleiden helfen sollen. Am schönsten ist es, wenn man die Insel außerhalb der Hochsaison mit einem eigenen Fahrzeug entdecken kann. So kann man überall verweilen und eine Unterkunft finden wo und wie es einem gefällt. Mit einer Landkarte und einem guten Reiseführer ausgerüstet, findet bestimmt jeder auf Lesbos den Platz, an dem er seine Seele baumeln lassen kann; sei es in einer kleinen Taverne unter einer schattigen Platane, am Strand im goldigen Sand, in den sanften Wogen des tiefblauen Meeres, oder im silbrigen Olivenhain…

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