Can schießt BVB Richtung Champions League

Er hielt die Abwehr zusammen, erzielte das entscheidende Tor und fand nach dem 1:0 über Hertha BSC deutliche Worte. In nur kurzer Zeit hat sich Emre Can beim BVB als Führungsspieler etabliert. Trainer Lucien Favre kann auf ihn zählen - nicht nur auf dem Platz.
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Emre Can (r) bejubelt sein Tor gegen Hertha mit Teamkollege Thorgan Hazard.Foto: Lars Baron/Getty Images Europe/Pool/dpa/dpa
Epoch Times7. Juni 2020

Bei Borussia Dortmund wird wieder mehr über Sport als über Friseur-Termine geredet. Das mühselige 1:0 (0:0) über Hertha BSC drängte das Dauerthema der vergangenen Tage zumindest etwas in den Hintergrund.

Auch Matchwinner Emre Can verspürte wenig Lust, den Verstoß von seinen Mitspielern gegen die Corona-Regeln ein weiteres Mal zu kommentieren, meisterte die Interviews aber im Stile einer Leitfigur. Dem uneinsichtigen Jadon Sancho verpasste er eine verbale Kopfwäsche: „Bei solchen Sachen muss er einfach schlauer sein, erwachsener sein, erwachsener werden. Vielleicht vertraut er anderen Menschen zu viel. Er braucht Menschen um sich, die ihn führen.“

Ähnliche Leader-Qualitäten hatte Can schon zuvor auf dem Platz bewiesen. Der für den gesperrten Mats Hummels in die Abwehrzentrale beorderte Nationalspieler hielt nicht nur die Defensive zusammen, sondern erzielte in der 58. Minute auch das Tor des Tages. Damit nutzte der Tabellenzweite die Gunst der Stunde und setzte sich von der an diesem Spieltag schwächelnden Konkurrenz ab. „Die Champions League ist jetzt sehr, sehr wahrscheinlich“, kommentierte Can den auf sieben Zähler angewachsenen Abstand zu Rang fünf.

Echte Typen wie der im Winter für 25 Millionen Euro von Juventus Turin verpflichtete Defensiv-Allrounder können helfen, zu Disziplinlosigkeiten neigende Profis wie Sancho wieder zu erden und den Teamspirit aufrecht zu erhalten. Obwohl sich der englische Fußball-Nationalspieler – ähnlich wie Manuel Akanji – von einem Star-Coiffeur frisieren und ohne Mundschutz fotografieren ließ und die von der DFL verhängte Geldstrafe danach als „Witz“ bezeichnete, nahm ihn Can bei aller Kritik in Schutz: „Trotz der Dinge, die er manchmal macht, ist er ein super Junge, auch außerhalb des Platzes.“

Solch diplomatische Fähigkeiten des 26-Jährigen weiß Lucien Favre neben den sportlichen Qualitäten zu schätzen. Entgegen sonstiger Gepflogenheit sprach der BVB-Coach einem einzelnen Profi nach der Partie ein Sonderlob aus: „Emre hat das sehr gut gemacht. Du brauchst in einer Mannschaft drei, vier Leader, die sagen, man muss es so oder so machen.“

Diese hohe Wertschätzung beruht auf Gegenseitigkeit. Denn in der Diskussion um die Zukunft von Favre beim BVB schlug sich Can vehement auf die Seite des Fußball-Lehrers. Für die Kritik, dass dem Schweizer ein Meister-Gen fehle, hat der 26-Jährige kein Verständnis: „Das ist ein großartiger Trainer, der zu 100 Prozent zum BVB passt. Ich hoffe, dass ich noch mehrere Jahre mit ihm hier arbeiten kann.“ Can verwies auf die starke Bilanz der Borussia nach der Winterpause: „Ich kann es nicht verstehen, wenn man die Rückrunde sieht. Wir haben zwei Spiele verloren, sonst haben wir immer gepunktet.“

Zwar überzeugte der BVB diesmal nicht in seiner Paradedisziplin Angriff, sondern eher in der Defensive, sorgte aber dennoch für die erste Niederlage der Berliner seit dem Amtsantritt von Trainer Bruno Labbadia. „Heute haben wir einen riesigen Schritt gemacht, und das steht über allem. Aber ich mache auch kein Geheimnis daraus: Das war kein Gaumenschmaus“, bekannte Spielmacher Julian Brandt.

Auch der unermüdliche Berliner Vladimir Darida, der mit 14,65 gelaufenen Kilometern für eine Bestmarke seit Beginn der Erfassung solcher Daten in der Saison 2013/14 sorgte, konnte den Rückschlag für sein Team nicht abwenden. Angesichts der Dortmunder Überlegenheit und der fehlenden Torgefahr seines eigenes Teams hielt sich der Frust bei Labbadia nach zuvor drei Siegen und einem Remis jedoch in Grenzen: „Wir müssen die Niederlage akzeptieren und anerkennen, dass Dortmund eine Top-Mannschaft hat und wir noch einen langen Weg dahin haben, alleine in den Bereich reinzukommen.“ (dpa)



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