Black Power Tommie Smith: «Es war ein göttlicher Auftrag»

Er würde es wieder tun. Jeden Tag. Daran lässt Tommie Smith keinen Zweifel. Der Amerikaner sorgt 1968 in Mexiko-Stadt zusammen mit John Carlos durch einen Black-Power-Gruß weltweit für Aufsehen. Smith ist längst im aktiven Ruhestand - am 6. Juni wird er 75 Jahre alt.
Titelbild
Tommie Smith (r) und John Carlos zählen durch ihre Black-Power-Aktion 1968 bei den Olympischen Spielen bis heute zu den bekanntesten Athleten. Foto (2016): Sait Serkan Gurbuz/APFoto: Sait Serkan Gurbuz/dpa
Epoch Times5. Juni 2019

Der 16. Oktober 1968 ist der größte Tag im Leben von Tommie C. Smith. Und fast 51 Jahre später ist sein mutiger Protest bei den Olympischen Spielen in Mexiko unvergessen.

Auf dem Siegerpodest stehen der Amerikaner und sein Landsmann John Carlos, ohne Schuhe, in schwarzen Socken – die Fäuste in schwarzen Handschuhen recken sie in den Himmel. Ein Protest gegen die Unterdrückung der Schwarzen, ein Appell für Gleichberechtigung.

Heute ist Smith ein zufriedener Mann, er hält sich fit, geht in die örtliche Kirche, spielt mit seinen Enkeln, hält Vorträge, reist noch ins Ausland. Am 6. Juni wird der Olympiasieger und Weltrekordler 75 Jahre alt.

Mr. Smith – herzlichen Glückwunsch zu einem Dreivierteljahrhundert! Wo werden Sie denn Ihren 75. Geburtstag feiern?

Tommie Smith: Die Überraschungsparty war ja schon: Am 1. Juni habe ich meine Familie und ein paar Freunde nach Oakland an die Westküste eingeladen. Wir haben im Sequoyah Country Club gefeiert. Am 6. Juni wünsche ich mir einen ruhigen Abend zu Hause.

Sind Sie noch heute stolz auf Ihre Protestaktion vom 16. Oktober 1968? Was haben Sie im Stadion gefühlt – und mussten Sie damals auf dem Siegerpodest all Ihren Mut zusammennehmen?

Smith: Es war ein göttlicher Auftrag. Und ja: Ich bereue nichts! Der Staffelstab ist an die jüngere Generation übergeben worden. Und ja: Ich würde es wieder tun. Und ich würde es jeden Tag tun.

Gab es damals und gibt es bis heute spezielle Reaktionen aus Deutschland?

Smith: Die Welt hat sich seit 1968 sehr verändert. Die Menschen fangen an zu erkennen und zu verstehen, dass Gleichberechtigung und Einheit weltweit wichtig sind. Da spielt es keine Rolle, wohin ich reise.

Sie sind 75 – wie sieht Ihr Tagesablauf heute aus?

Smith: Ich schaue die aktuellen TV-Nachrichten. Um körperlich gesund zu bleiben, gehe ich ins Fitness-Studio und mache dort meine Übungen. Und ich tue etwas im Haushalt, im Hof und im Garten. Ich besuche unsere örtliche Kirche, verbringe viel Zeit mit meiner Familie, mit meinen Enkeln und meiner Ehefrau. Ich reise noch in den USA herum und manchmal ins Ausland, um dort mit Menschen ins Gespräch zu kommen.

Was war wichtig in Ihrem Leben – und was zählt heute ganz besonders?

Smith: Meine spirituelle Reise ist sehr wichtig für mich. Außerdem passe ich ganz bewusst auf, dass ich in allem, was ich tue, aufmerksam, fair und gerecht bin. Nach wie vor bekenne ich mich zu Freiheit und Gleichberechtigung.

Wo liegt eigentlich Ihre Goldmedaille von 1968 – nach fast 51 Jahren?

Smith: In einem Safe in meiner Geburtsstadt Clarksville in Texas.

ZUR PERSON: Tommie Smith zählt bis heute zu den bekanntesten Athleten der Sportgeschichte, obwohl er nach seinem einzigen Olympiasieg – am 16. Oktober 1968 über 200 Meter – seine Karriere als Leichtathlet beendet. Berühmt wird der gebürtige Texaner, der heute in Stone Mountain in Georgia lebt, durch seinen Black-Power-Protest mit erhobener Faust in Mexiko-Stadt. Danach spielt er professionell Football. Der promovierte Soziologe hält Vorträge in den USA und im Ausland. Sein Weltrekord von Mexiko-Stadt – 19,83 Sekunden – wird erst elf Jahre später vom Italiener Pietro Mennea gebrochen. An diesem Donnerstag wird Smith 75 Jahre alt. (dpa)



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