Bundestrainer Sturm: Als «moderner Zach» zu Olympia

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Bundestrainer Marco Sturm will mit Deutschland wieder ins WM-Viertelfinale.Foto: Daniel Naupold/dpa
Epoch Times5. November 2015
Deutliche Ansprache, ehrliche Worte, strikte Disziplin und harte Arbeit – als ein „moderner Hans Zach“ will Bundestrainer Marco Sturm das deutsche Eishockey wieder voranbringen. Erfahrung als Coach hat der deutsche NHL-Rekordspieler keine.

Beim Deutschland Cup von Freitag bis Sonntag führt er erstmals an der Bande Regie. Trotzdem vertritt er klar seine Vorstellungen, wie er die deutschen Kufencracks zu Olympia führen und sich den Topnationen annähern will. Der 37-Jährige orientiert sich auch am Meister alter Schule, will zurück zum Erfolgsweg von Trainer-Urgestein Zach.

Die härtesten Trainer seien „genau das Richtige“ für ihn gewesen. „Man wusste immer, wo man steht. Auch wenn es manchmal nicht so schön war, das zu hören“, erklärte er. „Auf alle Fälle“ könnten das die Nationalspieler auch von ihm erwarten, kündigte Sturm im Interview der Deutschen Presse-Agentur an.

Der Deutschland Cup, der erstmals in Augsburg ausgetragen wird, vermittelt einen ersten Eindruck, wie der Trainer-Novize seine Arbeit angeht. Die Kontrahenten Schweiz, Slowakei und USA kommen längst nicht mit ihren besten Teams, als echter Gradmesser dient das Traditionsturnier also nicht. Es ist ein kleiner, aber dennoch ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu höheren Zielen. Der Terminplan lässt kaum Spielraum für die Vorbereitung auf die WM im Mai und das Olympia-Qualifikationsturnier im September 2016.

Die Winterspiele in Pyeongchang haben für Sturm höchste Priorität. Ein Scheitern wie 2013 unter Pat Cortina, zu dessen Nachfolger Sturm im Juli berufen wurde, soll sich nicht wiederholen. Aber auch bei Weltmeisterschaften will er generell „nach oben und nicht nach unten schauen“, stellte er klar. „Mit dem Gedanken Klassenerhalt darf man gar nicht ins Turnier gehen“, betonte der Dingolfinger. „Das ist zwar nicht einfach. Aber wir sollten eher in die Turniere reingehen mit dem Motto: ‚Wir wollen wieder das Viertelfinale erreichen‘.“

Der Vorzeigeprofi setzt sich ehrgeizige Ziele. Bis 2026 in der Weltspitze mitzumischen, wie es DEB-Präsident Franz Reindl ausgerufen hat, halte er für realistisch. „Ich hoffe, das funktioniert. Es ist noch ein langer, harter Weg“, erklärte Sturm. Zu einem besseren Ruf soll dem deutschen Eishockey auch sein Name verhelfen. 1006 mal lief er in der NHL auf, der stärksten Liga der Welt. „Jeder, der dabei sein darf, schaut zu ihm auf“, gab Nationaltorwart Dennis Endras zu.

Einer ihrer erfolgreicheren Zeiten erlebte die Auswahl größtenteils, als Zach von 1998 bis 2004 die Verantwortung trug. Mit dem Vergleich zum „Alpenvulkan“ wird Sturm oft konfrontiert, er zieht ihn aber auch selbst heran. Als „modernen Hans Zach“ taufte er sich im BR. Und doch unterscheidet ihn wohl einiges von der impulsiven Trainer-Legende, die oft knorrig und grimmig wirkte und dessen Ecken und Kanten nicht jedermanns Geschmack trafen. Sturm kommt angenehm umgänglich rüber, wohlwollend, stets lächelnd. Anders als Zach („Mir redet keiner rein, gar keiner“) lässt er sich auch gern beraten.

Nicht stur defensives, aber einfaches Eishockey will Sturm spielen lassen. So wie es ihm seine Lehrmeister in 14 NHL-Jahren predigten. „Wir Deutschen spielen oft zu kompliziert, egal welches System man spielt“, betonte der Bayer. „Wenn wir die Chance haben, müssen wir schnell umschalten, schnell nach vorne spielen, gradlinig und mit Zug zum Tor.“ Nordamerikanische Elemente wird er einfließen lassen. Mit dem Eishockey ist er dort eng verbunden.

Leidenschaft und Teamgeist sollen ein Fundament für Siege bilden – gefördert auch durch einen skurrilen Brauch, der in der NHL üblich ist und längst auch in Deutschland Einzug gehalten hat. Künftig werden Sturms „Jungs“ nach den Partien ihren besten Spieler auszeichnen, wie der Familienvater in der „Bild am Sonntag“ verriet. Der Auserkorene trägt als Prämie den berühmten Pepita-Hut von Xaver Unsinn, mit dem der frühere Bundestrainer einst zur Legende wurde. Den Hut lieh sich Sturm extra aus dem deutschen Eishockey-Museum.

Das deutsche Aufgebot:

Torhüter: Felix Brückmann (Grizzlys Wolfsburg), Dennis Endras (Adler Mannheim), Mathias Niederberger (Düsseldorfer EG)

Verteidiger: Sinan Akdag (Adler Mannheim), Torsten Ankert (Kölner Haie), Daryl Boyle (EHC München), Stephan Daschner (Düsseldorfer EG), Bernhard Ebner (Düsseldorfer EG), Nikolai Goc (Adler Mannheim), Benedikt Kohl (ERC Ingolstadt), Moritz Müller (Kölner Haie)

Stürmer: Yasin Ehliz (Nürnberg Ice Tigers), Jerome Flaake (Hamburg Freezers), Philip Gogulla (Kölner Haie), Patrick Hager (Kölner Haie), Kai Hospelt (Adler Mannheim), Dominik Kahun (EHC München), Nicolas Krämmer (Hamburg Freezers), Brooks Macek (Iserlohn Roosters), Marcel Müller (Hamburg Feezers), Leonhard Pföderl (Nürnberg Ice Tigers), Daniel Pietta (Krefeld Pinguine), Patrick Reimer (Nürnberg Ice Tigers), Felix Schütz (Torpedo Nischni Nowgorod/KHL), Sebastian Uvira (Kölner Haie), David Wolf (Hamburg Freezers)

(dpa)


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