Die Gründe für den besten WM-Start seit 1930

Die Fußstapfen von Marco Sturm waren groß. Der erfolgreichste Eishockey-Bundestrainer überhaupt wurde von den Spielern verehrt. Mit ganz eigenen neuen Ansätzen aber hat Toni Söderholm bislang Erfolg.
Titelbild
Toni Söderholm hat Deutschland zum besten WM-Start seit 1930 geführt.Foto: Monika Skolimowska/dpa
Epoch Times17. Mai 2019

Von Verwunderung oder Zweifeln ist nichts mehr übrig. Eishockey-Bundestrainer Toni Söderholm geht bei der kniffligen Nachfolge von Olympia-Silber-Coach Marco Sturm seinen eigenen Weg. Und der ist – bislang – erfolgreich.

Selbstbewusst, strukturiert und mit einer offensiveren Spielidee hat der 41 Jahre alte Finne Deutschland zum erfolgreichsten WM-Start seit 89 Jahren geführt. „Er hat seine eigene Philosophie und Vorstellungen“, sagte DEB-Präsident Franz Reindl der Deutschen-Presse-Agentur. „Wir haben jetzt einen frischen Wind und das hilft uns sehr.“

Reindl fühlt sich bestätigt. Zusammen mit Sportdirektor Stefan Schaidnagel präsentierte er im Dezember den finnischen Ex-Profi als Nachfolger des von den Spielern verehrten Sturm – dem erfolgreichsten Bundestrainer in der Geschichte des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB). Allein dies schien schon eine immense Herausforderung für Söderholm.

Hinzu kam der schwierige Umbruch im Team des Olympiazweiten. Nach der Silbermedaille von Pyeongchang hatten etliche Leistungsträger die Karriere beendet. Die WM 2018 noch unter Sturm mit Platz elf verlief enttäuschend. Umso verblüffender schien die Entscheidung, den damals 40 Jahre alten finnischen Trainer des SC Riessersee – eines Drittligisten – zum Coach des Nationalteams zu machen, das in den vergangenen 25 Jahren nur mit deutschen Trainern Erfolg hatte. Söderholms Ruf in der Branche aber war und ist exzellent. Zum Start verkündete er keck: „Jetzt ist meine Zeit und ich mache meine Dinge.“

SPIELSYSTEM: Seinem Team impfte Söderholm ein neues Spielverständnis ein. Es ist auf deutlich mehr Puckbesitz ausgerichtet, die DEB-Auswahl spielt dominanter. „Wir hatten mit Deutschland lange den Komplex, dass wir uns Sachen international nicht zugetraut haben. Wir gehen mit ihm den nächsten Schritt“, befand Kapitän Moritz Müller.

PERSÖNLICHER UMGANG: Nach der Sturm-Ära, in der auch die NHL-Stars immer zum Nationalteam kamen, gab es Zweifel, ob dies unter dem Finnen so bleiben würde. Doch Söderholm flog im März zusammen mit Schaidnagel nach Nordamerika und traf sich mit jedem Einzelnen. Das kam an. „Es ist ein Super-Typ“, urteilte Weltklasse-Torhüter und Stanley-Cup-Sieger Philipp Grubauer und setzte sich nach dem Playoff-Aus mit Colorado sofort in den Flieger nach Europa.

ROLLENSPIELER: Söderholm traf sich vor der WM mit jedem Spieler einzeln und trug ihm dabei eine spezielle Rolle im Spielsystem an. „Auch wie er uns Sachen erklärt, das ist schon top“, sagte Angreifer Yasin Ehliz. „Er will, dass wir uns wohlfühlen. Er ist super-sympathisch und auch vom Mensch her einfach ein netter Kerl.“

LOCKERHEIT: Mit einigen Ideen in der Kabine sorgte Söderholm zudem für Spaß. An den Spieler-Plätzen etwa hängt ein Kinderfoto von jedem. „Das lässt jeden schmunzeln, wenn er in die Kabine an seinen Platz kommt. Das ist gut für die Lockerheit“, sagte Stürmer Marcel Noebels.

COOLNESS: Der Finne behält an der Bande stets kühlen Kopf. „Er ist sehr sachlich und ruhig. Alles, was er sagt, hat Hand und Fuß“, befand NHL-Heißsporn Korbinian Holzer. Dies überträgt sich auf die Spieler. Als beim 3:2 gegen die Slowakei bis zwei Minuten vor dem Ende die erste Niederlage bei dieser WM drohte, drehten Markus Eisenschmid und Leon Draisaitl binnen 85 Sekunden das Spiel und machten den vorzeitigen Einzug ins Viertelfinale so gut wie perfekt.

TRAININGSSTEUERUNG: Die WM-Vorbereitung war hart. Gegen die USA im letzten WM-Test (2:5) hatten die deutschen Spieler schwere Beine. Pünktlich zur WM aber wirkt das Team immer fitter und frischer. Die Schlussphase gegen den Gastgeber am Mittwoch kam nicht von ungefähr. (dpa)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion