BVB atmet auf – Schalke auf Tasmanias Spuren

Die lange Geschichte des Revierderbys ist reich an Dramen. Doch diesmal war es für den FC Schalke kein Spektakel, sondern eher ein Trauerspiel. Das lag weniger an der kleinen Kulisse, als vielmehr an der Einseitigkeit der Partie. Droht ein stürmischer Herbst?
Titelbild
Jubel beim BVB, Frust bei Schalke nach dem Revierderby in Dortmund.Foto: Martin Meissner/AP-Pool/dpa/dpa
Epoch Times25. Oktober 2020

Auch die gespenstische Atmosphäre im fast leeren Stadion konnte die Freude nicht trüben.

Anders als die demoralisierten und seit nunmehr 21 Spielen sieglosen Schalker verweilten die Dortmunder Profis noch Minuten nach dem Abpfiff auf dem Rasen und ließen sich von ihren rund 300 Fans feiern. Das 3:0 (0:0) in einem der historisch ungleichsten Duelle der beiden Revierrivalen bereitete Nationalspieler Julian Brandt große Genugtuung: „Derbysiege sind mit das Schönste, was man in der Saison haben kann – gerade wenn man so eindeutig gewinnt. Fußball kann auch Spaß machen.“

Vier Tage nach dem blutleeren Auftritt zum Champions-League-Auftakt bei Lazio Rom zeigte der BVB die von Sportdirektor Michael Zorc eingeforderte Reaktion und dominierte die Partie bei 17:3-Torschüssen fast nach Belieben. Mit den Toren von Manuel Akanji (55. Minute), Erling Haaland (61.) und Mats Hummels (78.), der in seinem 19. Derby für den BVB erstmals traf, waren die Schalker noch gut bedient. „Das Derby-Tor war wirklich etwas, was mir gefehlt hat. Dass wir dann auch zu Null gewonnen haben, ist für einen Verteidiger ein absoluter Traumtag“, kommentierte Hummels bei Sky.

Viel wird im weiteren Saisonverlauf davon abhängen, ob die für ihre Formschwankungen bekannte Borussia zu mehr Konstanz findet. Dass vier der bisherigen fünf Bundesligaspiele ohne Gegentor gewonnen wurden und der mit zwölf Punkten beste Saisonstart unter der Regie von Trainer Lucien Favre gelang, deutete Abwehrchef Hummels als Indiz für eine Weiterentwicklung: „Wir haben diese Saison schon einen Schritt in die richtige Richtung gemacht.“

Das könnte helfen, am Mittwoch (21.00 Uhr/Sky) im zweiten Gruppenspiel gegen Zenit St. Petersburg auch in der Champions League auf Erfolgskurs zurückzufinden. „Wir müssen gierig bleiben. Ein Spiel wird uns nicht helfen“, mahnte Sebastian Kehl im ZDF-Sportstudio. Weitere Siege sollen Mut machen für den Ligagipfel in zwei Wochen gegen die Bayern. „Sie sind auf jeden Fall auch zu schlagen“, befand der Dortmunder Lizenzspielerchef.

Solch forsche Tönen kommen den Schalkern derzeit nicht über die Lippen. Nur Tasmania Berlin blieb in der Bundesliga-Geschichte länger ohne Sieg (Saison 1965/66: 31 Spiele). Alle Hoffnungen auf eine Trendwende im prestigeträchtigen Derby erwiesen sich als Wunschdenken. „Wir konnten gar nicht so schnell gucken, wie der Ball wieder weg war. Es bringt nichts, die ganze Zeit nur zu verteidigen“, klagte Manuel Baum mit Bezug auf die hohe Fehlpassquote seiner Profis nach eigener Balleroberung. Mittelfeldspieler Bastian Oczipka sah es ähnlich wie der neue Coach: „Was ganz schlecht war, war das Spiel mit dem Ball. Das ist viel zu wenig.“

Mit nur einem Punkt und einer Tordifferenz von -17 rangiert der Club weiter auf einem Abstiegsplatz. Die Stimmung der rund 80 Schalke-Ultras, die dem Team nach dem 1:1 gegen Union Berlin am vergangenen Sonntag für den Fall eines schwachen Auftritts im Derby auf Spruchbändern gedroht hatten („Dann wird es aber nicht so friedlich“), dürfte sich nach dem 0:3 kaum verbessert haben.

Bei einer weiteren Schlappe am Freitag gegen den VfB Stuttgart droht ein stürmischer Herbst. Angesichts der anhaltenden Mutlosigkeit seiner Profis sieht sich Trainer Baum sich vor allem als Psychologe gefordert: „Das Hauptproblem gerade ist – meiner Meinung nach – der Kopf.“ (dpa)



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