Durchhalteparolen ohne Ergebnis: Schalke weiter sieglos

Sie wissen es: ein Punkt - zu wenig. Schalke taumelt weiter Richtung Abstieg. Nur ein Schuss in 90 Minuten geht wirklich auf das gegnerische Tor. Viel zu wenig. «Die Hoffnung stirbt zuletzt», sagt der Trainer. Zudem wackelt der Sportvorstand.
Titelbild
Trainer Christian Gross vom FC Schalke 04 fasst sich an den Kopf.Foto: Andreas Gora/dpa/dpa
Epoch Times14. Februar 2021

Als Mutmacher für das Krisen-Derby im Revier diente die Nullnummer von Köpenick dem FC Schalke inmitten der Spekulation um ein vorzeitiges Aus von Sportvorstand Jochen Schneider nur sehr bedingt.

Selbst wenn sich die Mannschaft gestützt durch Ex-Weltmeister Shkodran Mustafi oder Kapitän Sead Kolasinac stabiler zeigte, ging nach vorne trotz sichtlichen Eifers des begnadigten Nabil Bentaleb wenig bis gar nichts. „Ich verbiete keinem Spieler, ein Tor zu schießen“, sagte Trainer Christian Gross nach dem 0:0 am Samstagabend schon fast fatalistisch.

Es passte, dass zu dem Zeitpunkt, als der 66 Jahre alte Schweizer das Spiel seiner Mannschaft analysierte, die Tore auf beiden Seiten des Stadions An der Alten Försterei schon abgebaut waren. „Wir haben in den 90 Minuten zu wenig Torgefahr ausgestrahlt, um das Spiel gewinnen zu können“, konstatierte 04-Keeper Ralf Fährmann.

Hinzu kommt, dass er im Gegensatz zu Loris Karius bei dessen Startelf-Premiere im Union-Trikot in der Fußball-Bundesliga einiges zu tun bekam. Denn klar musste auch jedem Schalker sein: Die Berliner waren einem Sieg viel näher als die Gäste aus Gelsenkirchen, die nun schon wieder seit sechs Spielen auf einen Drei-Punkte-Erfolg warten. Von fünf Schüssen der Schalker ging gerade mal einer auf das Tor. Zwischenzeitlich 70 Prozent Ballbesitz in der ersten Halbzeit – in diesem Fall brotlose Kunst im Kampf gegen den Abstieg.

„Es fehlt ein bisschen die Entschlossenheit auf den letzten 30 Metern“, befand Gross und gab einen Kurz-Einblick in das Seelenleben der Mannschaft: „Die Stimmung in der Kabine ist bedrückt.“ Sie wüssten, dass sie wesentlich mehr machen müssten, um drei Punkte zu holen, betonte der Schweizer.

Die Rettungsmission wird für den vierten Trainer der Königsblauen in dieser Saison von Woche zu Woche schwerer – fast auswegloser. „Wir brauchen Punkte. Einer ist einer. Aber wir brauchen in Zukunft das ganze Paket“, sagte Gross: „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“

21 Spiele in Serie auswärts ohne Sieg, davon 13 verloren, nur neun Punkte nach 21 Spieltagen in dieser Spielzeit. Seit Einführung der Drei-Punkte-Regel zur Saison 1995/1996 war in dieser Phase keine Mannschaft so schlecht in der Bundesliga. „Man muss schon lange suchen, um das Ganze positiv zu sehen“, kommentierte Ex-Nationalspieler und Sky-Experte Lothar Matthäus.

Bemerkenswert ist in der Schalker Krise auch, dass nun einer zum Hoffnungsträger wird, der Monate verbannt war. „Er kann für unser Spiel enorm wichtig sein in Zukunft, davon bin ich überzeugt“, sagte Gross über Kreativkraft Bentaleb.

Er hatte die Suspendierung des 26 Jahre alten algerischen Nationalspielers überraschend in der Woche vor dem Union-Spiel aufgehoben und ihn gleich von Beginn an gebracht. Solange die Kräfte nach monatelanger Spiel-Zwangspause reichten, versuchte Bentaleb das Schalker Offensivspiel zu beleben und an sich zu reißen. „Aber er muss physisch noch zulegen“, betonte Gross.

Ob das in den wenigen Tagen bis zum Heimspiel gegen den BVB am kommenden Samstag klappt, ob dann der in Berlin noch verletzte Mark Uth wieder einsatzfähig ist – alles fraglich. Genau wie die Personalie Jochen Schneider. Es wird spekuliert, dass der einst von Erfolgsclub RB Leipzig gekommene Sportvorstand bald gehen muss. Nach dpa-Informationen laufen im Aufsichtsrat des Revierclubs bereits Gespräche über seine Ablösung und eine Nachfolgeregelung.

Die Stimmungsmache von einigen hundert Fans der Schalker am Abend vor dem Union-Spiel gegen Schneider war auch den Profis nicht entgangen. „Wir sind alle in der Situation und wir Spieler stecken da genauso drin. Deswegen ist das für uns alle eine schwierige, bittere und harte Situation, aber es bringt nichts, den Kopf in den Sand zu stecken oder Trübsal zu blasen“, sagte Fährmann: „Wir müssen einfach Männer sein und in jedem einzelnen Spiel kämpfen.“ Erst recht in kommenden Partie gegen die ebenfalls kriselnden Dortmunder. (dpa)



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