Contador ohne Siegchance, aber mit «großer Freude»

Radprofi Contador hat bei der Vuelta die letzten Kilometer seiner Karriere vor sich. Am Sonntag ist Schluss. Der alte Kämpfer wird wegen seiner kreativen Fahrweise inzwischen anders wahrgenommen - die alte Doping-Geschichte scheint fast abgehakt.
Titelbild
Hat bei seiner letzten Vuelta noch das Podium im Visier: Alberto Contador.Foto: Yuzuru Sunada/dpa
Epoch Times8. September 2017

Alberto Contador erfreut sich am selbst gezündeten Feuerwerk. Die 72. Vuelta a España ist die letzte Rundfahrt in der Karriere des umstrittenen Radprofis aus Pinto.

Sie scheint eigens gemacht, um den siebenfachen Rundfahrtsieger (je zwei Mal Tour und Giro, drei Mal Vuelta) standesgemäß zu verabschieden. Wer vor ihm das Rennen gewinnt, scheint nebensächlich. Die Massen ballen sich an seinem Teambus, als sei er ein Erlöser. Und manchmal haben die unzähligen Attacken des einstmals überführten Dopers sogar noch Einfluss auf das Rennen.

Am Donnerstag hatte Contador wieder dieses Große- Jungen-Lachen im Gesicht. Als sei ihm gerade ein Streich gelungen. Der 34-Jährige hatte vier, fünf, sechs Attacken in den schroffen Bergen Kantabriens gefahren. Die Madrider „El Pais“ nannte das „Contadorsche Pyrotechnik“, von der „Dynamitisierung eines Rennens“ schreibt das Sportblatt „As“. Dabei ist klar: Das Podium am Sonntag in Madrid scheint außer Reichweite, und ob es noch zu einem Etappensieg reicht, ist sehr fraglich.

Der Sieger des Tages auf dem Alto Santo Toribio de Liébana war Spitzenreiter Chris Froome, der nach einem kleinen Schwächeanfall am Vortag zurückgeschlagen hatte. Während der Mann im Roten Trikot ein scheues Lächeln über diesen Coup zeigte, strahlte Contador über das ganze Gesicht, obwohl er rein rechnerisch kaum etwas gewonnen hatte. Aber um Ergebnisse geht es dem späten Contador nur noch in zweiter Linie. „Hier zu sein macht einfach große Freude. Ich genieße meine letzten Tage als Radprofi“, sagte er – und man nahm es ihm ab. „So viele Leute jedes Mal am Bus, die Transparente, die vielen Wünsche – es ist einfach schön“, ergänzte er.

Die große Good-Bye-Tour durch sein Heimatland ist fast die „Vuelta a Contador“. Sein Bruder Fran, Manager des Gefeierten, wehrt ab: „Nein, das ist sie nicht. Aber es ist sehr schön, die Zuneigung der Leute zu spüren“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Die Zuneigung ist vielleicht größer als zu seinen besten Zeiten. Denn jetzt ist er nicht der wortkarge, schüchterne, aus lauter Scheuheit arrogant wirkende kalte Siegesengel. Sondern er ist ein Mann, der Dinge versucht, bei denen er scheitern kann – und er hat keine Angst davor.

„In diesen Zeiten, in denen alle so kalkuliert fahren, ist er einer der ganz wenigen, der noch etwas kreiert, der etwas riskiert, der nicht immer das Ergebnis im Sinn hat“, lobte ihn Alexander Shefer, sportlicher Leiter bei Astana, der ihn bei seinem zweiten Toursieg 2009 betreute. Mit dieser Einstellung hat er seine Doping-Story von 2010 in der Wahrnehmung fast in den Hintergrund treten lassen.

Selbst Rennfahrer, die ihn – gemessen an ihrem und an seinem Werdegang – durchaus kritisch betrachten dürften, sind letztlich von ihm beeindruckt. „Er ist sehr, sehr motiviert und ein Vorbild für alle, professionell zu arbeiten“, meinte im Frühjahr etwa sein Teamkollege und Trek-Neuzugang John Degenkolb.

Für die entscheidende Bergetappe am Samstag am gefürchteten Angliru kündigte Contador einen „Kampf ohne Ende“ an. Er verspricht ein letztes großes Feuerwerk des Pistolero, der beim Überqueren der Ziellinie Daumen und Zeigefinger oft zu einer imaginären Schusswaffe formte – in Zeiten, als er noch siegte. (dpa)



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