Breitenreiter mit Mut ins Abenteuer Schalke

Gelsenkirchen (dpa) - Gleich an seinem ersten Tag an neuer Wirkungsstätte war es für André Breitenreiter mit der Beschaulichkeit vorbei. Anders als im eher ruhigen Paderborn herrschte bei seiner Vorstellung auf Schalke großer Trubel. Allein…
Epoch Times15. Juni 2015
Gleich an seinem ersten Tag an neuer Wirkungsstätte war es für André Breitenreiter mit der Beschaulichkeit vorbei. Anders als im eher ruhigen Paderborn herrschte bei seiner Vorstellung auf Schalke großer Trubel.

Allein beim Blick auf die zahlreichen Fotografen dürfte es dem 41 Jahre alten Fußball-Lehrer gedämmert haben, auf welches Abenteuer er sich eingelassen hat. Demonstrativ betrieb er Eigenwerbung: „Ich glaube nicht, dass dieser Schritt für mich zu groß ist. Auch als ich nach Paderborn kam, gab es kritische Stimmen. Da kommt einer aus der Regionalliga. Am Ende standen die zwei erfolgreichsten Jahre der Vereinsgeschichte.“

Beim schlagzeilenträchtigen Trainercasting des Revierclubs machte der Außenseiter das Rennen. Mit fast jeder Silbe versuchte Manager Horst Heldt den Eindruck zu entkräften, dass Breitenreiter nach den Absagen von Markus Weinzierl (Augsburg) und den misslungenen Verhandlungen mit Belgiens Nationalcoach Marc Wilmots nur dritte Wahl ist: „Am Ende haben sich zwei Favoriten herauskristallisiert. Weinzierl und Breitenreiter. Einer sitzt heute hier.“

Dennoch gilt die Entscheidung als mutig. Schließlich coachte Breitenreiter noch vor fünf Jahren die F-Jugend des TuS Altwarmbüchen. Auch die Stationen bei Viertligist TuS Havelse und in Paderborn prädestinierten ihn nicht gerade für ein Traineramt bei einem der deutschen Topclubs. Das kann Breitenreiter jedoch nicht schrecken: „Bisher ist es uns noch immer gelungen, das umzusetzen, was wir uns vorgenommen haben. Und die Menschen sind gleich: Egal ob in Havelse, Paderborn oder Schalke.“

Mit ähnlichen Aussagen überzeugte der einstige Junioren-Nationalspieler, der dank einer Klausel für 500 000 Euro aus seinem bis 2016 laufenden Vertrag in Paderborn aussteigen konnte, offenbar auch bei den Vorstellungsgesprächen. Vor allem seine Fähigkeit, trotz schwieriger Rahmenbedingungen und begrenzter finanzieller Möglichkeiten sportlichen Erfolg zu generieren, verschaffte ihm einen Vorteil gegenüber weiteren Kandidaten.

„Wir haben uns aus voller Überzeugung für Breitenreiter entschieden“, sagte Heldt. Um die ohnehin hohe Erwartungshaltung an den neuen Coach nicht noch zu verstärken, verzichtete der Manager auf die Ausgabe konkreter Saisonziele: „Wir wollen vor allem eines: Endlich wieder den Fußball sehen, der die Leute begeistert.“

Die Chancen stehen gut, dass zumindest dieser Wunsch in Erfüllung geht. Denn die von Breitenreiter betreuten Mannschaften zeichneten sich stets durch Attribute aus, die den Schalkern zuletzt fehlten: Teamgeist und Leidenschaft. Dass Breitenreiter zudem als konsequent und durchsetzungsstark gilt, verschaffte ihm weitere Pluspunkte. Von Privilegien für bestimmte Spieler hält er wenig. „Es geht bei uns auf dem Trainingsplatz nach dem Leistungsprinzip. Harte Entscheidungen habe ich noch nie gescheut“, sagte der neue Coach.

Die Entscheidung für Breitenreiter wird für Heldt zu einer kniffligen Angelegenheit. Erweist sich Breitenreiter als ähnlicher Fehlgriff wie sein Vorgänger Roberto Di Matteo, dürfte die Geduld von Vereinschef Clemens Tönnies mit dem Manager aufgebraucht sein.

Nach dem enttäuschenden sechsten Platz in der vergangenen Spielzeit hielt sich Heldt mit Prognosen für die nahe Zukunft zurück. „Wir werden für die kommende Saison keinen Tabellenplatz als Ziel ausgeben“, meinte er und sagte zurückhaltend: „Wir wollen Fußball spielen, der die Fans begeistert.“

Es erhöht die Erfolgsaussichten für Breitenreiter und Heldt, dass ein Leistungsträger erhalten bleibt. Wie der Manager en passant bestätigte, verzichtete Weltmeister Benedikt Höwedes auf den Gebrauch einer Vertragsklausel, die ihm einen vorzeitigen Vereinswechsel für eine festgeschriebene Ablöse von 17 Millionen Euro ermöglicht hätte.

Eine der nächsten Aufgabe des Bundesligasechsten wird es sein, die Verhandlungen mit potenziellen Neuzugängen zu intensivieren. Das kam angesichts der Trainersuche bisher zu kurz. Auf der Position im defensiven Mittelfeld sichtet der Revierclub nach der Absage von Sami Khedira den Markt. Ein Kandidat ist der Mainzer Johannes Geis. Daraus machte Heldt keinen Hehl: „Er ist ein Thema. Wir haben ein Angebot abgegeben.“ Die unter Di Matteo suspendierten Profis Kevin-Prince Boateng und Sidney Sam haben auch mit Breitenreiter keine Zukunft mehr auf Schalke.

(dpa)


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