Fast genialer Coup: Boll spielt mit Chinas Bestem Doppel

Suzhou (dpa) - Chinas Ping-Pong-Diplomatie hat mit einem geschickten Schachzug das Interesse für die Tischtennis-WM im eigenen Land angeheizt. Timo Boll, wegen seiner Spielkunst und seines höflichen Auftretens ein gern gesehener Gast, und der…
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Timo Boll und Ma Long wollen den WM-Titel im Doppel holen.Foto: Rolex Dela Pena/dpa
Epoch Times27. April 2015
Chinas Ping-Pong-Diplomatie hat mit einem geschickten Schachzug das Interesse für die Tischtennis-WM im eigenen Land angeheizt.

Timo Boll, wegen seiner Spielkunst und seines höflichen Auftretens ein gern gesehener Gast, und der Weltranglisten-Erste Ma Long bilden in Suzhou ein Doppel. Ihr mögliches Zweitrunden-Duell mit den Top-Chinesen Xu Xin/Zhang Jike am Dienstag elektrisiert die Fans im In- und Ausland.

Als die Anfrage aus China kam, musste der Rekord-Europameister nicht lange überlegen. „Für mich ist das Doppel kein PR-Gag, sondern die große Chance, Weltmeister zu werden“, erklärte der 34-jährige Boll. Direkt nach der Ankündigung setzte ein Hype um das im Fachjargon als „Legenday Pair“ bezeichnete Duo ein. Dabei mögen beide Profis den großen Rummel eigentlich nicht.

Boll und Ma Long hatten im März bei den German Open in Bremen einen ersten Medientermin und stellten sich vor dem WM-Start in Suzhou den Fotografen und Kameraleuten. „Timo ist schon ein bisschen nervös, aber sehr fokussiert. Das hat man auch in der Vorbereitung gemerkt, und das ist auch ganz gut“, erklärte Jörg Roßkopf.

Der Bundestrainer stimmte dem deutsch-chinesischen Doppel mit etwas Bauchgrimmen zu. Eigentlich wollte er Boll an der Seite von Patrick Franziska (beide Düsseldorf) mit Blick auf Olympia 2016 testen. „Ich weiß aber, welche Wertschätzung Timo in China genießt. Für ihn ist das eine tolle Herausforderung, deshalb sind wir seinem Wunsch nachgekommen“, erläuterte Roßkopf.

Sportlich ist das Experiment trotz der Sprachbarrieren kein großes Risiko. Linkshänder Boll und Rechtshänder Ma Long ergänzen sich am Tisch prima. Bei ihrem ersten gemeinsamen Auftritt gewannen sie 2013 auf Anhieb die China Open. Das ist allerdings zwei Jahre her, und seither habe beide Top-Stars kaum Doppel gespielt. In der Setzliste wurden sie gemäß der Bestimmungen nur auf Platz 17 geführt.

Das rächte sich prompt bei der Auslosung. Der Ausgang der möglichen Hammer-Partie gegen Xu Xin/Zhang Jike – Nummer zwei und drei der Welt – erscheint zwar offen. Dem Marketing-Coup droht aber ein schnelles Ende. „Bad luck. Come on“ („Pech gehabt, auf geht’s“) kommentierte Ma Long das Los, während Boll äußerlich Ruhe bewahrte: „Wer Weltmeister werden will, muss gegen jeden gewinnen.“

In Suzhou sind erstmals nach vielen Jahren gemischt-nationale Duos im Doppel und Mixed wieder erlaubt. Chinas Funktionäre hatten den Antrag gestellt. Sie freuen sich zwar über jeden WM-Titel, sehen aber auch die Gefahr, dass wegen der China-Dominanz die Sportart in Langeweile versinkt. Neben Boll wurden der Franzose Emmanuel Lebesson und die Südkoreanerin Yang Haeun im Mixed sowie Nanthana Komwong aus Thailand im Damen-Doppel als chinesische WM-Partner ausgewählt.

Im Fokus dieser speziellen Art von Entwicklungshilfe steht aber Boll. Offen bleibt die Frage, ob und wer das Doppel Boll/Ma Long im Match gegen Chinas Asse betreuen wird. Normalerweise sitzt bei Duellen zwischen Spielern aus dem selben Land kein Coach an der Bande. In China ist das manchmal anders. „Das entscheidet allein Cheftrainer Liu Guoliang. Und der kommt meistens zehn Minuten vor Beginn“, urteilte Roßkopf mit einem Schmunzeln über seinen Kollegen.

(dpa)

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