Länderspiel-Neuling Can: Auf Özils und Gündogans Spuren

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Emre Can (M) steht vor seinem Debüt für die A-Nationalmannschaft des DFB.Foto: Fredrik von Erichsen/dpa
Epoch Times4. September 2015
Völlig überraschend kam für Emre Can die Premieren-Einladung von Joachim Löw nicht.

Es war schließlich eine Nominierung mit einem „etwas längeren Vorlauf“, wie der einzige Neuling im Aufgebot der deutschen Fußball-Nationalmannschaft für die EM-Qualifikationsspiele gegen Polen und Schottland verriet. Bereits im Sommer hatte der Bundestrainer mit dem 21 Jahre alten Mittelfeldspieler vom FC Liverpool ein Gespräch geführt, schon damals ging es um die Beförderung des damaligen U21-Kapitäns.

„Emre hat sich in Liverpool gut entwickelt, er ist variabel, seine Präsenz und Dynamik gefallen uns“, äußerte Löw über Can. Der Bundestrainer bescheinigte dem Youngster vor der Partie gegen Polen einen guten Einstand im DFB-Kreis. „Er hat auf mich einen guten Eindruck gemacht. Er hat sich schnell eingewöhnt und angepasst“, berichtete Löw. Der 55-Jährige schätzt an Can auch dessen vielseitige Verwendungsmöglichkeiten im Defensivbereich.

„Er ist ein Spieler, der flexibel einsetzbar ist“, sagte Löw und zählte mehrere Positionen auf: Rechtsverteidiger in einer Dreier- und Viererkette, dazu die bedeutsame Position sechs im Mittelfeld. „Und er verfügt über eine sehr gute Passtechnik“, lobte der Bundestrainer, dem diese Qualität besonders wichtig ist. Defensivakteure sind für Löw beileibe keine reinen Zerstörer.

„Aufgeregt“ absolvierte Can in seiner Heimatstadt Frankfurt die ersten Schritte im Kreise der Fußball-Weltmeister. Und noch viel angespannter werde er sein, wenn er tatsächlich in einem der beiden Punktspiele sein Länderspieldebüt feiern dürfte, gestand der Deutsch-Türke. So ganz überraschend wäre auch das nicht, obwohl Löw ihn hauptsächlich zum „besseren Kennenlernen“ eingeladen hatte.

Die zehn Jahre unter der Leitung von Löw lehren jedoch, dass es bisweilen sehr schnell gehen kann mit dem Aufstieg zum Nationalspieler. Can könnte schneller als erwartet dem Beispiel seiner etablierten Kollegen Mesut Özil und Ilkay Gündogan folgen. Denn erst ein Pflichtspieleinsatz im deutschen A-Team bindet Can fest an den DFB – die Türkei wäre als Alternative endgültig ausgeschieden.

Mesut Özil spielte 2009 noch für Werder Bremen, als ihn Löw am 12. August 2009 beim 2:0-Sieg im WM-Qualifikationsspiel in Baku gegen Aserbaidschan in der 84. Minute für Mario Gomez einwechselte. Ilkay Gündogan war auch erst ein Versprechen für die Zukunft, als Löw den Dortmunder 2011 in der EM-Quali beim 3:1-Erfolg in Düsseldorf gegen Belgien für Philipp Lahm brachte. Beide waren damals 20, bei beiden erfolgte die Einwechslung in der 84. Minute, als das Spiel jeweils vorentschieden war. Fortan waren beide für den DFB festgespielt.

Can hat seit der U15 alle Nachwuchsteams beim DFB durchlaufen. Im Verein führte ihn sein Weg vom FC Bayern München über Bayer Leverkusen nach England zum FC Liverpool. „Ich bin Bundesligaspieler geworden, ich habe alle U-Nationalmannschaften durchlaufen, ich spiele in der Premier League. Und jetzt bin ich hier beim A-Team. Wahnsinn“, beschrieb er seine rasante Entwicklung.

Trotzdem ist er immer noch ein Azubi. Bei der U21-Europameisterschaft in Tschechien war Can im Sommer der Anführer im Team von Trainer Horst Hrubesch. Es war ein lehrreiches Turnier für den Kapitän, der mit dem DFB-Nachwuchs im Halbfinale 0:5 gegen Portugal unterging und ausschied. Can gab danach erstaunlich offen und ehrlich sein persönliches Versagen zu. „80 oder 90 Prozent reichen nicht, wer das denkt, hat schon verloren“, lautet seine wichtigste EM-Erkenntnis.

Weniger als hundert Prozent werden auch nicht reichen, um sich bei Löw zu etablieren und schon 2016 bei der Europameisterschaft der Erwachsenen dabei zu sein. In der U21 war er Wortführer, jetzt muss er vor allem zuhören, was die Führungsspieler des A-Teams sagen. „Das ist absolut selbstverständlich und fällt mir überhaupt nicht schwer. Ich kenne meine Rolle, ich habe null Probleme damit, mich hinten anzustellen“, sagte Can. Er ist jung, er kann auf seine Zeit warten. Schließlich denkt und plant Löw schon weit in die Zukunft. „Die EM ist ein Etappenziel“, sagte der Bundestrainer. Das Fernziel heißt Russland 2018, für Löw nach dem WM-Triumph in Rio „die Mission II“.

(dpa)

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