„Bin nicht geldgierig“: DFB-Präsident Grindel tritt „tief erschüttert“ zurück

Reinhard Grindel tritt als Präsident des Deutschen Fußball-Bundes zurück. Das teilte er am Dienstagnachmittag mit und bestätigte damit entsprechende Medienberichte.
Epoch Times2. April 2019

Reinhard Grindel ist mit sofortiger Wirkung von seinem Amt als Präsident des Deutschen Fußball-Bundes zurückgetreten. Das teilte er am Dienstagnachmittag in Frankfurt mit und bestätigte damit entsprechende Medienberichte.

„Ich entschuldige mich dafür, dass ich durch mein wenig vorbildliches Handeln in Zusammenhang mit der Annahme einer Uhr Vorurteile gegenüber haupt- oder ehrenamtlich Tätigen im Fußball bestätigt habe“, sagte er.

Jeder, der ihn kenne, wisse, dass er „nicht geldgierig“ sei. Seit dem Wochenende kenne er aber den Wert der Uhr in Höhe von 6.000 Euro, die ein ukrainischer Oligarch und Sportfunktionär ihm geschenkt hatte. Deshalb sei er am Montag auf den DFB-Generalsekretär und den Compliance-Beauftragten des Verbandes zugegangen und habe mit ihnen die Lage erörtert.

Uhr war „reines Privatgeschenk“

Für ihn sei die Uhr ein „reines Privatgeschenk“ gewesen, „ohne jeden Bezug zum ukrainischen Verband oder gar einem Wirtschaftsunternehmen“, sagte Grindel.

Es war für mich ein Gebot der Höflichkeit, dieses Geschenk anzunehmen. Ich bin mit der Annahme des Geschenks offen umgegangen und habe es meinem mich in Genf begleitenden Mitarbeiter gezeigt und es später auch in Frankfurt im Kollegenkreis erwähnt.“

Er habe die Marke der Uhr nicht gekannt und habe auch keine Vorstellung von ihrem Wert gehabt. „Es war ein schweres Versäumnis, diesen Wert nicht sofort zu ermitteln“, so Grindel weiter. Er kündigte an, sich an die Compliance-Beauftragten der FIFA und UEFA wenden und den Vorgang der Zollverwaltung melden zu wollen.

Steuerrechtlich ist wegen bestehender Freigrenzen nach Auskunft meines Steuerberaters die Sache unbedenklich“, fügte er hinzu.

Er selbst könne sich nicht erklären, warum er in dieser Angelegenheit nicht für die nötige Klarheit gesorgt habe. Er sei „fassungslos“ über seinen eigenen Fehler, sagte der scheidende DFB-Präsident.

Ich bin tief erschüttert, dass ich wegen eines solchen Vorgangs meine Funktion als DFB-Präsident aufgeben muss, die ich gerne ausgeübt habe, vor allem um dem Amateurfußball in Deutschland Impulse zu geben.“

Zum Abschluss seiner Ausführungen bat Grindel um eine „faire Beurteilung“ seiner „am Ende leider nur dreijährigen Amtszeit“. Unterdessen teilte der DFB mit, dass die beiden ersten Vizepräsidenten des Verbandes, Rainer Koch und Reinhard Rauball, die Führung des Verbandes interimsmäßig übernehmen werden.

Grindel werde seine internationalen Ämter im FIFA-Council und UEFA-Exekutivkomitee in enger Abstimmung mit dem DFB weiter fortführen, hieß es weiter. Beim DFB-Bundestag Ende September soll ein neuer Präsident gewählt werden. Die kommenden sechs Monate sollen laut DFB dazu genutzt werden, um einen Kandidaten zu finden, der sowohl vom DFB als auch von der DFL getragen werden kann. Zudem wolle man daran arbeiten, „die Strukturen im Verband weiterzuentwickeln und für die Zukunft zu optimieren“, so der DFB weiter.

Lothar Matthäus übt heftige Kritik

Zuvor wurde Grindel bereits heftig kritisiert, auch bei der Eröffnungsgala der Hall of Fame des deutschen Fußballs am Montagabend in Dortmund.

Wenn man in solch einer Position ist und solche Dinge ans Licht kommen, sollte man zumindest Argumente haben, um sie so schnell wie möglich beiseite zu räumen“, kritisierte Rekordnationalspieler Lothar Matthäus, „beim DFB wird aber schon einmal gerne zu lange rumgeeiert.“

Auch Andreas Rettig, Geschäftsführer beim Zweitligisten FC St. Pauli, ging verbal auf Distanz: „Einen Platz in der Hall of Fame würde Grindel heute sicher nicht bekommen. Das Erscheinungsbild des DFB ist schon seit längerer Zeit verbesserungswürdig.“

„Streit ist nie gut“

Diplomatischer äußerten sich Ligapräsident Reinhard Rauball und der ehemalige Bayern-Profi Philipp Lahm zum Thema.

Ich bin einer von wenigen, die die Dinge, die sie zu sagen haben, intern sagen. Das werde ich auch weiterhin so halten“, sagte Rauball.

Lahm, Weltmeister von 2014, reagierte auf Spekulationen, wonach er Grindels Nachfolge antreten könnte, mit einem Lächeln: „Heute ist der 1. April. So will ich das mal stehen lassen.“

Clemens Tönnies, Aufsichtsratsvorsitzender des FC Schalke, gab eine pragmatische Empfehlung an den DFB:

Streit ist nie gut. Ich weiß nicht, was die da untereinander haben. Die sollen sich einig sein und etwas für den deutschen Fußball tun.“

Nicht genannte Zusatzeinkünfte über 78.000 Euro

Der ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete Grindel war am 15. April 2016 zum DFB-Präsidenten gewählt worden. Zuvor war er als Schatzmeister im Präsidium des DFB tätig. Vor seiner Karriere als Politiker und Sportfunktionär war er Journalist.

In seine Amtszeit fiel unter anderem das WM-Debakel von 2018. Zudem war er in den letzten Tagen wegen mehrerer Skandale immer mehr unter Druck geraten. Grindel wird unter anderem vorgeworfen Zusatzeinkünfte über 78.000 Euro als Aufsichtsratschef der DFB-Medien Verwaltungs-Gesellschaft in den Jahren 2016 und 2017 nicht publik gemacht zu haben. (dts/dpa/dts/so)



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