Die Brexit-Folgen für den britischen Sport

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Der Brexit könnte etwa für Robert Huth und Emre Can (r) Folgen haben.Foto: Peter Powell/dpa
Epoch Times24. Juni 2016
Der Brexit stürzt auch den britischen Sport in eine ungewisse Zukunft. Ohne EU-Mitgliedschaft des Vereinigten Königreichs hätten allein rund 100 aktuelle Fußball-Profis der Premier League keine Arbeitserlaubnis erhalten, darunter auch mehrere Deutsche.

Das auf der Insel geliebte Kricket und Rugby sähe ebenfalls gänzlich anders aus, zudem steht der Status von London als Europas Sportstadt Nummer 1 auf dem Spiel. Ein Überblick der möglichen Folgen des Votums für einen EU-Austritt Großbritanniens auf die einzelnen Protagonisten und Sportarten.

FUSSBALL:

– Spieler: Berufsfußballer mit Pass eines EU-Mitgliedslandes dürfen bislang ohne Einschränkung in die Premier League und weitere britische Fußball-Ligen wechseln. Die Auflösung der Verträge zwischen der EU und Großbritannien wird noch dauern. Sollte es keine neuen Ausnahmeregeln geben, würden aber künftig solche Profis wie Akteure aus einem Nicht-EU-Staat behandelt. Für diese gelten strenge Kriterien des Innenministeriums – so hängt die Erteilung einer Arbeitserlaubnis von der Weltranglistenposition des Herkunftslandes und den Länderspielen des Spielers ab.

Demnach muss ein Profi aus einem Top-10-Land mindestens 30 Prozent der möglichen Länderspiele der vergangenen zwei Jahre bestritten haben. Unter diesen Regeln hätten beispielsweise Cristiano Ronaldo als junger Spieler und Frankreichs aktueller EM-Held Dimitri Payet nicht nach England wechseln können. Einer dreistellige Zahl von Spielern der vergangenen Saison wäre so ein Transfer in die Premier League verwehrt geblieben. Auch viele deutsche Profis wie Robert Huth oder Emre Can wären betroffen gewesen. Eine rückwirkende Aberkennung der Arbeitserlaubnis ist aus Expertensicht aber unwahrscheinlich.

– Vereine: Ohne neue Sonderregeln für Europäer wird der Pool der verfügbaren ausländischen Profis für die Premier-League-Clubs kleiner, die Ablösesummen würden noch weiter steigen. Experten erwarten jedoch, dass das Innenministerium der Liga aufgrund ihrer wirtschaftlichen Bedeutung auf irgendeine Weise entgegenkommen würde. Ein Wertverlust des britischen Pfunds könnte ebenfalls einen Nachteil auf dem internationalen Transfermarkt bringen. Besonders schwer wöge zudem der Einschnitt im Werben um Talente: Gemäß FIFA-Transferregeln darf ein Spieler zwischen 16 und 18 Jahren in ein anderes EU-Land wechseln. Weltweit ist dies erst ab 18 Jahren der Fall, sollten nicht beispielsweise die Eltern ihren Wohnsitz wechseln.

– Verband: Schon bei den Arbeitsregeln für Nicht-EU-Spieler hatte der englische Verband FA auf den Schutz einheimischer Profis gedrängt. Sollten nun möglicherweise neue Ausnahmebestimmungen verhandelt werden, dürfte wieder die Diskussion über eine striktere Briten-Quote aufflammen – zumindest für den vom Verband kontrollierten FA-Cup. Zumindest die Nationalteams aus Großbritanniens sowie die Clubs von der Insel sind in ihren Teilnahmen an europäischen Wettbewerben durch den Brexit nicht beschränkt.

KRICKET/RUGBY: Nicht nur der Fußball ist betroffen. Durch eine Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs von 2003 genießen Sportler aus 79 Ländern aus Afrika, der Karibik und Pazifik (AKP-Staaten) die gleichen Rechte wie EU-Athleten. Besonders im Kricket und Rugby stammen viele Profis beispielsweise aus Südafrika oder von den pazifischen Inseln. Da Großbritannien nun aus der EU austritt, dürfte auch dieses so genannte Kolpak-Abkommen in unbestimmter Zukunft voraussichtlich nicht mehr gelten – Sportler aus AKP-Staaten hätten also den Status von normalen Ausländern.

Aus Sicht von Experten wäre besonders die Top-Rugbyliga davon betroffen. „Die Premiership wird leiden, weil sie wegen ihres kosmopolitischen Flairs für Zuschauer und Sponsoren attraktiv ist“, sagte Christian Abt von der Essentially Sports Management Gruppe.

FORMEL 1: Acht der elf Rennställe der Motorsport-Königsklasse haben ihren Sitz in England. Chefvermarkter Bernie Ecclestone war ein Brexit-Befürworter und meint: „Das macht keinen Unterschied für mein Geschäft.“ Der 85-Jährige könnte die Rechnung ohne die EU-Wettbewerbshüter gemacht haben, die derzeit ein Verfahren wegen der ungleichen Verteilung von Geld und Macht in der Formel 1 prüfen. Der Brexit beendet diese Untersuchung keineswegs, zumal einige Experten erwarten, dass die EU den Briten den Austritt so schmerzlich wie möglich machen wird.

US-SPORT: Seinen Ruf als wichtigste Sport-Metropole des Kontinents genießt London auch durch seinen Status als erste Anlaufstelle für amerikanische Sportarten. Sowohl die Basketball-Stars aus der NBA als auch Footballer der NFL kommen regelmäßig für reguläre Saisonspiele in die englische Hauptstadt. „Die NFL sieht London als Tor zu Europa“, sagte Sportexpertin Maria Patsalos von der Kanzlei Mishcon de Reya dem „Telegraph“ und sieht mögliche Schwierigkeiten für die Zukunft durch einen Brexit. „Die NFL könnte diesen Deal überdenken.“

(dpa)

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