Ärger und Stolz – Löw: „Es war ein gutes Turnier“

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Thomas Müller klatscht den Fans trotzig Beifall - gut gespielt, trotzdem raus.Foto:  Tolga Bozoglu/dpa
Epoch Times8. Juli 2016
In der Nacht nach dem bitteren Halbfinal-Aus grübelten Bundestrainer Joachim Löw und seine Spieler noch lange darüber, wie sie dieses Spiel verlieren konnten.

Der Weltmeister hatte die Partie im futuristischen Stade Vélodrome über weite Phasen optisch dominiert, am Ende aber standen die ernüchternden Zahlen: Null zu Zwei. „Wir hatten nicht das notwendige Glück. Als wir 2010 und 2012 ausgeschieden sind, hatten uns die Mannschaften etwas voraus. Heute hatten wir den Franzosen etwas voraus“, sagte ein frustrierter Löw.

Statt wie erhofft zum Endspiel nach Paris starten die deutschen Fußball-Nationalspieler um den unglücklichen Kapitän Bastian Schweinsteiger nun in den Urlaub. Am Freitagmittag heben gleich mehrere Maschinen mit EM-Personal an Bord Richtung Heimat ab. „In der Gesamtbetrachtung haben wir den deutschen Fußball gut präsentiert“, erklärte der diesmal im gesamten Turnier glücklose Offensivmann Thomas Müller: „Aber Fußball ist auch ein Erfolgssport. Und ob man im Halbfinale ausscheidet oder vorher, ist nicht so entscheidend. Es geht darum, Titel zu gewinnen, die bleiben in Erinnerung.“

Der angestrebte vierte EM-Titel muss nun mindestens vier weitere Jahre warten. Trotzdem löst Chefcoach Löw in Marseille nach sieben gemeinsamen Wochen überwiegend mit positiven Eindrücken die deutsche EM-Gemeinschaft auf. „Es war ein gutes Turnier. Wir hatten gute Energie, haben eine gute Vorleistung gebracht, haben einen tollen Teamgeist gezeigt“, betonte der Bundestrainer. Über seine Zukunft mochte er erst einmal nicht sprechen, einen Anlauf von Löw auf den zweiten WM-Titel 2018 in Russland zweifelt aber niemand ernsthaft an. Auch für die Leistung gegen Frankreich sprach er seinen Akteuren ein „Riesenkompliment“ aus: „Weil wir insgesamt die bessere Mannschaft waren.“

Löw will, wenn der erste Ärger über die verpasste Finalchance abgeklungen ist, mit seinem Stab auch nur mit einer „kurzen Analyse“ die EM nochmals aufarbeiten. Wann das geschieht, möchte er mit seinen Vertrauten erst noch festlegen. „So viele Fehler habe ich jetzt nicht festgestellt. Es war eine tolle Mannschaft“, hob der Freiburger schon jetzt hervor.

Welche Komponenten den Weltmeistern letztlich fehlten, um sich den Traum vom Titel-Double zu erfüllen, ist auch schon klar. Dem Team mangelte es an Effektivität, um die spielerische Dominanz auch in Zählbares umzusetzen. Das Leistungsgefälle innerhalb des 23-köpfigen Kaders war zu groß. Schließlich fehlte die Substanz, um die Ausfälle solcher Schlüsselspieler wie Mats Hummels, Sami Khedira, Mario Gomez und dann auch noch Jérôme Boateng im Halbfinale zu kompensieren.

„Wir hatten gute Chancen, aber der Ball wollte nicht rein. Wir sind sehr enttäuscht, dass wir jetzt ausgeschieden sind, trotz einer guten Leistung“, sagte Kapitän Schweinsteiger. Der 31 Jahre alte Anführer kämpfte sich nach mehreren Knieverletzungen wieder ran an und in die Mannschaft. Dass Schweinsteigers unglückliches Handspiel der Partie gegen die Franzosen ihre Richtung gegeben hatte, fällt in die Kategorie Pech. „Wir fahren jetzt heim und versuchen es in zwei Jahren wieder“, bemerkte der zweifache Turnier-Torschütze Gomez.

(dpa)


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