Biedermann genießt Schlussbahn: «Jetzt kommt das Bonbon»

Berlin (dpa) - Nach Olympia in Rio ist für Paul Biedermann Schluss. Das steht für den besten deutschen Schwimmer der vergangenen Jahre schon lange fest. Was auf der Schlussbahn seiner Karriere nocht folgt, davon will sich der 28-Jährige…
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Paul Biedermann spricht über seine Pläne.Foto: Bernd Thissen/dpa
Epoch Times8. April 2015
Nach Olympia in Rio ist für Paul Biedermann Schluss. Das steht für den besten deutschen Schwimmer der vergangenen Jahre schon lange fest. Was auf der Schlussbahn seiner Karriere nocht folgt, davon will sich der 28-Jährige selbst überraschen lassen.

Biedermann genießt die letzten Jahre seiner Karriere und freut sich auch auf das Leben nach dem Leistungssport. „Ich weiß, dass ich mir viele Sachen schon bewiesen habe und alles, was jetzt kommt, ist ein bisschen der Bonus“, erklärte Biedermann im Interview der Deutschen Presse-Agentur.

Wenn Sie Ihre Karriere mit einem Rennen über 200 Meter Freistil vergleichen würden, mit den Phasen von Start bis Anschlag. Wo befinden Sie sich bei diesem Rennen?

Biedermann:Ich schätze, dass ich auf der Schlussbahn der Karriere schwimme. Ich habe drei Viertel hinter mir, jetzt geht es noch knapp zwei Jahre Richtung Olympische Spiele in Rio. Man kann also gut sagen, dass ich auf den letzten 50 Metern bin.

Die Schlussbahn von Paul Biedermann ist bekanntermaßen die stärkste. Heißt das im Umkehrschluss, dass das Beste noch kommt?

Biedermann: Man soll ja nie die Hoffnung aufgeben, daher hoffe ich das einfach mal. Ich bemühe mich einfach, dass es 50 Meter werden, mit denen ich gut leben kann – egal wie ich dabei abschneide.

Welche Strecken peilen Sie für dieses Jahr an?

Biedermann: Die 400 Meter Freistil lasse ich diese Saison weg. Was nächstes Jahr ist, weiß ich noch nicht. Aber in diesem Jahr werde ich mich nur auf die 100 und 200 Meter Kraul konzentrieren.

Rio soll der große Schlusspunkt sein. Ist das fix oder ist ein Szenario denkbar, bei dem es danach noch weitergeht?

Biedermann: Das wäre denkbar gewesen, wenn die Schwimm-WM 2017 nach Deutschland gekommen wäre. Aber die ist ja nach Budapest vergeben worden. Daher geht der Plan für mich bis 2016 – und dann ist auch genug mit Schwimmen.

Welche Erwartungen haben Sie an ihren letzten Karriere-Abschnitt was Medaillen, Platzierungen und Zeiten angehen?

Biedermann: Ich habe jede Höhe und jeden Tiefpunkt schon durchgemacht, jetzt bin ich einfach offen, was noch so kommt. Ich habe über die Jahre so viele Erfahrungen sammeln können, dass ich mit jedem möglichen Ergebnis zufrieden sein kann.

Können Sie Ihre Karriere und den Schwimmsport jetzt anders genießen als zu früheren Zeiten?

Biedermann: Ich habe auf jeden Fall im Laufe der Jahre, dank der Erfahrung und auch durch die Zwangspause 2013 gemerkt, wie viele andere schöne Sachen es neben dem Schwimmen gibt. Der Sport ist mir nach wie vor sehr wichtig und ich weiß, wie begrenzt die Zeit ist, in der ich meinen Sport noch ausüben kann und möchte. Deswegen genieße ich das einfach umso mehr. Ich weiß, dass ich mir viele Sachen schon bewiesen habe und alles, was jetzt kommt, ist ein bisschen der Bonus. Jetzt kommt das Bonbon zum Schluss und darauf freue ich mich einfach.

Wie wichtig sind dabei Medaillen für Sie?

Biedermann: Wenn ich sie habe, freue ich mich drüber. Aber wenn ich sie nicht mehr bekomme, ärgere oder gräme ich mich auch nicht. Es ist nach wie vor ein Anreiz, gute Zeiten zu schwimmen und Medaillen zu gewinnen. Aber das ist nicht der Antriebsgrund, warum ich meinen Sport mache. Ich mache den Sport für mich und will dabei hoffentlich einen positiven Abschluss finden, um zufrieden einen Haken an diese Schwimm-Geschichte machen zu können.

Sie sind mit einer guten Zeit in die Saison gestartet. Gibt einem das auch im reiferen Schwimmer-Alter Sicherheit oder weiß man auch so, auf welchem Weg man ist?

Biedermann: Dieser Saisonstart ist wieder eine Überraschung. Zu diesem Zeitpunkt war ich so schnell wie noch nie. Man kann sich also immer wieder selbst überraschen und das ist das Schöne am Sport. Ich kann einen Haken dran machen, nach dem Motto „Das ist ein schönes Zwischenergebnis“. Aber Richtung Weltmeisterschaft muss da noch viel mehr passieren.

Welchen Stellenwert haben auf dem Weg dahin die deutschen Meisterschaften?

Biedermann: Nach einem Vierteljahr Training brauche ich meinen ersten Höhepunkt, um zu schauen, wo ich stehe. Ich gehe vorbereitet an die deutschen Meisterschaften. Aber es ist schon schön, dass ich schon für die WM qualifiziert bin.

Wenn Sie auf der Schlussbahn schwimmen – gibt es da schon Pläne haben Sie für die Zeit nach 2016.

Biedermann: Es gibt da schon ein, zwei Sachen, aber die sind noch nicht spruchreif. Schwimmtrainer werde ich nicht, aber vielleicht werde ich dem Sport in der einen oder anderen Funktion erhalten bleiben.

Durch ihre Freundin Britta Steffen bekommen Sie im eigenen Haushalt jeden Tag vor Augen geführt, wie es ist, ein Leben nach dem Schwimmsport zu führen. Schauen Sie da manchmal sehnsüchtig drauf?

Biedermann: Da schlagen schon zwei Herzen in meiner Brust. Es gibt sicherlich viele schöne Aspekte im Leben ohne den Sport. Aber es gibt auch Sachen, bei denen man sagt, da ist es besser, noch den Sport weiter zu haben. Zumindest bis 2016. Ich habe für mich auf jeden Fall den Anspruch, den Sport so gut wie möglich zu Ende zu bringen.

Danach bietet sich ja auch Zeit für das Dauerprojekt Führerschein – oder haben Sie den mittlerweile gemacht?

Biedermann: (lacht): Nein, ich bin immer noch zu Fuß und mit dem Fahrrad unterwegs.

ZUR PERSON: Paul Biedermann (28) ist der erfolgreichste deutsche Schwimmer des vergangenen Jahrzehnts. Karriere-Highlight war die WM 2009 mit zwei Titeln und Weltrekorden. Die Olympischen Spielen in Rio sollen für den Freund von Britta Steffen der letzte Höhepunkt sein.

(dpa)


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