Die Bayern in Katar: Letzte Triple-Schritte mit Pep

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Impulsiv und energisch dirigiert Pep Guardiola das Training der Bayern.Foto: Andreas Gebert/dpa
Epoch Times10. Januar 2016
Pep Guardiola steht unter Strom. Die Arme wirbeln durch die Luft, die wilde Gestik auf dem Fußballplatz erinnert stark an den legendären Filmkomiker Louis de Funès. Impulsiv und energisch unterweist der Starcoach in Katar die Profis des FC Bayern beim Training.

Mal auf Deutsch, mal auf Spanisch, mal garniert mit einer englischen Vokabel ertönen in Doha die heiser klingenden Kommandos. Mehr Pepp, mehr Passschärfe, volle Konzentration – Guardiola stellt höchste Ansprüche an die Übungsausführung.

Guardiola eine „lame duck“, eine lahme Ente? Nein, der 44 Jahre alte Spanier lebt im Wintercamp mit jeder Faser seines Körpers jenen Einsatz und jene Gier nach Perfektion vor, die er sich auf seiner Abschiedstournee in Deutschland auch von seinen Spielern wünscht. Der Katalane ist mit dem Kopf noch nicht in England, wohin es ihn im Sommer zieht. Matthias Sammer freut’s. „Der Trainer ist ehrgeizig“, sagte der Sportvorstand, der jedes Training aufmerksam studiert.

Der fünfte Tag in Katar war ein besonders guter für Guardiola. Arjen Robben konnte nach einer Grippe ins Mannschaftstraining einsteigen. Auch David Alaba („ab jetzt Vollgas“) ist nach seiner Blessur am Sprunggelenk wieder richtig belastbar. Fehlen nur noch Franck Ribéry („Ich arbeite sehr hart und kann jeden Tag mehr machen“), Mario Götze sowie der häufig malade Medhi Benatia. Die Operation Triple läuft.

„Wir arbeiten nur mit einem Ziel, Erfolg zu haben in dieser Saison“, verkündete Robben. Der Holländer konnte nach einem Grippevirus mit Fieber nach mehreren Tagen „fast nur auf dem Hotelzimmer“ wieder lächeln. Der 31-Jährige, der immer noch verschnupft ist, scherzte sogar bei der Frage, ob Guardiola nach dem verkündeten Abschied irgendwie anders sei. „Es ist alles ganz anders. Er ist nicht mehr mit dem Kopf dabei“, antwortete Robben und grinste breit.

Guardiola arbeitet vielleicht sogar noch akribischer, auch wenn Jérôme Boateng sich fragt: „Geht das überhaupt?“ Die Qualität des Trainings steht bei Guardiola weiter über der Quantität. Am Samstag gab er seinen Spielern sogar trainingsfrei. Und auch er selbst gönnte sich am Abend ein wenig Ablenkung. Ein paar Plätze entfernt von Emir Tamim Bin Hamad al-Thani, dem Herrscher von Katar, sah sich Guardiola wie ein Großteil der Bayern-Spieler das Tennisfinale zwischen Novak Djokovic und Rafael Nadal beim ATP-Turnier in Doha an. Guardiolas Landsmann Nadal erhielt vom Serben beim 1:6, 2:6 eine Lehrstunde.

Ähnlich bittere Abende hat Guardiola mit dem FC Bayern zweimal im Champions-League-Halbfinale erlebt; 2014 beim K.o. gegen Real Madrid, 2015 beim Aus gegen den FC Barcelona. Es ist ein Fluch, der ihn verfolgt, ähnlich wie der Schatten von Jupp Heynckes, der ihm bei der Ankunft 2013 in München als Erbe das Triple hinterlassen hatte.

2016 scheint die Bayern-Situation ähnlich – auf den ersten Blick. Peps Abschied steht fest, die Bayern sind wieder in Katar, wo sie wie im Winter vor drei Jahren erste Triple-Schritte machen wollen. „Vergleichen kann man die Situation nur, weil am Ende der Saison ein Trainer geht und ein neuer Trainer kommt“, meinte Kapitän Philipp Lahm. Das Triple einzufordern, nannte Sammer „Schwachsinn“.

Tatsächlich sind die Ausgangspositionen verschieden. 2013 trieb das Bayern-Team um Lahm vor allem die bittere Vorsaison mit drei zweiten Plätze und dem verlorenen Finale dahoam in der Champions League an. Das Triple war eine ähnliche Willensleistung wie 2001 der erste Champions-League-Triumph des Teams um Effenberg und Kahn, das zwei Jahre zuvor den Finalalptraum gegen Manchester United erlebt hatte.

Diese Gier, dieser Zusammenhalt nach extremen Niederlagen soll sich nun neu entwickeln. „Jede Nuance zählt“, sagte Manuel Neuer und erinnerte an das Triple-Unikat 2013. „Wir waren eine verschworene Mannschaft“, betonte der Nationaltorhüter. Vielleicht ist beim Mannschaftsabend auf der vor Doha gelegenen Insel „Banana Island“ ein neuer Triple-Geist entstanden. „Wäre schön“, meinte Boateng: „Am Ende kann man das schreiben, wenn man wieder so erfolgreich ist.“

(dpa)

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