Emotional und beliebt: Kohfeldt vor großer Zukunft

Trotz des bitteren Aus im DFB-Pokal gegen Bayern München sucht Bremens Trainer Florian Kohfeldt nicht die Schuld beim Schiedsrichter. Die Mannschaft schwärmt von ihm. Er hat Bremen zu einem Club mit internationalen Ambitionen geformt.
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Gibt in Bremen die Richung vor: Werder-Coach Florian Kohfeldt.Foto: Carmen Jaspersen/dpa
Epoch Times25. April 2019

Florian Kohfeldt wurde emotional. „Ich habe selbst mit mir zu kämpfen“, sagte der Trainer von Werder Bremen. 

Seine Mannschaft war kurz zuvor trotz eines starken Auftritts knapp mit 2:3 im Halbfinale des DFB-Pokals am FC Bayern München gescheitert, auch wegen eines umstrittenen Foulelfmeters. „Brutal“ nannte Kohfeldt den Pfiff von Schiedsrichter Daniel Siebert (Berlin), den Robert Lewandowski zum Endstand verwandelte. Doch der erst 36 Jahre alte Coach eröffnete keine Schiedsrichter-Schelte, im Gegenteil. „Das jetzt hier zu reduzieren auf Elfmeter oder einen Bayern-Bonus, das will ich nicht, das wird auch uns nicht gerecht. Das ist Quatsch“, sagte Kohfeldt.

Der Bremer Trainer wollte nach dem bitteren Pokal-K.o. kurz vor Mitternacht lieber über sein Team reden. „Ich bin so stolz“, schwärmte Kohfeldt von seiner Mannschaft. „Mit was für Eifer, Enthusiasmus und Mut sie gegen die stärkste Mannschaft in Deutschland gespielt hat. Es war geil.“ Daran hatte auch der Coach einen großen Anteil. Sein Plan, seine Taktik sei „zu zehntausend Prozent“ gegen die Bayern aufgegangen. „Es war ein 50:50-Spiel“, befand Kohfeldt. „Und das ist ein Kompliment an uns.“

Der Fußball-Lehrer, vom Deutschen Fußball-Bund vor einigen Wochen zum Trainer des Jahres 2018 gekürt, hat Werder Bremen wieder in die Spur gebracht. Seit seiner Amtsübernahme im Herbst 2017 hat er gemeinsam mit Sportchef Frank Baumann den damals vor dem Absturz in die Zweitklassigkeit stehenden Traditionsverein wieder zu einem Anwärter auf die internationalen Plätze gemacht – am Mittwoch war sein Team sogar auf Augenhöhe mit Branchen-Primus Bayern München. 

Und das mit begeisterndem Fußball und immer mit Blick nach vorne. Bayern-Torschütze Thomas Müller outete sich am Mittwoch sogar als „Bremen-Liebhaber“. „Für Werder Bremen ist er ein Glücksfall“, sagte DFB-Sportdirektor Oliver Bierhoff über Kohfeldt.

Nicht viele Mannschaften hätten nach einem 0:2-Rückstand gegen gute Münchner noch so ein Comeback gestartet. Erst sorgte Yuya Osako (74.) für den Anschluss, dann glich Milot Rashica (75.) zum 2:2 aus. Am Ende reichte es doch nicht für das Finale in Berlin. „Nach dem Spiel habe ich die Spieler zusammengeholt und ihnen gesagt, wie traurig und getroffen ich bin. Aber wir sind eine geile Mannschaft und werden uns jetzt in den folgenden vier Spielen in der Liga mit dem Europa-League-Einzug belohnen“, erklärte Kohfeldt. „Diese Abende wie heute wollen wir in Zukunft häufiger haben.“

Doch zuvor ist er auch als Psychologe gefragt, um die Spieler vor dem Liga-Spiel des Tabellenachten gegen Fortuna Düsseldorf am Samstag (15.30 Uhr) wieder aufzurichten. Dies dürfte ihm gelingen, denn seine Mannschaft hört auf ihn. „Diese Mischung aus Nähe und Abstand, das hatte ich noch nie, obwohl ich mit Jürgen Klopp einen Trainer hatte, der den Spielern nahestand“, beschrieb ihn Nuri Sahin. 

Ähnlich wie Klopp legt Kohfeldt ebenfalls wilde Auftritte während eines Spiels hin. Fast jeder Schiedsrichter-Pfiff gegen die Bremer wird mit lauten Worten kommentiert oder gestikuliert. Mit seiner Emotionalität nimmt er nicht nur die Öffentlichkeit und die Zuschauer, sondern auch seine Spieler mit. 

Er erreicht sie mit seiner ehrlichen, offenen Art und Weise. Nicht ohne Grund haben sich die von vielen Top-Clubs umworbenen Brüder Maximilian und Johannes Eggestein vor kurzem langfristig an den Club gebunden. Nicht nur, aber auch wegen Kohfeldt. „Er hat mir aufgezeigt, was der Verein erreichen will und welche Rolle ich dabei spielen soll. Das hat mich überzeugt“, sagte Maximilian Eggestein. Der 22-Jährige hat es auch dank Kohfeldt vom Jugendspieler bis in den Kader von Bundestrainer Joachim Löw geschafft. (dpa)



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