Fußball-EM vor der Verlegung: UEFA sucht Weg aus der Krise

Die UEFA ruft zur Krisensitzung. Alle, die im europäischen Fußball mitreden, konferieren am Dienstag per Videoschalte. Es geht um die EM. Die geplante Ausrichtung im Sommer erscheint illusorisch.
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Die UEFA hat für Dienstag eine Krisensitzung einberufen.Foto: Jamie Gardner/PA Wire/dpa/dpa
Epoch Times16. März 2020

Auch Joachim Löw blickt nach Nyon. Am Dienstag entscheidet die Europäische Fußball-Union über die Verlegung der Fußball-Europameisterschaft 2020. Die Ausrichtung in zwölf Ländern im Sommer (12. Juni bis 12. Juli) erscheint aufgrund der Coronavirus-Pandemie illusorisch.

„Ich rechne fest mit einer Verlegung des Turniers“, sagte DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius in der ARD. Offen ist, in welchen Zeitraum. In den Winter 2020? Oder den Sommer 2021? Eine Komplett-Absage kann sich die UEFA kaum leisten. Auf den Bundestrainer kommt in jedem Fall eine lange Pause zu – die DFB-Elf wäre erst wieder am 3. September zum Start der neuen Nations League gegen Spanien im Einsatz.

DIE ENTSCHEIDER: Geplant sind mehrere Telefonkonferenzen. An der Elefantenrunde am Vormittag sollen Vertreter der 55 UEFA-Mitgliedsverbände sowie die Führungsriegen der Club-Vereinigung ECA, des Ligen-Interessenverbundes European Leagues und der Spielergewerkschaft FIFPro teilnehmen. „Die Diskussionen umfassen alle nationalen und europäischen Wettbewerbe, einschließlich der EM 2020“, teilte die UEFA mit. Es gibt viel Redebedarf. Für den deutschen Fußball nimmt DFB-Vizepräsident Rainer Koch, aus dem Kreis der europäischen Topvereine BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke teil. Im Anschluss will das UEFA-Exekutivkomitee angeführt von UEFA-Präsident Aleksander Ceferin in einer Videoschalte die Ergebnisse beraten – und eine Entscheidung treffen.

DIE HINTERGRÜNDE: Ein EM-Eröffnungsspiel in Rom in weniger als drei Monaten ist nicht vorstellbar. Italien ist abgeriegelt, an Fußball derzeit in kaum einem europäischen Land zu denken. Auch nicht in München – die bayerische Landeshauptstadt war als Ausrichter von drei Gruppenspielen und einem Viertelfinale ausgewählt worden. Außerdem wurden Amsterdam, Kopenhagen, Bilbao, St. Petersburg, Bukarest, Budapest, Baku, Glasgow, Dublin und London als Gastgeber bestimmt. Alle werden von der UEFA-Entscheidung betroffen sein und entsprechend mitreden wollen. Im Grunde gibt es – von der kompletten Absage des Turniers abgesehen – zwei Szenarien, die aber jeweils weitere Probleme mit sich bringen.

DIE WINTER-EM: Diskutiert wird laut übereinstimmenden Medienberichten über die Verlegung des paneuropäischen Turniers in den kommenden Herbst/Winter. Das Championat würde dann fast genau zwei Jahre vor der WM 2022 in Katar ausgetragen werden. Dafür müssten aber fast alle europäischen Ligen ihren bereits festgezurrten Zeitplan für die Saison 2020/21 ändern und die Spielzeit für die EM unterbrechen. Noch komplizierter ist das momentan, weil niemand mit Sicherheit sagen kann, ab wann und wie wieder regulär gespielt werden kann. Für die Katar-WM muss der Fußball-Kalender aber ohnehin umgeschmissen werden, auch wenn eine weniger abrupte Umstellung geplant war.

DIE SOMMER-EM: Logisch erscheint die Verlegung ins nächste Jahr. Alle Teilnehmer und Gastgeber hätten ähnliche Voraussetzungen wie es sie in diesem Sommer gegeben hätte. Nur würde die EM mit der neuen Club-WM des Weltverbandes FIFA kollidieren, die im Sommer 2021 in China ihre Premiere feiern soll. Die UEFA müsste hart mit FIFA-Präsident Gianni Infantino verhandeln, der seit Monaten mit millionenschweren Preisgeldern um die Top-Clubs wirbt. Lenkt er ein und verschiebt sein eigenes Turiner, könnte die UEFA der FIFA mit der Abstellung mehrerer Top-Clubs entgegenkommen.

DIE VORTEILE: Unabhängig davon, ob die EM in den Winter oder Sommer verlegt wird – die nationalen Ligen hätten einen Monat mehr Zeit, einen Weg aus der Coronavirus-Krise zu finden. Statt Ende Mai müsste erst Ende Juni Schluss sein, die meisten Spielerverträge enden am 30. Juni. Ob das ausreicht, ist aktuell aber nicht abzuschätzen. Die Krisenlage ändert sich ständig. Experten rechnen zudem nicht damit, dass die steigenden Temperaturen im Sommer zu einer erheblichen Verbesserung beitragen. Möglicherweise wird die EM also verlegt, und es wird trotzdem in den Ligen kein Fußball gespielt.

Dann könnten sogar auch Forderungen nach einer Anpassung der Saisons in den wichtigsten europäischen Ligen an das Kalenderjahr laut werden. Auf der Rechnung haben sollte man zudem mögliche Zwischenlösungen der UEFA. Möglicherweise wird die EM nach der Videoschalte nur auf einen unbestimmten Zeitpunkt verschoben, sodass der Europa-Verband mehr Zeit für Absprachen mit den Ligen und der FIFA hat. (dpa)



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