Dank Turniercoach Löw gutes EM-Gefühl – «Aufgabe erfüllt»

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Der Testspielsieg der DFB-Auswahl gibt Gelassenheit für ein mögliches Wiedersehen mit Italien bei der EM.Foto: Peter Kneffel/dpa
Epoch Times30. März 2016
Joachim Löw und seine Weltmeister haben geliefert, die Fußball-Nation ist besänftigt und hat wieder ein gutes EM-Gefühl.

Nach dem Vier-Sterne-Sieg gegen Angstgegner Italien kann der Bundestrainer ohne weitere öffentliche Aufgeregtheiten ungestört im stillen Kämmerlein an seinem Kader und dem Masterplan für die Tour de France werkeln, die am 10. Juli in Paris triumphal enden soll.

„Es war gut, eine gute Reaktion auf das Englandspiel zu zeigen“, sagte Löw nach dem bejubelten 4:1 (2:0) gegen die Italiener. Die personell und taktisch runderneuerte deutsche Mannschaft konnte das 2:3 von Berlin eindrucksvoll korrigieren. Trotzdem mahnte Löw: „Bei der EM gibt es wieder andere Voraussetzungen und Situationen.“

Vom Freundschaftsspiel-Schlendrian war in München nichts mehr zu sehen. „Das war wichtig, dass wir es auch mal in einem Testspiel gezeigt haben“, sagte Löw nach dem dominanten Auftritt, der die aufgekommenen Zweifel am Erfolgshunger der Weltmeister und ihrer Titelreife bei der EM-Endrunde in Frankreich wegfegte. „Alle Spieler haben ihre Aufgabe erfüllt“, lautete Löws Kollektivlob.

„Jetzt können wir ohne viel Druck von außen Richtung Trainingslager gehen und uns da das erarbeiten, was wir brauchen“, sagte Thomas Müller. Der Münchner war in seinem 70. Spiel erstmals Kapitän und ging in einer von Löw weitgehend neu konzipierten DFB-Elf voran. Der Turniercoach hatte kluge Maßnahmen ergriffen, setzte mit taktischen Varianten und fünf Personalwechseln gute Reizpunkte. Die Dreierkette entwickelt sich zur Abwehralternative. Das Experiment mit Mesut Özil und Toni Kroos als Tandem in der Mittelfeldzentrale ging toll auf.

„Das war eine Entscheidung, die man durchaus machen kann. Es ist ein Risiko, klar – aber wenn nicht in so einem Spiel, wann dann?“, sagte Tüftler Löw. „Zwei gute Fußballer funktionieren immer. Ob das eine Option ist, ist eine Frage für den Trainer“, meinte 1:0-Schütze Kroos zum Versuch mit Özil, dem Elfmeterschützen zum 4:0, als Nebenmann. „Was wir heute gespielt haben, in der Umsetzung, wie wir es getan haben, hat natürlich auch Zukunftspotenzial“, sagte der Dortmunder Weltmeister Mats Hummels. Einstellung, Aufstellung – alles passte.

Auch Löws gezieltes Aufbauprogramm für Mario Götze ging auf. Der frustrierte Bankangestellte des FC Bayern krönte in der Münchner Arena sein 50. Länderspiel mit einem Kopfballtor, das der 23-Jährige fast so enthusiastisch bejubelte wie seinen viel, viel wichtigeren Siegtreffer im WM-Finale 2014. An Jonas Hectors 3:0 war der glücklichste Spieler des Abends ebenfalls beteiligt. „Wenn ich spielen kann, bin ich glücklich“, berichtete Götze strahlend.

Sein spezieller Dank galt – wenig verwunderlich – Joachim Löw. Der Bundestrainer gibt ihm immer wieder jene Unterstützung, die Götze bei Vereinscoach Pep Guardiola vermisst. „Ich finde es einfach super, dass der Trainer mir das Vertrauen gegeben hat“, bemerkte Götze deutlich. Er habe den Abend genossen. „Der Mario hat sich das selber erarbeitet. Ich hoffe, dass dieses Spiel und das Tor ihm wieder ein bisschen Selbstbewusstsein gibt für die nächsten Wochen“, sagte Löw.

Der Weltmeistercoach nahm am Mittwoch einen Sack voll positiver Erkenntnisse mit auf die Heimreise. Selbst Italien hat ein wenig den Schrecken verloren – nach 21 Jahren Wartezeit auf einen Sieg. „Es ist natürlich schon gut, dass die Mannschaft das Gefühl hat, dass man auch Italien schlagen kann“, meinte Löw mit Blickrichtung EM.

In Frankreich ist die Squadra Azzurra ein potenzieller Gegner im Viertelfinale. Stephan El Shaarawy (83.) erzielte das Ehrentor für die Gäste. Trainer Antonio Conte sprach von einer „klaren Differenz“, die sein Team vom überragenden Niveau des Weltmeisters trenne.

Im deutschen Siegerteam gab es über den im Mittelpunkt stehenden Götze hinaus etliche Gewinner. „Man hat gesehen, dass einige Spieler wirklich auch um ihren Platz gekämpft haben und gute Leistungen gezeigt haben“, sagte Löw mit dem Blick auf die anstehende Kadernominierung am 17. Mai. „Es wird immer leichter jetzt, weil alle in einer guten Verfassung sind“, scherzte der Bundestrainer.

Die meisten Plätze sind fix vergeben. Auch im Tor war der Einsatz von Marc-André ter Stegen ein klares Signal, wen Löw hinter Manuel Neuer als Nummer 2 sieht. Der verletzte Kapitän Bastian Schweinsteiger bleibt der große Sonderfall. Der ewige Lukas Podolski ist für Löw ein persönlicher Härtefall. Einige Jungstars drängen sich mehr auf.

„Die Tür ist immer noch offen“, betonte der Bundestrainer, der bis zum Saisonende in der Bundesliga wieder in die Rolle des Beobachters schlüpfen muss. „Natürlich hängt es noch in starkem Maße davon ab, was in den nächsten Wochen passiert“, sagte Löw. Eine Gewissheit aber hat die Fußball-Nation wieder: Deutschland ist ein EM-Titelaspirant.

(dpa)

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