FC Sevilla: Dauer-Sieger im «Cup der Verlierer»

In Spanien ist die Konkurrenz übermächtigt, also hat sich der FC Sevilla eine Nische gesucht. Seit 2006 haben die Andalusier fünf Mal den UEFA-Cup und den Nachfolge-Wettbewerb, die Europa League, gewonnen. Am Freitag in Köln stehen sie schon wieder im Finale.
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Der FC Sevilla kann Europa League.Foto: Marius Becker/dpa/dpa
Epoch Times20. August 2020

Franz Beckenbauer verpasste dem kleinen Europacup einst den höhnischen Beinamen „Cup der Verlierer“. Die Fußball-Bundesligisten blamieren sich seit über 20 Jahren nach Kräften, doch der FC Sevilla zeigt den wahren Wert der Europa League und spielt sich als Serien-Sieger ins Rampenlicht.

Die Andalusier, in einer heimischen Liga mit dem FC Barcelona, Real Madrid und Atlético Madrid quasi ohne Meisterchance, haben den Wettbewerb als ihre Nische und Lieblings-Disziplin auserkoren. Haben sich durch fünf Titel seit 2006 zum Rekord-Gewinner aufgeschwungen und stehen am Freitag in Köln gegen Inter Mailand (21 Uhr/RTL und DAZN) schon wieder im Finale. „Für Sevilla ist die Europa League ein Paradies“, schrieb die Zeitung „El Pais“.

„Man sollte überlegen, diesen Wettbewerb umzutaufen und Sevilla League zu nennen. Denn in der Europa League gelten nicht die Gesetze des Fußballs, hier gelten die Regeln des FC Sevilla“, schrieb die Fachzeitung „AS“ und versuchte das Phänomen zu erklären: „Wenn das Team erst einmal im Viertelfinale steht, treten die Spieler immer in eine mystische, himmlische Dimension, die sie unweigerlich und unabhängig von Umständen zum Titelgewinn führt.“

In einer Saison, in der die Primera Division erstmals seit 13 Jahren nicht im Champions-League-Halbfinale vertreten war – weil Real schon im Achtelfinale scheiterte, Barca sich mit 2:8 vom FC Bayern demütigen ließ und Atlético gegen RB Leipzig ausschied – sind plötzlich alle Augen auf Sevilla gerichtet. Die „Marca“ bezeichnete das Team von Trainer Julen Lopetegui zuletzt als „Stolz Spaniens“.

Auch für Lopetegui bot die Europa League eine gute Chance zur Rehabilitation. 2018 hatte der als Fachmann und Talkgast in seiner Heimat geschätzte Coach nämlich eher zweifelhaften Ruhm erhalten. Bei Spaniens Nationalmannschaft wurde er noch vor dem ersten WM-Spiel entlassen, weil er seinen Wechsel zu Real Madrid angekündigt hatte.

Und die Königlichen warfen ihn dann schon im Oktober nach zehn Spieltagen wieder raus. Neun Monate später übernahm Lopetegui Sevilla, am Ende seiner ersten Saison steht er mit den Andalusiern prompt wieder im Finale ihres Spezial-Wettbewerbs, in dem sie noch keine Endspiel-Niederlage erlitten. Zudem geht Sevilla mit dem Selbstvertrauen von zuletzt 20 Pflichtspielen ohne Niederlage ins Finale.

Dennoch gilt Inter nicht zuletzt dank des 5:0 gegen Schachtjor Donezk im Halbfinale als Favorit. Und auch hinter den Mailändern stehen mindestens alle neutralen Tifosi. Denn seit 1999 – und damit fast so lange wie die Bundesliga (seit 1997) – ist die Serie A im kleinen Europacup titelos. „Wir wollen den Pokal zurück nach Italien bringen“, sagte Trainer Antonio Conte.

Doch Sevilla gibt sich gewohnt aufmüpfig. „Alle drei Gegner, die wir in diesem Turnier ausgeschaltet haben, hatten deutlich größere Budgets als wir“, sagte Präsident José Castro. „Inters Etat ist mehr als doppelt so hoch wie unserer, außerdem spielen sie ein hervorragendes Turnier. Aber wir mögen schwierige Aufgaben.“ (dpa)



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