WM-Mission: DFB-Elf will erstes Zeichen setzen

Ottawa (dpa) - Selbst bei der routiniertesten deutschen Spielerin kribbelt es nun gewaltig. Um die Nervosität vor dem Start in ihr letztes großes Fußball-Turnier zu unterdrücken, hat Nadine Angerer ihre eigene Strategie. „Wir wollen im…
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Gegen das Kribbeln schaltet Nadine Angerer in den Kampfmodus.Foto: Carmen Jaspersen/dpa
Epoch Times5. Juni 2015
Selbst bei der routiniertesten deutschen Spielerin kribbelt es nun gewaltig. Um die Nervosität vor dem Start in ihr letztes großes Fußball-Turnier zu unterdrücken, hat Nadine Angerer ihre eigene Strategie.

„Wir wollen im richtigen Kampfmodus beginnen“, sagte die Torhüterin vor dem WM-Auftaktmatch gegen die Elfenbeinküste angriffslustig. Die 36 Jahre alte Torfrau der DFB-Auswahl überlässt nichts dem Zufall und will am 5. Juli in Vancouver die internationale Fußball-Bühne nach 19 Jahren unbedingt als Weltmeisterin verlassen: „Wir haben die Vision, hier den Titel zu holen.“

Zwei Tage vor dem Aufgalopp gegen den krassen Außenseiter aus Afrika an diesem Sonntag (22.00 Uhr MESZ/ZDF und Eurosport) in Ottawa gingen die deutschen Fußballerinnen erstmal baden. Zur Ablenkung vom Vorbereitungsstress stieg das Team von Silvia Neid am Freitagmorgen (Ortszeit) in einen Amphibien-Bus namens „Lady Dive“. Die halbstündige Sightseeing-Tour durch Kanadas Hauptstadt endete am Marina-Park „Jacques Cartier“ am Fuß der Alexandra Bridge im Ottawa River. Die Maßnahme diente vor allem dazu, durchzuschnaufen, den Kopf frei zu bekommen, um sich dann auf den WM-Startschuss zu fokussieren.

Angerer erinnerte an den abschließenden WM-Test in der Schweiz vor zehn Tagen, als der Gegner der schläfrigen DFB-Elf anfangs arg zu schaffen machte, mit aggressivem Pressing den Schneid abkaufte und gar 1:0 in Führung ging. „Das darf man sich hier bei der WM nicht erlauben“, mahnte die Bundestrainerin. Es sei wichtig, von der ersten Sekunde an hochkonzentriert zu sein. Beim Kontrahenten darf erst gar nicht das Gefühl aufkommen, als sei gegen den zweimaligen Weltmeister und achtmaligen Europameister irgendetwas zu holen.

Dass WM-Mitfavorit Deutschland beim Griff nach dem dritten Stern zum Turnierstart in der Gruppe B auf die laut FIFA-Weltrangliste schlechteste Mannschaft der 24 Teilnehmer trifft, ist Fluch und Segen zugleich. Einerseits birgt das Duell mit der Nr. 67 der Welt größeres Blamage-Potenzial, könnte aber auch die Diskussion um den Sinn der Erweiterung des WM-Feldes neu entfachen. Darüber hinaus bietet sich der DFB-Elf die Gelegenheit, sich auf schwerere Aufgaben einzustimmen. Dass diese kommen, ist sicher. Nicht umsonst traut Neid gleich acht Teams in Kanada den WM-Coup zu.

Die „Elefantinnen“ gehören nicht zum Favoritenkreis, auch wenn immer wieder kolportiert wird, dass die Elf von Clementine Touré ein unangenehmer Gegner sei. „Wir haben gehört, dass sie sehr schnell und robust sind“, meinte Angerer nun. Man merkte der Weltfußballerin von 2013 an, dass sie praktisch (noch) nichts über den Dritten der Afrika-Meisterschaft wusste. Der Fußball-Verband der Ivorer gab sich im Vorfeld größte Mühe, keinerlei Informationen aus dem Land zu lassen. So ist die Elf die wohl größte WM-Wundertüte – bis Sonntag.

Gleichwohl oder gerade deshalb warnte Neid, die den mangelnden Kooperationswillen der Ivorerinnen beklagte, im Interview der „Süddeutschen Zeitung“ nochmals vor zu hohen Erwartungen: „Die Elfenbeinküste mag Außenseiter sein, aber auch gegen so eine Mannschaft, die sich vielleicht mit zwei Fünferketten hinten rein stellt, muss man erst einmal zum Abschluss kommen und treffen.“

Natürlich muss Neid warnen, die vermeintliche Stärke des Gegners preisen, um in ihrem Edelkader erst gar keinen Schlendrian aufkommen zu lassen und die Öffentlichkeit auf den unwahrscheinlichen Fall des zähen Ringens vorzubereiten. Realistisch betrachtet wäre alles andere als ein Kantersieg auf dem Kunstrasen des 24 000 Zuschauer fassenden Landsdowne-Stadions ein großes Frauenfußball-Wunder.

Dass die akribische Trainerin, die im Fall der Olympia-Qualifikation für Brasilien den Staffelstab im Herbst 2016 an Steffi Jones weiterreicht, bei ihrer letzten WM ein noch so kleines Detail übersieht – darauf sollte kein Gegner hoffen.

(dpa)

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