«Es ist schmerzhaft»: Mercedes im ungewohnten Krisenmodus

Mercedes fährt in Baku ein historisch schlechtes Ergebnis ein. Red Bull scheint in der Formel 1 weit enteilt, während Weltmeister Lewis Hamilton und Co. nach Erklärungen suchen.
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Fuhr in Baku ein historisch schlechtes Ergebnis ein: Lewis Hamilton.Foto: Darko Vojinovic/AP/dpa/dpa
Epoch Times7. Juni 2021

Sein eigener kapitaler Fehler und das Ende einer fast schon unwirklichen Serie schmerzten Lewis Hamilton. „Es ist eine richtig harte Erfahrung“, sagte der Formel-1-Weltmeister nach seinem 15. Platz in Baku.

54 Mal nacheinander war der Mercedes-Pilot zuvor immer in den Top Ten gelandet, gewann dabei 33 Mal. Auch in dieser Saison wollte er ähnlich ungefährdet wie in den Vorjahren zu seinem historischen WM-Titel Nummer acht fahren. Dass daraus nichts wird, wurde spätestens am Sonntag in Aserbaidschan deutlich, denn die Silberpfeile befinden sich in einer für sie ungewohnten Situation.

Mercedes nicht in den Punkterängen

„Wir beide sind zerstört, um ehrlich zu sein“, sagte Toto Wolff über sich und Superstar Hamilton. Der Motorsportchef von Mercedes suchte lange nach den richtigen Worten für das, was beim Branchenprimus gerade passiert. „Es ist schmerzhaft“, sagte der 49-Jährige: „Was ich mitnehme, ist, dass wir unsere beste Leistung zeigen müssen, um um die WM fahren zu können.“ Das gelang jedoch weder in Baku noch zwei Wochen zuvor in Monaco, als Hamilton Siebter wurde. „Es waren unglaublich schwierige zwei Rennen“, sagte der Titelverteidiger.

Zum ersten Mal seit Beginn der Hybrid-Ära 2014 kamen beide Mercedes jenseits der Punkteränge ins Ziel, insgesamt war der Rennstall in fast siebeneinhalb Jahren nur dreimal ohne Zählbares geblieben. In Spanien fuhren sich Hamilton und der spätere Weltmeister Nico Rosberg 2016 gegenseitig ins Auto, in Österreich fielen Hamilton und Valtteri Bottas 2018 mit Defekten jeweils vorzeitig aus. Am Kaspischen Meer kostete ein Bedienfehler mit anschließendem Verbremser Hamilton kurz vor Ende das Podium, während Bottas als Zwölfter chancenlos hinterherfuhr. „Ich habe aus Versehen einen Knopf gedrückt, dann haben die Bremsen blockiert“, erklärte Hamilton: „Das tut mir leid fürs ganze Team.“

Ungeachtet dessen bekam Mercedes die Reifen in Aserbaidschan nie in den Bereich, in dem sie gut arbeiten. „Wir können nicht akzeptieren, dass wir keine Leistung ins Auto bekommen. Es dauert zu lange, bis es funktioniert“, sagte Wolff. Bis zum nächsten Rennen in zwei Wochen in Frankreich soll eine intensive Aufarbeitung erfolgen. „Wir müssen uns bewegen, um die Lücken zu schließen. Der Frust soll gehen und die Zufriedenheit zurückkehren“, sagte der Österreicher Wolff deutlich.

Erst ein Reifenschaden bremst Verstappen

Hamilton fürchtet derweil das nächste Duell mit Red Bull. „Ihr Auto ist unglaublich schnell“, sagte der 36-jährige Brite: „Es ist sehr schwer, mit ihnen mitzuhalten.“ Der Niederländer Max Verstappen sah in Baku wie der sichere Sieger aus, bevor ihm kurz vor Schluss auf dramatische Weise der linke Hinterreifen platzte. Sein Teamkollege Sergio Perez aus Mexiko triumphierte deswegen überraschend vor Ex-Champion Sebastian Vettel im Aston Martin. Unter normalen Umständen wäre es jedoch ein Doppelsieg für Red Bull geworden, der die taumelnden Silberpfeile noch mehr unter Druck gesetzt hätte.

„Wir sind natürlich riesig frustriert“, sagte Red-Bull-Teamchef Christian Horner. Der Brite kündigte aufklärende Gespräche mit Reifenhersteller Pirelli an. Wie es zu Verstappens folgenschwerem Reifenschaden bei mehr als 300 km/h kam, blieb zunächst fraglich.

Hamilton: „Wir kommen stärker zurück“

„Die WM ist noch sehr offen“, sagte Wolff derweil. Erst sechs von 23 Läufen sind gefahren, und bei den anstehenden Europa-Rennen warten wieder ganz gewöhnliche Rennstrecken. Sowohl Monaco als auch Baku hatten als Stadtkurse eine besondere Charakteristik, die keinesfalls typisch ist. „Mercedes wird jetzt wieder richtig stark sein“, sagte auch Verstappen. Man glaube an die eigene Arbeit und die Rückkehr zu alten Erfolgen, bestätigte Wolff: „Das Team ist sauer, aber wir sind Kämpfer und werden diese Wut in positive Energie umwandeln.“

Denn wie man gewinnt, weiß keiner besser als Mercedes. Siebenmal gingen Fahrer- und Konstrukteurstitel seit 2014 an den deutschen Autobauer. Und auch zu Beginn des Jahres lief noch alles für das Werksteam: Hamilton gewann drei der ersten vier Grand Prix. Auch deswegen gibt sich der Dominator trotz der großen Enttäuschung zuversichtlich. „Wir kommen ganz sicher stärker zurück“, sagte Hamilton, der in der WM-Gesamtwertung trotz seines Fehlers nur vier Punkte hinter dem weiter Führenden Verstappen liegt. (dpa)



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