Gruppenzwang im DFB-Team: Nur zwei Spieler – und eine PR-Agentur – wollten Polit-Eklat

Hat eine SPD-Seilschaft dem DFB-Team die „Hand vor Mund“-Geste vor dem Japan-Spiel bei der FIFA-WM aufgezwungen? Vorwürfe gegen eine PR-Agentur werden laut.
Titelbild
Thomas Müller bei der Fußball-WM, 1. Dezember 2022.Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images
Von 5. Dezember 2022

An dieser Stelle wird ein Podcast von Podcaster angezeigt. Bitte akzeptieren Sie mit einem Klick auf den folgenden Button die Marketing-Cookies, um den Podcast anzuhören.

Hat eine Werbeagentur mit Verbindung in höchste SPD-Kreise die FIFA-WM in Katar gezielt zur politischen Propaganda genutzt – auf Kosten des DFB-Teams? Medienberichte lassen die Ereignisse rund um das Vorrundenaus der deutschen Mannschaft bei der 22. Fußball-Weltmeisterschaft in einem neuen Licht erscheinen.

Die Politisierung des Auftritts im Golfemirat könnte so viel an Unruhe in die Mannschaft getragen haben, dass dies auch die sportliche Leistung beeinflusste.

Nur zwei Spieler im DFB-Team forderten politisches Statement

Eine halbe Woche nach dem zweiten Vorrundenaus des DFB-Teams bei einer WM in Folge geht es an die Aufarbeitung der Pleite. Mittlerweile hat die Social-Media-Debatte um das aus Sicht vieler Zuschauer zu politische Auftreten der Mannschaft den medialen Mainstream erreicht. Auch wenn sportliche Faktoren letztlich auf dem Platz den Ausschlag gaben, könnten die Ideologie-Debatten den Teamgeist geschädigt haben.

Dies unterstreicht unter anderem ein Bericht der „Bild“. Diesem zufolge seien nur zwei Spieler treibende Kräfte der woken Geste vor dem ersten Gruppenspiel gegen Japan gewesen. Die Mannschaft hatte sich beim Gruppenfoto geschlossen die Hand vor den Mund gehalten. Auf diese Weise wollte man Protest gegen die FIFA zum Ausdruck bringen.

Der Weltfußballverband hatte zuvor sieben europäischen Verbänden die Verwendung der sogenannten One-Love-Binde bei den Spielen untersagt. Die Europäer wollten mit dieser auf die Menschenrechtslage in Katar und insbesondere die Situation der LGBTQ-Community im Emirat hinweisen.

Eklat bei der Mannschaftssitzung

Die FIFA wollte jedoch eine Instrumentalisierung des Sports für politische Botschaften verhindern. Aus den Verbänden hieß es, man wolle für das politische Zeichen notfalls eine Geldstrafe in Kauf nehmen. Als der Weltverband jedoch sportliche Sanktionen für einen Verstoß gegen seine Anordnung in Aussicht stellte, gaben die beteiligten nationalen Verbände klein bei.

Die Mehrzahl der Nationalspieler wollte damit die Sache offenbar auf sich beruhen lassen. Anders jedoch DFB-Chef Bernd Neuendorf: Er inszenierte sich in deutschen Leitmedien als Opfer der FIFA. Die Spieler Manuel Neuer und Leon Goretzka forderten im Rahmen einer Teamsitzung, ein anderes Zeichen zu setzen. Sie schlugen dazu mehrere mögliche Gesten vor.

Der Rest des Teams soll dafür plädiert haben, sich lieber auf die sportliche Vorbereitung zu konzentrieren. Joshua Kimmich erklärte öffentlich, er wolle „den Fokus auf den Job richten“. Ein Spieler soll sogar unter der Bekundung, „keinen Bock“ auf politische Fragen zu haben, aus der Sitzung gegangen sein.

DFB-Team als Spielball einer SPD-Seilschaft?

Am Ende setzte sich jedoch der Gruppenzwang durch und die „Hand auf Mund“-Geste wurde zum Minimalkonsens. Wie „Sport 1“ berichtet, soll auch eine PR-Agentur eine Rolle bei der Polit-Geste gespielt haben.

Demnach habe sich DFB-Team-Geschäftsführer Oliver Bierhoff an das Büro „BrinkertLück Creatives“ gewandt. Diese bezeichnet sich selbst als „Werteagentur für gesellschaftliche Kommunikation, Sport und ökosoziale Transformation“. Im Jahr 2021 wurde sie sogar als „Agentur des Jahres“ von W&V ausgezeichnet.

Die Agentur ist nicht nur Urheberin des geplanten „Binden-Protests“ bei der FIFA-WM, sie ist auch eng mit der Spitze der SPD bis zu Bundeskanzler Olaf Scholz verflochten. DFB-Chef Neuendorf war in den 2000er-Jahren aktiver Politiker der Sozialdemokraten in NRW. „BrinkertLück“ zeichnet sich neben Kampagnen für SPD-Politiker auch für die jüngste Corona-Impfkampagne der Bundesregierung verantwortlich.

Bereits im Vorfeld des WM-Turniers hatte Leon Goretzka im Rahmen einer BrinkertLück-Kampagne in Aussicht gestellt: „Wir treten in Katar für unsere Werte ein.“ Möglicherweise haben die meisten seiner Mannschaftskameraden erst später davon erfahren, dass man ein „politisches Zeichen“ von ihnen erwarte.

Hitzlsperger äußert sich selbstkritisch

Mittlerweile geben sich auch ursprüngliche Befürworter politischer Statements während der Fußball-WM selbstkritisch. ARD-Experte Thomas Hitzlsperger räumte ein, dass die ständige Befassung des DFB-Teams mit politischen Themen einen Anteil am frühen Aus gehabt habe. Er erklärte gegenüber „Bild“:

Ich bin der Meinung, die Spieler haben sich am Ende zu sehr damit beschäftigen müssen und es war nicht förderlich. Aber man muss auch sagen, kein Spieler hat es bisher als Alibi genutzt, und das fand ich sehr, sehr gut.“

Vor dem Turnier hatte Hitzlsperger gegenüber dem SWR erklärt, der geplante Protest mit der „One Love“-Binde in Katar gehe nicht weit genug. Er forderte gleich das Zeigen der Regenbogenfahne. Mittlerweile sagt er:

Wir – und ich beziehe mich da natürlich mit ein – oder auch der Verband können natürlich nicht von der Mannschaft fordern, dass sie das jetzt machen muss. Es wird nicht mehr funktionieren. Wir sind dafür richtig auf die Fresse geflogen.“

Es bleibt offen, inwieweit es im DFB nun Konsequenzen für die „Politiker“ in Verband und Mannschaft geben wird. Immerhin hatten auch schon bei der WM 2018 außersportliche Agenden eine möglicherweise dem Erfolg nicht förderliche Rolle gespielt. Damals hatten ideologische Debatten rund um das Veranstalterland, aber auch um die Spieler Mesut Özil und İlkay Gündoğan das Mannschaftsklima belastet.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion