Freiburgs Trainer Streich bestürzt nach Hopp-Beleidigungen

Freiburgs Trainer Christian Streich hat bestürzt auf die Anfeindungen gegen Dietmar Hopp reagiert und die Vorfälle in Sinsheim und Dortmund in einen größeren Kontext gesetzt.„Was in diesem Land in den letzten zehn Monaten passiert ist, in…
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Freiburgs Trainer Christian Streich äußerte sich bestürzt nach den Schmähungen gegen Dietmar Hopp.Foto: David Inderlied/dpa/dpa
Epoch Times29. Februar 2020

Freiburgs Trainer Christian Streich hat bestürzt auf die Anfeindungen gegen Dietmar Hopp reagiert und die Vorfälle in Sinsheim und Dortmund in einen größeren Kontext gesetzt.

„Was in diesem Land in den letzten zehn Monaten passiert ist, in puncto Hetze, in puncto Anschläge auf Politiker, auf jüdische Einrichtungen und jetzt auf eine türkische Shisha-Bar, ist extrem gefährlich“, sagte der Fußball-Trainer nach dem 0:1 seines Teams beim BVB. „Diese Hetze gegen Menschen ist nicht hinnehmbar.“

Die Partie in Dortmund war wegen Schmähgesängen gegen den Mäzen der TSG Hoffenheim kurzzeitig unterbrochen worden. In Sinsheim wurde beim 6:0 des FC Bayern bei der TSG wegen beleidigender Plakate sogar zweimal pausiert. Nach dem Wiederanpfiff nach gut 20 Minuten Pause zur 77. Spielminute hatten sich die Münchner und Hoffenheimer Profis den Ball nur noch hin und her gespielt.

„Die Menschen lieben Fußball in diesem Land, er hat eine wichtige Funktion“, sagte Streich. „Wenn es so weitergeht, stehe ich dahinter, dass ein Spiel einfach beendet wird und man nach Hause geht. Man darf auf keinen Fall darüber hinwegsehen.“

Der Freiburger Trainer warnte: „Wir sind auf einem ganz schlimmen Weg. Und wenn du siehst, wie das instrumentalisiert wird von einer Partei in diesem Land, muss ich sagen, wehret den Anfängen.“ Im vorausgegangenen Spiel der Hoffenheimer in Gladbach hatte es ein Fadenkreuz-Plakat gegen Hopp gegeben. „Das ist absolut nicht hinnehmbar. Da kommen wieder einige Verrückte auf die Idee, irgendwann zu sagen, dann schreiten wir mal zur Tat. Das ist genau die Problematik, die wir haben“, sagte Streich.

Der 79 Jahre alte Hopp war in der Vergangenheit schon mehrfach Ziel massiver Beleidigungen aus verschiedenen Fankurven. Die Fans von Borussia Dortmund wurden als Wiederholungstäter zuletzt vom DFB-Sportgericht mit einem zweijährigen Auswärtsbann für die Spiele in Sinsheim bestraft.

Der FC Bayern München wird Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge zufolge „mit aller Schärfe“ gegen jene Anhänger vorgehen, die im Bundesligaspiel bei der TSG Hoffenheim deren Mäzen Dietmar Hopp massiv beleidigt hatten.

„Ich schäme mich zutiefst für diese Chaoten“, sagte Rummenigge nach dem 6:0 (4:0) der Münchner. Rummenigge äußerte, dass der Block, in dem die diffamierenden Plakate zu sehen waren, gefilmt worden sei. „Spätestens heute ist der Moment gekommen, wo die gesamte Bundesliga gegen diese Chaoten vorgehen muss“, sagte Rummenigge. „Wir müssen alle zusammenstehen. Wir haben viel zu lange die Augen zugemacht, was in den Kurven passiert. Das ist das hässliche Gesicht des Fußballs.“ Die Täter „haben den FC Bayern diskreditiert“, sie „haben in einem Fußballstadion nichts mehr verloren“.

DFL-Chef Christian Seifert verurteilte die Anfeindungen aufs Schärfste. Diese seien „schon lange nicht mehr hinnehmbar“, sagte der 50 Jahre alte Präsidiumssprecher und Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga. „Wir haben diesbezüglich heute einen traurigen Höhepunkt erlebt. Dafür gibt es keine Entschuldigung.“

„Alle Beteiligten – Spieler, Schiedsrichterteam und die Verantwortlichen von Bayern München und der TSG Hoffenheim sowie sehr, sehr viele Stadion-Besucher – haben in dieser Situation vorbildlich gehandelt und damit ein klares Signal an einige selbsternannte Herrscher über die Fußball-Kultur gesetzt, derartige Entgleisungen nicht mehr zu dulden“, sagte Seifert. „Jegliche Art von Hass darf keinen Platz haben. Dies muss der Anspruch des gesamten deutschen Profifußballs sein.“

Auch Schalke-Trainer David Wagner kritisierte die Beleidigungen gegen Hopp scharf kritisiert und lobte die beiden Mannschaften für ihre Reaktion. „Ich habe keinerlei Erklärung, keinerlei Verständnis dafür. Jeder, der sich dazu äußert, weiß, wie hirnlos das Ganze ist“, sagte Wagner vor der Partie der Schalker beim 1. FC Köln im TV-Sender Sky. Die Vorfälle beim Fußballspiel in Sinsheim seien „einfach nur schade“.

„Ich halte die Reaktion absolut für angemessen“, sagte Wagner. „Aber das ändert nichts daran, dass solche Sachen nicht passieren dürfen.“ Wagner wollte die Aktion der Bayern-Fans nicht auf eine Stufe mit den rassistischen Beleidigungen gegen Hertha-Profi Jordan Torunarigha stellen, räumte aber ein: „Wir haben ein Problem, keine Frage.“

Auch die Partie des BVB gegen den SC Freiburg in Dortmund wurde wegen Schmähgesängen gegen Hopp unterbrochen. „Unabhängig von der Person, solche Dinge sollte es nicht geben“, sagte BVB-Profi Julian Brandt nach dem 1:0-Sieg der Dortmunder im TV-Sender Sky. Das DFB-Sportgericht hatte den BVB jüngst mit einer Zwei-Jahres-Sperre für seine Fans für Gastspiele in Sinsheim belegt.

Bayern-Trainer Hansi Flick hofft nach dem Skandal-Spiel auf eine Wende in der Debatte um Dietmar Hopp. „Was heute passiert ist – so geht es einfach nicht weiter“, sagte Flick bei der Pressekonferenz. Zuvor hatte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge von einem „schwarzen Samstag“ gesprochen und angekündigt, „mit aller Schärfe“ gegen jene Anhänger vorgehen zu wollen, die Hoffenheims Mäzen und Mehrheitseigner massiv beleidigt hatten.

Man habe schon vor der Begegnung versucht, gemeinsam mit den Fanbeauftragten gegen solche Aktionen zu wirken, sagte Flick und klagte: „Man hat da keinen Zugriff.“ Irgendwie würden diese Personen immer wieder solche Hass-Plakate ins Stadion schmuggeln können: „Diese Leute sollen zuhause bleiben.“ Die Bayern waren nach eigenen Angaben vorgewarnt worden, dass so etwas passieren könnte.

Zudem verwies der frühere Hoffenheimer Trainer und Geschäftsführer Flick, der Hopp schon sehr lange kennt, auf das soziale Engagement des Milliardärs, der zum Beispiel in die Krebsforschung investiert. „Jeder von diesen Chaoten hat wahrscheinlich jemanden in der Familie, der von Dietmar Hopp schon einmal profitiert hat.“ Für TSG-Trainer Alfred Schreuder war die Reaktion der Spieler in den verbleibenden knapp 15 Minuten „ein klares Zeichen“. (dpa)



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