Frankreich: Nationalfeiertag am Samstag und WM-Finale am Sonntag

110.000 Sicherheitskräfte sind am Wochenende in Frankreich eingeplant: Am Samstag ist Nationalfeiertag und am Sonntag findet das WM-Finale gegen Kroatien statt. YouTuber Travers meint: "Dieses Jahr gehört der Sieg uns".
Titelbild
Fußballfans in Paris am 10. Juli 2018.Foto: ERIC FEFERBERG/AFP/Getty Images
Epoch Times13. Juli 2018

Beim Fußball ist Frankreichs sonst so forscher Präsident Emmanuel Macron vorsichtig. Während die ganze Nation Wetten abschließt, wie hoch „Les Bleus“ am Sonntag Kroatien im Finale der Weltmeisterschaft schlagen, will er keine Prognose abgeben. „Ich bin abergläubisch“, gesteht der 40-Jährige grinsend. Eins jedoch gilt als sicher: Wenn Frankreich zum zweiten Mal nach 1998 Weltmeister wird, dürfte der Glückstaumel mindestens so groß sein wie vor 20 Jahren.

Die Regierung mobilisiert für das Wochenende mit Nationalfeiertag am Samstag und WM-Finale am Sonntag ein beispielloses Aufgebot von 110.000 Sicherheitskräften. „Wir tun alles, damit die Franzosen trotz der weiterhin hohen Bedrohung ausgelassen feiern können“, sagt Innenminister Gérard Collomb.

Auch der stramme Reformkurs des Präsidenten und monatelange Proteste der Gewerkschaften vor allem gegen die Bahnreform haben viele Menschen erschöpft. Die Zustimmungswerte für Macron sind zu Beginn der Sommerferien im Keller, Parlamentarier und Mitarbeiter im Elysée klagen über Burnout.

YouTuber Travers: „Dieses Jahr gehört der Sieg uns“

Deshalb richten viele ihre Hoffnung nun auf einen Befreiungsschlag durch den zweiten Stern – gerade auch die „Generation 2018“, von der in Frankreich nun viel die Rede ist. Dazu zählt sich der 21-jährige YouTube-Star Hugo Travers: „Wir gehören zu dieser Generation, die den Sieg von 1998 nicht erlebt hat, die nur die Grausamkeit von 2006 kennt“, als Italien Frankreich im Elfmeterschießen bei der WM in Deutschland demütigte.

Gegen Kroatien wird das nicht passieren, glaubt Travers: „Dieses Jahr gehört der Sieg uns“, schreibt er im sozialen Netzwerk Instagram und erntet damit zahlreiche Likes.

Ermutigung kann diese Generation gut gebrauchen. Sie ist mit den Zukunftsängsten der Finanzkrise ab 2008 groß geworden, hat eine explodierende Jugendarbeitslosigkeit und große soziale Unsicherheiten. Das gilt vor allem für die jungen Leute in den berüchtigten französischen Hochhaussiedlungen in den Vororten, den Banlieues.

Kein Zufall, dass der 19-jährige Stürmer Kylian Mbappé ihr Held ist. Aufgewachsen ist der Sohn eines Kameruner Fußballspielers und einer französischen Handballerin in der Pariser Vorstadt Bondy, die bisher eher durch Drogenhandel und Gewalt gegen Polizisten Schlagzeilen machte. Sein Ausblick auf das Match am Sonntag klingt wie ein Appell an seine Generation: „Wir sind auf dem Weg nach oben. Wir müssen nun alles geben. Wir sind eine Gemeinschaft.“

„Im Fall eines Siegs wird aber das internationale Prestige Frankreichs steigen“

So wie die legendäre Nationalelf von 1998 mit ihrem Kapitän Didier Deschamps, der jetzt als Trainer Weltmeister werden will. Der Finalsieg der Franzosen mit zum Teil arabischen und afrikanischem Hintergrund („black blanc beur“) schweißte die Nation damals zusammen und verschaffte dem konservativen Präsidenten Jacques Chirac ein Umfragehoch.

Darauf könne Macron allerdings höchstens kurzfristig hoffen, meint der Leiter des Pariser Instituts für Internationale und Strategische Beziehungen IRIS, Pascal Boniface, zu dessen Spezialgebieten der Sport gehört. „Im Fall eines Siegs wird aber das internationale Prestige Frankreichs steigen.“ Das sei schon beim Nato-Gipfel deutlich geworden, als zahlreiche Staats- und Regierungschefs Macron zum Einzug der „Équipe Tricolore“ ins Finale gratuliert hätten.

Langfristig könne der Fußball allein die Franzosen nicht aus dem Stimmungstief reißen, glaubt Boniface. Zum Ende von Macrons jetziger Amtszeit im Jahr 2022 zähle „die Arbeitslosenquote, nicht der zweite Stern“, betont der Experte. „Er wird zwar der Moral des Landes gut tun, aber er wird die Sichtweise der Franzosen nicht grundlegend verändern.“

(afp)



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