Kiez-Club St. Pauli fordert Leipziger Millionarios     

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Die Leipziger Fans träumen vom Aufstieg.Foto: Jan Woitas/dpa
Epoch Times20. August 2015
Im Spitzenspiel der 2. Fußball-Bundesliga zwischen RB Leipzig und dem FC St. Pauli treffen am Sonntag zwei Vereine aufeinander, die Welten trennen.

Hier der 2009 von einem Weltkonzern (Red Bull) gegründete Club aus Sachsen, der seither mit aller Macht in die Spitze der 1. Liga geführt werden soll. Dort der Verein aus dem Hamburger Rotlichtbezirk, der seine sportlichen Ziele mit völlig anderen Mitteln verfolgt.

„Für den FC St. Pauli stellt sich die Frage: Wie schaffen wir den größtmöglichen sportlichen Erfolg bei Einhaltung unserer Werte, für die der Verein steht?“, erläuterte Clubchef Oke Göttlich, der aus der Fan-Szene kommt und als erklärter Kommerz-Kritiker gilt.

Er legt jedoch Wert auf die Feststellung, dass das Duell des Dritten beim Zweiten „nicht zum Klassenkampf hochstilisiert“ werden sollte. Dennoch gab es im Vorfeld Irritationen, weil St. Pauli auf seiner Homepage das dem Konzern-Logo ähnelnde RB-Logo entfernte und dort nun schlicht Leipzig steht. „Wir behalten uns das Recht vor, in eigenen Publikationen unsere Sicht der Dinge kundzutun – egal, ob Kritik oder Lob“, wurde ein Vereinssprecher zitiert. Göttlich äußerte sich nicht.

Die Leipziger reagierten belustigt. „Das Vorgehen ist völlig albern. Wenn Herr Rettig nun seinen Dienst antritt, wird ihm unser Vereinslogo sicher wieder einfallen, denn er hat es im Zuge des Lizenzierungsprozesses bis zum Ergebnis mit begleitet“, sagte der RBL-Vorstandsvorsitzende Oliver Mintzlaff der „Bild“. Der bisherige Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL), Andreas Rettig, tritt seinen St. Pauli-Dienst am 1. September an, nachdem er Ende Juni sein Amt bei der DFL niedergelegt hatte.

Göttlich, Geschäftsführer eines digitalen Medienunternehmens, ist seit November der neue Mann an der Clubspitze, obwohl Vorgänger Stefan Orth eine sportlich passable und wirtschaftlich sogar exzellente Bilanz vorlegen konnte. Aber: Der linksalternativ angehauchte und auf Basisdemokratie setzende Kiezclub entwickelte sich zuletzt immer mehr zum normalen Verein, was den Widerstand in der Pauli-Family größer werden ließ. Prompt nominierte der Aufsichtsrat Orth nicht wieder.

Göttlich & Co. sind dabei, das Rad wieder zurückzudrehen. „Wir haben entschieden, mitgliederbestimmt sein zu wollen. Und das soll auch so bleiben. Es darf nie um die Interessen einzelner gehen.“ Man brauche die starke Gemeinschaft, um erfolgreich zu sein. Für Andreas Rettig, St. Paulis neuen kaufmännischen Geschäftsleiter, hat der Verein eine sehr gute Perspektive, weil er wie kein anderer „für bestimmte Werte steht und eintritt: Die Sehnsucht nach Heimat und Wir-Gefühl bringt ihm auch außerhalb Hamburgs große Sympathien.“

Anders als dem oft als „Retortenclub“ verschrienen Leipziger Verein. Nachdem 2006 Red Bulls Versuch der Übernahme von Sachsen Leipzig an der DFB-Satzung (Namensgebung zu Werbezwecken ist unzulässig) noch scheiterte, wurde im Mai 2009 der eigenständige Verein RB Leipzig gegründet. Der übernahm als RasenBallsport Leipzig das Startrecht des SSV Markranstädt für die Oberliga Nordost – Red Bull sicherte sich bis 2020 die Namensrechte am Leipziger Zentralstadion. Und wirbt dort fleißig, wobei die Filiale – auch in Salzburg, Sao Paulo, New York und Sogakope/Ghana gibt es Red-Bull-Clubs – Teil eines weltweiten Fußball-Franchise-Systems ist. Um den Bekanntheitsgrad zu erhöhen, soll RB Leipzig so schnell wie möglich in Liga 1 spielen.

Dafür wird geklotzt: RBL gab im Sommer 15,6 Millionen Euro – mehr als alle 17 Zweitliga-Rivalen zusammen – aus. Allein das gerade 20 Jahre alte Stürmertalent Davie Selke kostete acht Millionen. Zum Vergleich: Im St. Pauli-Kader ist der kroatische 950 000-Euro-Mann Ante Budimir der zweitteuerste Einkauf der Vereinsgeschichte. Aber die Hamburger hätten es auch anders haben können. Denn ehe man sich für Leipzig entschied, hatte Red Bull unter anderem auch den Kiez-Club im Visier. Doch aus der Übernahme wurde nichts. „Das Thema schaffte es nicht mal in die Präsidiumssitzung“, erklärte der damalige Vizepräsident Orth.

(dpa)

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