Entsetzt über sich selbst: Volleyballer reden EM-Klartext

Die deutschen Volleyballer taumeln durch die EM. Vor dem Start der K.o.-Runde ist Nationaltrainer Andrea Giani außer sich. Die Stars des Vize-Europameisters von 2017 sind stinksauer. Können sie sich nochmals aufbäumen?
Epoch Times20. September 2019

Vor der Frustfahrt mit dem Bus nach Apeldoorn mussten die bestürzten deutschen Volleyballer erstmal Klartext reden.

Nach dem peinlichen Abschluss der EM-Gruppenphase gegen Spanien suchte der taumelnde Vize-Europameister von 2017 bei einer Aussprache hinter verschlossenen Türen nach einer Lösung gegen den Absturz. „Ich weigere mich, das hinzunehmen und zu sagen: Wir schämen uns, und es geht nicht anders“, erklärte Kapitän Lukas Kampa der Deutschen Presse-Agentur auf dem knapp 200 Kilometer langen Trip von Antwerpen in den nächsten Endrundenspielort in den Niederlanden. „Viele schlechte Dinge können sich auch wieder schnell verändern.“

Der Schock über den kaum erklärbaren Leistungseinbruch beim 1:3 gegen die Iberer stand Kampa & Co. ins Gesicht geschrieben. Mit versteinerten Mienen liefen der Kapitän und der wiedergenesene Diagonalangreifer Georg Grozer durch die Katakomben und äußerten sich erstmal nicht.

So „schnell wie möglich“ müsse die Mannschaft die Blamage verarbeiten, mahnte Außenangreifer Christian Fromm an. „Erschreckend“ fand er den Formverfall. „Wir müssen zusehen, dass wir unser Niveau wieder ganz hochschrauben, sonst ist das Turnier schneller beendet, als uns lieb ist.“

Vom vor der EM ausgegebenen Medaillenziel kann längst nicht mehr die Rede sein. Nach nur zwei Siegen aus fünf Gruppenspielen ringen die Schmetterathleten um Fassung und hoffen auf Schadensbegrenzung im Achtelfinale am Samstag (16.00 Uhr/Sport1+) gegen Co-Gastgeber Niederlande.

Erst mit dem Einzug ins Viertelfinale, wo wohl Weltmeister Polen mit dem ehemaligen Bundestrainer Vital Heynen warten würde, hätten die Deutschen auch das Ticket für die EM 2021 sicher. Sonst droht eine strapaziöse Qualifikationsrunde gegen Volleyball-Exoten. „Natürlich macht es uns Sorgen, dass wir es nicht schaffen, uns zu stabilisieren“, sagte Kampa. „Wir sind aber nicht auf dem Heimweg, sondern auf dem Weg ins Achtelfinale.“

Den sonst milde lächelnden Bundestrainer Andrea Giani traf das Fiasko in der Diamantenmetropole sichtbar. Schäumend vor Wut lief er schnurstracks aus der Arena und ersparte sich jedes Wort zu seiner Mannschaft, die nach zwei 3:0-Siegen eigentlich auf dem Weg zur Normalform schien. „Ich weiß nicht, ob es spontan schon ein Patentrezept gibt“, sagte Fromm. „Ich denke, Andrea wird sich da was überlegen, und ich hoffe nur, dass das ganz schnell wieder in den Köpfen ankommt.“

Die EM-Riesen von vor zwei Jahren sind deutlich geschrumpft. Jenseits der Top acht landeten sie zuletzt 2011 in Serbien, als sie von 16 Mannschaften nur 15. wurden. Dabei hat sich in der Kaderarchitektur nichts Grundlegendes verändert. Grozer ist jedoch aus Verletzungsgründen weit von seiner Bestform entfernt, das nagt an dem Hünen. Außenangreifer Denis Kaliberda plagen Knieprobleme, und auch Kampa wurde während der Endrunde gesundheitlich vorübergehend ausgebremst.

Richtig eingespielt ist diese verunsicherte Mannschaft daher nicht, Entschlossenheit nur phasenweise vorhanden, und die Hoffnung auf eine Initialzündung erfüllt sich einfach nicht. „Wir haben viel mit uns selbst zu tun“, räumte Kampa ein. Dennoch habe er die „tiefe Zuversicht“ auf die Wende. „Das ist bei mir zum größten Teil feste Überzeugung“, sagte er, „und zum kleinen Teil Zweckoptimismus.“ (dpa)



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