Die schmerzhaft-schöne Abschieds-Saison des Kobe Bryant

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Kobe Bryant auf Abschiedstour durch die NBA.Foto: John G. Mabanglo/dpa
Epoch Times12. Februar 2016
Ächzend erhebt sich Kobe Bryant von seinem Stuhl. Bei seinem letzten Allstar-Spiel will der NBA-Superstar noch einmal das Rampenlicht genießen – der zwölfminütige Auftritt vor der Presse wenige Tage zuvor bereitet dem 37-Jährigen dennoch sichtbare Schmerzen.

„Ich fühle mich fürchterlich. Meine Knöchel tun weh, meine Knie tun weh“, klagt der fünfmalige Meister der Los Angeles Lakers. „Das Beste, was ich machen kann, ist Basketball spielen, auch wenn ich mich wirklich wie Dreck fühle. Ich möchte einfach noch einmal zeigen, was ich tun kann.“

Bryant wäre nicht Bryant, wenn ihn sein unbändiger Ehrgeiz nicht auch beim Showauftritt der besten Liga der Welt in der Nacht zu Montag (2.00 Uhr MESZ) in Toronto antreiben würde. Zum 18. Mal wurde der Flügelspieler ins Allstar-Team berufen, nur Lakers-Legende Kareem Abdul-Jabbar hat mehr Nominierungen. Dieses Jahr erhielt Fan-Liebling Bryant knapp 1,9 Millionen Stimmen der Anhänger, fast 300 000 mehr als der zweitplatzierte Stephen Curry vom Meister Golden State Warriors. „Kobe ist der Michael Jordan unserer Generation“, schwärmt Dirk Nowitzki. „Er ist einer der Besten, der jemals die Schuhe geschnürt hat.“

Doch Anspruch und Wirklichkeit könnten im Abschiedsjahr von Bryant nicht weiter auseinanderklaffen. Mit nur elf Siegen aus 55 Spielen sind die Lakers zweitschlechtestes Team der Liga, spielen die mieseste Saison ihrer ruhmreichen Historie und sind fernab jeder Playoff-Hoffnung. Obwohl die Kalifornier mehrere vielversprechende Talente haben, nimmt Bryant immer noch die meisten Würfe – trifft mit Abstand aber am unsichersten in seiner Karriere.

„Seit Bryant seinen Rücktritt verkündet hat, ist jede Partie zu einer bedeutungslosen Ausstellung mit nur einem Aussteller verkommen, ein ausgelassenes Allstar-Spiel mit nur einem Allstar, einige wenige glänzende Momente umgeben von langen, traurigen Strecken, die die Lakers tief bereuen dürften“, schreibt die „LA Times“ während seiner letzten Saison und resümiert: „Bryant ist die Harlem Globetrotters.“ Nur dass die Showtruppe ihre Spiele stets gewinnt.

Dennoch wird Bryant zum Abschluss seiner Laufbahn auch während Auswärtsspielen gehuldigt. Selbst bei den Boston Celtics jubeln die Fans dem verhassten Erzrivalen zu, Michael Jordan spricht eine Videobotschaft für seinen früheren Gegner. „Ich möchte dir zu einer unglaublichen Karriere gratulieren“, sagt der beste Basketballer der Geschichte. „Ich war immer wie ein großer Bruder, du warst mein kleiner Bruder.“

Einen wichtigen Teil seines Ansporns zog Bryant stets aus den Vergleichen mit dem sechsmaligen Meister, übernahm von diesem jüngst Platz drei in der ewigen Punkterangliste der NBA. Und auch den letzten Allstar-Auftritt von Jordan ruinierte Bryant 2003. Für den Osten hatte Jordan fünf Sekunden vor Ende die Führung erzielt – mit dem Ausgleich schickte Bryant das Spiel in die Verlängerung. Der Westen gewann, Jordan war die scheinbar schon sichere Ehrung als wertvollster Spieler verdorben.

Es würde überraschen, wenn Bryant diesen Titel nicht für seinen Allstar-Abschluss anstreben würde. „Es ist mein letzter Auftritt, deshalb versuche ich es so gut wie möglich zu genießen“, sagt er – sieht aber auch die positiven Seiten des Showspiels gegenüber einer Woche mit regulären Saisonpartien: „Es ist kein Rennen, kein Stoßen, nichts davon. Den Rest der Zeit liege ich im Eisbad.“

(dpa)

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