Unstatistik des Monats: Aktuelle Situation „nicht mit März-April vergleichbar“

Inzidenz, R-Wert, Neuinfektionen: Die Zahlen zur Messung der Corona-Krise sind vielfältig ... und nicht immer sinnvoll. Der 7-Tage-Inzidenz, jener ausschlaggebenden Maßzahl für weitreichende Einschränkungen, widmet das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Essen die "Unstatistik des Monats" und erklärt, warum diese Zahlen allein nicht als Entscheidungsgrund taugen.
Von 2. November 2020

Die „Unstatistik des Monats“ Oktober befasst sich mit der Aussagefähigkeit der 7-Tage-Inzidenz. Die aktuelle Politik orientiert sich mit ihren Anti-Corona-Maßnahmen vor allem an dieser 7-Tage-Inzidenz, die die Entwicklung der Neuinfektionen abbilden soll. An ihr, beziehungsweise an einer willkürlich festgelegten Obergrenze, orientieren sich Maßnahmen wie Ausgangsbeschränkungen; Personengrenzen auf Veranstaltungen und Alkoholverbote hängen davon ab.

Die 7-Tage-Inzidenz gibt die innerhalb der vergangenen sieben Tage registrierten Neuinfektionen je 100.000 Einwohner an. Hat beispielsweise eine Stadt mit 250.000 Einwohnern in den letzten sieben Tagen insgesamt 50 Neuinfektionen verzeichnet, so beträgt die Sieben-Tages-Inzidenz 50 · (100.000/250.000) = 20. Je größer diese Zahl ist, desto mehr Menschen haben sich in der letzten Woche mit SARS-CoV-2 infiziert.

„Zweite Welle“: Steigende Inzidenz trotz sinkenden positiven Befunden

Alleine auf die 7-Tage-Inzidenz zu schauen, ermöglicht jedoch keinen Blick auf das Gesamtgeschehen, schreibt das RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Essen. Setze man die Neuinfektionen in Bezug zu anderen Kennzahlen, kommen die Autoren der Unstatistik – der Berliner Psychologe Gerd Gigerenzer, der Dortmunder Statistiker Walter Krämer, die STAT-UP-Gründerin Katharina Schüller und RWI-Vizepräsident Thomas K. Bauer – zu dem Schluss, dass „die Zahlen in der ‚ersten Welle‘ im März-April nicht mit jenen von heute vergleichbar sind.“ Weiter schreiben sie:

Je mehr Tests durchgeführt werden, desto mehr positive Ergebnisse kann man erwarten. Daher sagen die Neuinfektionszahlen für sich genommen wenig über die Situation aus.“

Dies belegt ein einfacher Vergleich: In der 18. Kalenderwoche (Ende April) gab es 8.321 Neuinfektionen, in der 36. Kalenderwoche (Anfang September) etwa genauso viele. Die Situation ist jedoch nicht die gleiche, denn in der Septemberwoche wurden mehr als dreimal so viele Tests durchgeführt. Mit anderen Worten: Es gab Ende September dreimal WENIGER positive Befunde pro 100.000 Test pro Woche.

Aktuelle Situation „nicht mit März-April vergleichbar“

Während der Blick auf die Neuinfektionen oder die 7-Tage-Inzidenz suggeriert, man hätte es mit der gleichen Situation zu tun, schließt die Positiv-Test-Rate diese Betrachtung ein. Sie lag in der Aprilwoche bei 2,5 Prozent, in der Septemberwoche aber nur bei 0,8 Prozent. Danach stieg die Positiv-Rate etwas an.

Tatsächlich ist der Anteil der positiv getesteten Personen zwischen der 18. und der 36. Kalenderwoche also deutlich zurückgegangen. Man könne daher weder

die absolute Anzahl der Neuinfektionen [noch] die 7-Tage-Inzidenz der ersten ‚Welle‘ im März und April […] mit der zweiten Welle vergleichen.“

Auch der R-Wert, diese Zahl gibt an wie viele Menschen ein Infizierter durchschnittlich ansteckt, errechnet sich aus der Zahl der positiven Tests der letzten sieben – im Frühjahr der letzten drei – Tage. Sie taugt damit ebenfalls nicht zum Vergleich der ersten und zweiten Welle. Trotz mehr als zehntausend Neuinfizierten ist der R-Wert zum Sonntag (1. November) den sechsten Tag in Folge gesunken.

Mehr Tests, andere Zielgruppe, weniger „Covid-Tote“

Um die Veränderung des Anteils der positiven Tests selbst zu beurteilen, müsse man zudem beachten, dass heute andere Personengruppen getestet werden. Während im Frühjahr klare Symptome und Kontakt zu Infizierten Voraussetzungen für eine Testung waren, wurden im Sommer zunehmend Massentestungen gefährdeter Personengruppen (zum Beispiel medizinisches Personal) und von Reiserückkehrern durchgeführt.

Geht man nun davon aus, dass ausgeprägte Symptome mit einem schweren Krankheitsverlauf einhergehen, diese bei älteren Menschen häufiger sind und dass Massentests eher an berufstätigen Personen im Alter von 18 bis 59 Jahren durchgeführt wurden, so ist leicht zu erklären, warum inzwischen deutlich mehr Fälle unter den jüngere Altersgruppen gefunden werden. So ist die absolute Zahl positiv Getesteter unter den 60- bis über 80-jährigen gesunken, während sie bei den Jüngeren ansteigt.

Einen weiteren Hinweis, dass sich das Infektionsgeschehen in diese Jahrgänge verschoben habe, offenbart die Sterblichkeit. Obgleich die Anzahl der Neuinfektionen derzeit rapide ansteigt, ist das Verhältnis der Verstorbenen zu den vor zwei Wochen Infizierten deutlich gesunken. Unter den Erwachsenen bis 60 Jahre ist der Anteil der Verstorbenen an den zuvor positiv Getesteten um 90 Prozent zurückgegangen. Unter den 60- bis 80-jährigen sank dieser Wert um 80 Prozent und unter den noch Älteren um 50 Prozent.

Zwei Studien in den USA und Großbritannien berichten zudem, dass der Anteil der Verstorbenen insgesamt stark zurückgegangen ist – und zwar gleichmäßig für alle Altersgruppen. Das legt nahe, dass der Rückgang nicht alleine mit der höheren Anzahl von jungen, infizierten Menschen zu erklären ist.

„Hyper-Inflation“ der Inzidenz

Ein Wert von 50 Fällen je 100.000 Einwohner heute hat eine gänzlich andere Bedeutung als vor einem halben Jahr. Hinsichtlich der zu erwartenden Intensivpatienten und Todesfälle dürfte ein Wert von 50 im Oktober maximal einem Wert von 15 bis 20 im April entsprechen. „Vermutlich“, heißt es in der Unstatistik weiter, „entspricht er einem noch geringeren [Wert].“ Zum Vergleich: Die Steigerung von 20 auf 50 entspricht einer Inflation um 150 Prozent. Von 15 auf 50 ist ein Plus um über 230 Prozent.

Der einzige Fall, der einen alleinigen Blick auf die 7-Tage-Inzidenz rechtfertigen könnte, ist laut den Autoren die Frage, ob die Gesundheitsämter die Zahl der Kontaktpersonen von Menschen mit positiven Tests noch nachverfolgen können. In allen anderen Fällen raten sie dringend,

nicht alleine die Veränderung der 7-Tage-Inzidenz gegenüber der „ersten Welle“ zu betrachten, sondern zugleich die Veränderung der Positiv-Test-Raten und der Todesraten beziehungsweise den Anteil an Corona-Patienten in Intensivstationen.“

(Mit Material des RWI – Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung)

 



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