ARD-Dopingexperte Seppelt verzichtet auf WM-Reise

Der ARD-Dopingexperte Hajo Seppelt, um dessen Einreise nach Russland es lange ein Hickhack gab, wird nicht zur Fußball-WM fahren. Das Risiko für den Sportreporter sei zu hoch.
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Aus Sicherheitsbedenken reist Hajo Seppelt nicht zur WM nach Russland.Foto:  Maurizio Gambarini/dpa
Epoch Times14. Juni 2018

Die Entscheidung ist gefallen: ARD-Dopingexperte Hajo Seppelt wird nicht zur Fußball-Weltmeisterschaft nach Russland reisen, wie das Erste und der Reporter gemeinsam mitteilten.

„Die Sicherheit von Hajo Seppelt steht bei uns an erster Stelle“, teilte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky am Donnerstag mit. „Aus diesem Grund haben wir uns nach intensiver Prüfung der Sachlage und unter Berücksichtigung aller Informationen, die uns vorliegen, für diesen Weg entschieden.“

Der 55-jährige Seppelt hatte wesentlich zur Aufklärung des systematischen Sportbetrugs in Russland beigetragen und gilt deshalb in dem WM-Ausrichterland als Staatsfeind. Dem Berliner Journalisten war im Mai das Visum für die WM verweigert worden. Diese Entscheidung war – auch auf internationalen Druck – von Russland wieder zurückgenommen worden. Der Berliner sollte im Falle einer Einreise aber zu den laufenden russischen Ermittlungen gegen den Doping-Kronzeugen Grigori Rodschenkow vernommen werden.

Außenminister Heiko Maas unterstrich laut ARD-Mitteilung, dass sich das Auswärtige Amt gegenüber den Ansprechpartnern in Russland nachdrücklich für die freie und unabhängige Arbeit der Medien während der WM eingesetzt habe. Dies habe das Auswärtige Amt auch in diesem Fall getan. „Minister Maas wies aber auf die möglichen Risiken bei einer Reise Herrn Seppelts nach Russland anlässlich der WM hin“, sagte die Sprecherin des Auswärtigen Amts, Maria Adebahr. „Er unterstrich, dass das Auswärtige Amt die Analysen auch der zuständigen Innenbehörden ernst nehmen müsse und mit Blick auf Sicherheitsfragen zu keiner andersgelagerten Einschätzung gelangen könne.“

„Ich bedaure die Entwicklung, aber trage die Entscheidung mit“, sagte Seppelt. „Den Sicherheitswarnungen des Bundeskriminalamtes kann ich mich nicht verschließen. Insgesamt ist es eine besorgniserregende Entwicklung für den Sportjournalismus, wenn die Ausübung des Jobs bei der Fußball-WM mit kaum kalkulierbaren Risiken und womöglich folgenschweren Konsequenzen verbunden ist.“ Der Deutschen Presse-Agentur sagte Seppelt darüber hinaus, er lasse sich „nicht einschüchtern. Die ARD wird auch während der Fußball-WM über Doping im Fußball berichten. Man kann unsere Arbeit einschränken und behindern – aber verhindern kann man sie nicht.“

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) sieht die FIFA in der Verantwortung: „Der Weltfußballverband muss dafür sorgen, dass Journalistinnen und Journalisten die Möglichkeit haben, frei und ungehindert über die Spiele, aber auch über Land und Leute berichten können“, sagte der Bundesvorsitzende Frank Überall. Das gelte nicht nur für Russland, sondern auch für künftige Austragungsländer der Weltmeisterschaft. „Wenn ein renommierter Sportjournalist, der viele Dopingfälle aufgedeckt hat, aus Sicherheitsgründen auf die Reise nach Russland verzichten muss, ist etwas faul an der Auswahl der Gastgeber durch die FIFA.“

Die FIFA müsse ernsthaft darüber nachdenken, ob autokratische Regime oder Diktaturen, die die Pressefreiheit mit Füßen treten, die Fußball-WM durchführen dürften. Das gelte auch für Katar, wo die nächste Weltmeisterschaft stattfinden soll.Die Pressefreiheit ist in Russland stark eingeschränkt. (dpa)



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