24 dramatische Stunden: Bombendrohung bis Landung daheim

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Lukas Podolski (l) und Antonio Rüdiger verlassen nach der Ankunft das Flughafengelände in Frankfurt.Foto: Frank Rumpenhorst/dpa
Epoch Times15. November 2015
Die Terroranschläge von Paris sorgen für Angst und Beklemmung bei den deutschen Fußball-Weltmeistern. Von der Bombendrohung im Teamhotel, den dramatischen Ereignissen am Abend bis zur Rückkehr nach Frankfurt vergehen genau 24 Stunden.

10.00 Uhr: Alle Spieler und Betreuer müssen am Freitag das noble Teamhotel Molitor im Südwesten der Stadt verlassen. Eine Bombendrohung ist eingegangen. Teammanager Oliver Bierhoff eilt von einem Sponsorentermin zurück zur Mannschaft.

12.00 Uhr: Bastian Schweinsteiger und Co. müssen sich die Zeit auf der Tennisanlage von Roland Garros vertreiben. Tennisspielen dürfen sie nicht. Währenddessen kommen im Teamhotel Spürhunde zum Einsatz. Sie finden – zum Glück – nichts.

13.30 Uhr: Die Polizei gibt Entwarnung. Als erster darf Holger Stromberg zurück. Der Koch soll das verspätete Mittagessen vorbereiten. Kurz darauf folgt die Mannschaft. Nach einer Ansprache von Joachim Löw wird das Team zu Tisch gebeten.

14.00 Uhr: Bierhoff spricht vor dem Hotel zur Presse. Der Teammanager berichtet von einem „großen Schreck“. Die Vorbereitung auf das Länderspiel sei gestört. Ein Alibi dürfe die Bombendrohung aber nicht liefern. „Wir sind erleichtert, dass die Sache geklärt ist“, sagte Bierhoff – nicht ahnend, was am Abend folgen sollte.

14.30 Uhr: Im Teamhotel tagt die DFB-Interimsspitze. Mehrere Stunden beraten die neuen Chefs Rainer Koch und Reinhard Rauball sowie Schatzmeister Reinhard Grindel und Generalsekretär Helmut Sandrock über die künftige Aufgabenverteilung im Verband.

19.00 Uhr: Abfahrt zum Stadion. Im schwarzen Weltmeisterbus machen sich Löw und seine Spieler auf den Weg zum Stade de France. Die Vorbereitung mit Störfaktor muss nun vergessen sein. Jetzt zählt nur noch die Konzentration für den sportlichen EM-Testlauf.

21.00 Uhr: Die Hymnen sind gespielt, die Partie beginnt. Das Stade de France ist mit fast 80 000 Zuschauern besetzt. Es herrscht ein Vorgeschmack auf die erhoffte Stimmung im kommenden EM-Sommer.

21.20 Uhr: Ein lauter Knall ertönt hinter der Gegengeraden. Erstmal ist unklar, was das gewesen sein könnte. Die Spieler sprechen laut Rauball von Druckwellen, die man auf der Ersatzbank habe spüren können.

21.26 Uhr: Schon wieder dieser ohrenbetäubende Lärm. Spätestens jetzt beschleicht viele im Stadion ein mulmiges Gefühl. Was ist da los vor der Arena? Das Spiel geht aber unbeeinflusst bis zur Halbzeit weiter.

22.15 Uhr: Die Nachricht von den Schießereien in der Stadt und den Explosionen vor der Arena erreichen die Zuschauer. Auch die Bilder von Präsident Francois Hollande auf dem Weg hinaus sorgen für Unruhe.

22.50 Uhr: Das Spiel ist vorbei. Tausende Zuschauer werden auf den Rasen geleitet. Mit großer Bedacht agieren die Ordner. Nur kurz kommt es zur Unruhe an manchen Ausgängen. Bis alle Zuschauer das Stade de France verlassen können, vergehen Stunden.

23.15 Uhr: In den Katakomben herrscht eine gespenstische Stimmung. Alle sonst üblichen Medienaktivitäten wie die Pressekonferenz sind abgesagt. Die Mannschaft bleibt in der Kabine. Wie lange, ist unklar. „Wir sind alle erschüttert und schockiert. Für mich tritt der Sport in den Hintergrund“, sagt Bundestrainer Löw.

2.00 Uhr: Das Warten im Stadion wird zur Geduldsprobe. Angeblich sollen die deutschen Spieler mit Kleinbussen zum Hotel gebracht werden. Doch auch das ist zu riskant. Bierhoff und Rauball erklären später die Entscheidung: Der Verbleib in der Arena ist alternativlos.

3.30 Uhr: Das Krisenmanagement läuft. DFB-Interimschef Rauball telefoniert unter anderem mit Innenminister Thomas de Maiziere. Das Ziel: Die Mannschaft soll so schnell wie möglich in die Heimat gebracht werden.

6.30 Uhr: Eine Nacht in der Umkleide geht für Schweinsteiger und Co. endlich zu Ende. Die DFB-Eskorte bricht unter Polizeischutz Richtung Flughafen auf. Rauball lobt die Mannschaft: „Man kann stolz sein, wie sie diese Nacht überwunden hat.“

8.00 Uhr: Die Lufthansa-Maschine steht auf dem Rollfeld ganz weit abseits des Flughafengebäudes bereit – bewacht von Polizisten mit Maschinengewehren. Die Spieler plumpsen in ihre Sitze. Bis zum Start vergeht aber noch eine Stunde.

9.00 Uhr: Nun sind auch Fans, Sponsoren und Journalisten an Bord. Die Maschine hebt in den Pariser Morgenhimmel ab. Auf dem Flug wird bekannt, dass Löw seine Spieler mindestens für eine Nacht nach Hause schickt. Über das Holland-Spiel soll später entschieden werden.

10.00 Uhr: Die Landung am Samstagmorgen in Frankfurt weckt die erschöpften Spieler aus einem kurzen Schlaf. Die Erleichterung ist bei Lukas Podolski und Co. spürbar. Ihre schwierigste Länderspielreise nimmt am DFB-Stammsitz in Frankfurt ein Ende.

(dpa)

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